Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Die Nacht, die war so finster, Der Mond gar lützel scheint, Die Jungfrau, die war edel, Sie kam zum hohlen Stein, Daraus da sprang ein Brünnlein kalt, Auf grüner Linde drüber Frau Nachtigal saß und sang. "Was singest du Frau Nachtigal, "Du kleines Waldvögelein, "Woll mir ihn Gott behüten, "Ja da ich warte sein, "So spar mir ihn auch Gott gesund, "Er hat zwey braune Augen, "Dazu ein rothen Mund." Das hört ein Zwerglein kleine, Das in dem Walde saß, Es lief mit schneller Eile Da es die Jungfrau fand. Ich bin ein Bot zu euch gesandt, Mit mir sollt ihr gleich gehen, In meiner Mutter Land. Er nahm sie bey den Händen, Bey der schneeweissen Hand, Er führt sie an das Ende, Wo er sein Mutter fand. "O Mutter, die ist mein allein, "Ich fand sie nächten spät "Wohl bey dem hohlen Stein. Die Nacht, die war ſo finſter, Der Mond gar luͤtzel ſcheint, Die Jungfrau, die war edel, Sie kam zum hohlen Stein, Daraus da ſprang ein Bruͤnnlein kalt, Auf gruͤner Linde druͤber Frau Nachtigal ſaß und ſang. „Was ſingeſt du Frau Nachtigal, „Du kleines Waldvoͤgelein, „Woll mir ihn Gott behuͤten, „Ja da ich warte ſein, „So ſpar mir ihn auch Gott geſund, „Er hat zwey braune Augen, „Dazu ein rothen Mund.“ Das hoͤrt ein Zwerglein kleine, Das in dem Walde ſaß, Es lief mit ſchneller Eile Da es die Jungfrau fand. Ich bin ein Bot zu euch geſandt, Mit mir ſollt ihr gleich gehen, In meiner Mutter Land. Er nahm ſie bey den Haͤnden, Bey der ſchneeweiſſen Hand, Er fuͤhrt ſie an das Ende, Wo er ſein Mutter fand. „O Mutter, die iſt mein allein, „Ich fand ſie naͤchten ſpaͤt „Wohl bey dem hohlen Stein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0257" n="245"/> <lg n="6"> <l>Die Nacht, die war ſo finſter,</l><lb/> <l>Der Mond gar luͤtzel ſcheint,</l><lb/> <l>Die Jungfrau, die war edel,</l><lb/> <l>Sie kam zum hohlen Stein,</l><lb/> <l>Daraus da ſprang ein Bruͤnnlein kalt,</l><lb/> <l>Auf gruͤner Linde druͤber</l><lb/> <l>Frau Nachtigal ſaß und ſang.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>„Was ſingeſt du Frau Nachtigal,</l><lb/> <l>„Du kleines Waldvoͤgelein,</l><lb/> <l>„Woll mir ihn Gott behuͤten,</l><lb/> <l>„Ja da ich warte ſein,</l><lb/> <l>„So ſpar mir ihn auch Gott geſund,</l><lb/> <l>„Er hat zwey braune Augen,</l><lb/> <l>„Dazu ein rothen Mund.“</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Das hoͤrt ein Zwerglein kleine,</l><lb/> <l>Das in dem Walde ſaß,</l><lb/> <l>Es lief mit ſchneller Eile</l><lb/> <l>Da es die Jungfrau fand.</l><lb/> <l>Ich bin ein Bot zu euch geſandt,</l><lb/> <l>Mit mir ſollt ihr gleich gehen,</l><lb/> <l>In meiner Mutter Land.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Er nahm ſie bey den Haͤnden,</l><lb/> <l>Bey der ſchneeweiſſen Hand,</l><lb/> <l>Er fuͤhrt ſie an das Ende,</l><lb/> <l>Wo er ſein Mutter fand.</l><lb/> <l>„O Mutter, die iſt mein allein,</l><lb/> <l>„Ich fand ſie naͤchten ſpaͤt</l><lb/> <l>„Wohl bey dem hohlen Stein.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0257]
Die Nacht, die war ſo finſter,
Der Mond gar luͤtzel ſcheint,
Die Jungfrau, die war edel,
Sie kam zum hohlen Stein,
Daraus da ſprang ein Bruͤnnlein kalt,
Auf gruͤner Linde druͤber
Frau Nachtigal ſaß und ſang.
„Was ſingeſt du Frau Nachtigal,
„Du kleines Waldvoͤgelein,
„Woll mir ihn Gott behuͤten,
„Ja da ich warte ſein,
„So ſpar mir ihn auch Gott geſund,
„Er hat zwey braune Augen,
„Dazu ein rothen Mund.“
Das hoͤrt ein Zwerglein kleine,
Das in dem Walde ſaß,
Es lief mit ſchneller Eile
Da es die Jungfrau fand.
Ich bin ein Bot zu euch geſandt,
Mit mir ſollt ihr gleich gehen,
In meiner Mutter Land.
Er nahm ſie bey den Haͤnden,
Bey der ſchneeweiſſen Hand,
Er fuͤhrt ſie an das Ende,
Wo er ſein Mutter fand.
„O Mutter, die iſt mein allein,
„Ich fand ſie naͤchten ſpaͤt
„Wohl bey dem hohlen Stein.
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