Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Die Jungfrau, die war edel, Sie thät ein Abendgang, Sie ging gar traurigliche, Da sie den Wächter fand; O Wächter mein trit her zu mir, Selig will ich dich machen, Dürft ich vertrauen dir. Ihr sollet mir vertrauen Zart edle Jungfrau fein, Doch fürcht ich nichts so sehre, Als eures Vaters Grim. Ich fürchte eures Vaters Zorn, Wo es mir misselungen, Mein Leib hab ich verlorn. Es soll uns nicht mißlingen, Es soll uns wohl ergehn, Ob ich entschlafen würde, So weck mich mit Getön, Ob ich entschlafen wär zu lang, O Wächter, traut Geselle, So weck mich mit Gesang. Sie gab das Geld dem Alten, Den Mantel an sein Arm. "Fahrt hin mein schöne Jungfraue "Und daß euch Gott bewahr, "Daß er euch wohl behüt!" Es kränkt demselben Wächter Sein Leben und Gemüth. Die Jungfrau, die war edel, Sie thaͤt ein Abendgang, Sie ging gar traurigliche, Da ſie den Waͤchter fand; O Waͤchter mein trit her zu mir, Selig will ich dich machen, Duͤrft ich vertrauen dir. Ihr ſollet mir vertrauen Zart edle Jungfrau fein, Doch fuͤrcht ich nichts ſo ſehre, Als eures Vaters Grim. Ich fuͤrchte eures Vaters Zorn, Wo es mir miſſelungen, Mein Leib hab ich verlorn. Es ſoll uns nicht mißlingen, Es ſoll uns wohl ergehn, Ob ich entſchlafen wuͤrde, So weck mich mit Getoͤn, Ob ich entſchlafen waͤr zu lang, O Waͤchter, traut Geſelle, So weck mich mit Geſang. Sie gab das Geld dem Alten, Den Mantel an ſein Arm. „Fahrt hin mein ſchoͤne Jungfraue „Und daß euch Gott bewahr, „Daß er euch wohl behuͤt!“ Es kraͤnkt demſelben Waͤchter Sein Leben und Gemuͤth. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0256" n="244"/> <lg n="2"> <l>Die Jungfrau, die war edel,</l><lb/> <l>Sie thaͤt ein Abendgang,</l><lb/> <l>Sie ging gar traurigliche,</l><lb/> <l>Da ſie den Waͤchter fand;</l><lb/> <l>O Waͤchter mein trit her zu mir,</l><lb/> <l>Selig will ich dich machen,</l><lb/> <l>Duͤrft ich vertrauen dir.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihr ſollet mir vertrauen</l><lb/> <l>Zart edle Jungfrau fein,</l><lb/> <l>Doch fuͤrcht ich nichts ſo ſehre,</l><lb/> <l>Als eures Vaters Grim.</l><lb/> <l>Ich fuͤrchte eures Vaters Zorn,</l><lb/> <l>Wo es mir miſſelungen,</l><lb/> <l>Mein Leib hab ich verlorn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es ſoll uns nicht mißlingen,</l><lb/> <l>Es ſoll uns wohl ergehn,</l><lb/> <l>Ob ich entſchlafen wuͤrde,</l><lb/> <l>So weck mich mit Getoͤn,</l><lb/> <l>Ob ich entſchlafen waͤr zu lang,</l><lb/> <l>O Waͤchter, traut Geſelle,</l><lb/> <l>So weck mich mit Geſang.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie gab das Geld dem Alten,</l><lb/> <l>Den Mantel an ſein Arm.</l><lb/> <l>„Fahrt hin mein ſchoͤne Jungfraue</l><lb/> <l>„Und daß euch Gott bewahr,</l><lb/> <l>„Daß er euch wohl behuͤt!“</l><lb/> <l>Es kraͤnkt demſelben Waͤchter</l><lb/> <l>Sein Leben und Gemuͤth.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0256]
Die Jungfrau, die war edel,
Sie thaͤt ein Abendgang,
Sie ging gar traurigliche,
Da ſie den Waͤchter fand;
O Waͤchter mein trit her zu mir,
Selig will ich dich machen,
Duͤrft ich vertrauen dir.
Ihr ſollet mir vertrauen
Zart edle Jungfrau fein,
Doch fuͤrcht ich nichts ſo ſehre,
Als eures Vaters Grim.
Ich fuͤrchte eures Vaters Zorn,
Wo es mir miſſelungen,
Mein Leib hab ich verlorn.
Es ſoll uns nicht mißlingen,
Es ſoll uns wohl ergehn,
Ob ich entſchlafen wuͤrde,
So weck mich mit Getoͤn,
Ob ich entſchlafen waͤr zu lang,
O Waͤchter, traut Geſelle,
So weck mich mit Geſang.
Sie gab das Geld dem Alten,
Den Mantel an ſein Arm.
„Fahrt hin mein ſchoͤne Jungfraue
„Und daß euch Gott bewahr,
„Daß er euch wohl behuͤt!“
Es kraͤnkt demſelben Waͤchter
Sein Leben und Gemuͤth.
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