Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Daß ich verlohren soll seyn.

Da kam sie vor die Hölle,
Gar traurig klopft sie an.
Es hören sie all die Teufel,
Sie hießen sie einergehn.
Der erste der macht's Thürle auf
Der andre sucht einen Stuhl,
Der dritte der blast's Feuer auf,
Der viert schürt wacker zu.
Was hat sie vor ihren Aeuglein stehn,
Ein kleines Kindelein;
Hat sie das Kind getödtet
Hat sie das Kind getödtet,
So muß sie leiden Pein.
Hab' ich das Kind getödtet,
Hab' ich das Kind getödtet,
Und muß ich leiden Pein,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Warum sollt's Gott nicht erbarmen,
Daß ich verloren soll seyn.


Ständchen.

(Fliegende Blätter.)

Liegst du schon in sanfter Ruh
Und thust dein schwarzbraun Aeuglein zu,

Warum ſollt's Gott nicht erbarmen,
Warum ſollt's Gott nicht erbarmen,
Daß ich verlohren ſoll ſeyn.

Da kam ſie vor die Hoͤlle,
Gar traurig klopft ſie an.
Es hoͤren ſie all die Teufel,
Sie hießen ſie einergehn.
Der erſte der macht's Thuͤrle auf
Der andre ſucht einen Stuhl,
Der dritte der blaſt's Feuer auf,
Der viert ſchuͤrt wacker zu.
Was hat ſie vor ihren Aeuglein ſtehn,
Ein kleines Kindelein;
Hat ſie das Kind getoͤdtet
Hat ſie das Kind getoͤdtet,
So muß ſie leiden Pein.
Hab' ich das Kind getoͤdtet,
Hab' ich das Kind getoͤdtet,
Und muß ich leiden Pein,
Warum ſollt's Gott nicht erbarmen,
Warum ſollt's Gott nicht erbarmen,
Daß ich verloren ſoll ſeyn.


Staͤndchen.

(Fliegende Blaͤtter.)

Liegſt du ſchon in ſanfter Ruh
Und thuſt dein ſchwarzbraun Aeuglein zu,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0228" n="216"/>
              <l>Warum &#x017F;ollt's Gott nicht erbarmen,</l><lb/>
              <l>Warum &#x017F;ollt's Gott nicht erbarmen,</l><lb/>
              <l>Daß ich verlohren &#x017F;oll &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Da kam &#x017F;ie vor die Ho&#x0364;lle,</l><lb/>
              <l>Gar traurig klopft &#x017F;ie an.</l><lb/>
              <l>Es ho&#x0364;ren &#x017F;ie all die Teufel,</l><lb/>
              <l>Sie hießen &#x017F;ie einergehn.</l><lb/>
              <l>Der er&#x017F;te der macht's Thu&#x0364;rle auf</l><lb/>
              <l>Der andre &#x017F;ucht einen Stuhl,</l><lb/>
              <l>Der dritte der bla&#x017F;t's Feuer auf,</l><lb/>
              <l>Der viert &#x017F;chu&#x0364;rt wacker zu.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Was hat &#x017F;ie vor ihren Aeuglein &#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>Ein kleines Kindelein;</l><lb/>
              <l>Hat &#x017F;ie das Kind geto&#x0364;dtet</l><lb/>
              <l>Hat &#x017F;ie das Kind geto&#x0364;dtet,</l><lb/>
              <l>So muß &#x017F;ie leiden Pein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Hab' ich das Kind geto&#x0364;dtet,</l><lb/>
              <l>Hab' ich das Kind geto&#x0364;dtet,</l><lb/>
              <l>Und muß ich leiden Pein,</l><lb/>
              <l>Warum &#x017F;ollt's Gott nicht erbarmen,</l><lb/>
              <l>Warum &#x017F;ollt's Gott nicht erbarmen,</l><lb/>
              <l>Daß ich verloren &#x017F;oll &#x017F;eyn.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Sta&#x0364;ndchen</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Fliegende Bla&#x0364;tter.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">L</hi>ieg&#x017F;t du &#x017F;chon in &#x017F;anfter Ruh</l><lb/>
              <l>Und thu&#x017F;t dein &#x017F;chwarzbraun Aeuglein zu,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0228] Warum ſollt's Gott nicht erbarmen, Warum ſollt's Gott nicht erbarmen, Daß ich verlohren ſoll ſeyn. Da kam ſie vor die Hoͤlle, Gar traurig klopft ſie an. Es hoͤren ſie all die Teufel, Sie hießen ſie einergehn. Der erſte der macht's Thuͤrle auf Der andre ſucht einen Stuhl, Der dritte der blaſt's Feuer auf, Der viert ſchuͤrt wacker zu. Was hat ſie vor ihren Aeuglein ſtehn, Ein kleines Kindelein; Hat ſie das Kind getoͤdtet Hat ſie das Kind getoͤdtet, So muß ſie leiden Pein. Hab' ich das Kind getoͤdtet, Hab' ich das Kind getoͤdtet, Und muß ich leiden Pein, Warum ſollt's Gott nicht erbarmen, Warum ſollt's Gott nicht erbarmen, Daß ich verloren ſoll ſeyn. Staͤndchen. (Fliegende Blaͤtter.) Liegſt du ſchon in ſanfter Ruh Und thuſt dein ſchwarzbraun Aeuglein zu,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/228
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/228>, abgerufen am 25.11.2024.