Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Das hat mich verursachet, Das ich mein Leben g'wagt, Den Jammer ich betrachtet, Des Landmanns schwere Klag: Viel lieber wollt ich sterben, Dann leben in solcher Schand, Dem Vaterland erwerben Wollt ich den freien Stand. Den Filz wollt ich nicht ehren, Den aufgesteckten Hut; Das schmerzte den Zwingherren In seinem Uebermuth; Er faßt ein Anschlag eitel, Daß ich müst schiessen geschwind, Ein Apfel von dem Scheitel Meinem herzliebsten Kind. Ich bat Gott um sein Güte, Und spannte auf mit Schmerz, Vor Angst und Zwang mir blut'te Mein väterliches Herz: Den Pfeil konnt ich wohl setzen, Bewahret war der Knab, Ich schoß ihm unverletzet Vom Haupt den Apfel ab. Auf Gott stund all mein Hoffen, Der leitet meinen Pfeil, Doch hätt' mein Kind getroffen, Hätt' ich fürwahr in Eil Das hat mich verurſachet, Das ich mein Leben g'wagt, Den Jammer ich betrachtet, Des Landmanns ſchwere Klag: Viel lieber wollt ich ſterben, Dann leben in ſolcher Schand, Dem Vaterland erwerben Wollt ich den freien Stand. Den Filz wollt ich nicht ehren, Den aufgeſteckten Hut; Das ſchmerzte den Zwingherren In ſeinem Uebermuth; Er faßt ein Anſchlag eitel, Daß ich muͤſt ſchieſſen geſchwind, Ein Apfel von dem Scheitel Meinem herzliebſten Kind. Ich bat Gott um ſein Guͤte, Und ſpannte auf mit Schmerz, Vor Angſt und Zwang mir blut'te Mein vaͤterliches Herz: Den Pfeil konnt ich wohl ſetzen, Bewahret war der Knab, Ich ſchoß ihm unverletzet Vom Haupt den Apfel ab. Auf Gott ſtund all mein Hoffen, Der leitet meinen Pfeil, Doch haͤtt' mein Kind getroffen, Haͤtt' ich fuͤrwahr in Eil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0142" n="130"/> <lg n="4"> <l>Das hat mich verurſachet,</l><lb/> <l>Das ich mein Leben g'wagt,</l><lb/> <l>Den Jammer ich betrachtet,</l><lb/> <l>Des Landmanns ſchwere Klag:</l><lb/> <l>Viel lieber wollt ich ſterben,</l><lb/> <l>Dann leben in ſolcher Schand,</l><lb/> <l>Dem Vaterland erwerben</l><lb/> <l>Wollt ich den freien Stand.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Den Filz wollt ich nicht ehren,</l><lb/> <l>Den aufgeſteckten Hut;</l><lb/> <l>Das ſchmerzte den Zwingherren</l><lb/> <l>In ſeinem Uebermuth;</l><lb/> <l>Er faßt ein Anſchlag eitel,</l><lb/> <l>Daß ich muͤſt ſchieſſen geſchwind,</l><lb/> <l>Ein Apfel von dem Scheitel</l><lb/> <l>Meinem herzliebſten Kind.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ich bat Gott um ſein Guͤte,</l><lb/> <l>Und ſpannte auf mit Schmerz,</l><lb/> <l>Vor Angſt und Zwang mir blut'te</l><lb/> <l>Mein vaͤterliches Herz:</l><lb/> <l>Den Pfeil konnt ich wohl ſetzen,</l><lb/> <l>Bewahret war der Knab,</l><lb/> <l>Ich ſchoß ihm unverletzet</l><lb/> <l>Vom Haupt den Apfel ab.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Auf Gott ſtund all mein Hoffen,</l><lb/> <l>Der leitet meinen Pfeil,</l><lb/> <l>Doch haͤtt' mein Kind getroffen,</l><lb/> <l>Haͤtt' ich fuͤrwahr in Eil</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0142]
Das hat mich verurſachet,
Das ich mein Leben g'wagt,
Den Jammer ich betrachtet,
Des Landmanns ſchwere Klag:
Viel lieber wollt ich ſterben,
Dann leben in ſolcher Schand,
Dem Vaterland erwerben
Wollt ich den freien Stand.
Den Filz wollt ich nicht ehren,
Den aufgeſteckten Hut;
Das ſchmerzte den Zwingherren
In ſeinem Uebermuth;
Er faßt ein Anſchlag eitel,
Daß ich muͤſt ſchieſſen geſchwind,
Ein Apfel von dem Scheitel
Meinem herzliebſten Kind.
Ich bat Gott um ſein Guͤte,
Und ſpannte auf mit Schmerz,
Vor Angſt und Zwang mir blut'te
Mein vaͤterliches Herz:
Den Pfeil konnt ich wohl ſetzen,
Bewahret war der Knab,
Ich ſchoß ihm unverletzet
Vom Haupt den Apfel ab.
Auf Gott ſtund all mein Hoffen,
Der leitet meinen Pfeil,
Doch haͤtt' mein Kind getroffen,
Haͤtt' ich fuͤrwahr in Eil
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