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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Vertrau dem Herrn, du Gute,
Er hilft unschuldgem Blute,
Des sollst du freuen dich.

Ich ritt an einem Morgen
Mit Lust in grünem Wald,
Nach Wildes Spur ohn Sorgen,
Da sah ich mannichfalt
Von fernen einherbrechen
Viel Reuter und Landsknecht gut,
Mit Schießen, Rennen, Stechen,
Daß mancher zahlt die Zechen
Gar theuer mit seinem Blut.
Die Stadt sie thäten beschießen,
Des achten wir gar klein,
Man ließ sie's wieder genießen,
Schenkt ihnen tapfer ein.
Aus Stücken, neuen und fürnen
Hieß sie Gott willkomm seyn;
Es gab Köpf, Bein und Hirnen,
Ich mag nicht solcher Birnen,
Gott helf ihnen all aus Pein!
Der Rehbock sein Gehürne
Männlichen richtet auf,
Zerstieß manch harte Stirne
So fern in schnellem Lauf.
Der Kauz in grüner Auen
Auf seinem Zweiglein schön,
Thät manchen Vogel krauen,
Daß er sich mußte rauen,
Die Federn lassen gehn.

2. Band. 22.

Vertrau dem Herrn, du Gute,
Er hilft unſchuldgem Blute,
Des ſollſt du freuen dich.

Ich ritt an einem Morgen
Mit Luſt in gruͤnem Wald,
Nach Wildes Spur ohn Sorgen,
Da ſah ich mannichfalt
Von fernen einherbrechen
Viel Reuter und Landsknecht gut,
Mit Schießen, Rennen, Stechen,
Daß mancher zahlt die Zechen
Gar theuer mit ſeinem Blut.
Die Stadt ſie thaͤten beſchießen,
Des achten wir gar klein,
Man ließ ſie's wieder genießen,
Schenkt ihnen tapfer ein.
Aus Stuͤcken, neuen und fuͤrnen
Hieß ſie Gott willkomm ſeyn;
Es gab Koͤpf, Bein und Hirnen,
Ich mag nicht ſolcher Birnen,
Gott helf ihnen all aus Pein!
Der Rehbock ſein Gehuͤrne
Maͤnnlichen richtet auf,
Zerſtieß manch harte Stirne
So fern in ſchnellem Lauf.
Der Kauz in gruͤner Auen
Auf ſeinem Zweiglein ſchoͤn,
Thaͤt manchen Vogel krauen,
Daß er ſich mußte rauen,
Die Federn laſſen gehn.

2. Band. 22.
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[337/0349] Vertrau dem Herrn, du Gute, Er hilft unſchuldgem Blute, Des ſollſt du freuen dich. Ich ritt an einem Morgen Mit Luſt in gruͤnem Wald, Nach Wildes Spur ohn Sorgen, Da ſah ich mannichfalt Von fernen einherbrechen Viel Reuter und Landsknecht gut, Mit Schießen, Rennen, Stechen, Daß mancher zahlt die Zechen Gar theuer mit ſeinem Blut. Die Stadt ſie thaͤten beſchießen, Des achten wir gar klein, Man ließ ſie's wieder genießen, Schenkt ihnen tapfer ein. Aus Stuͤcken, neuen und fuͤrnen Hieß ſie Gott willkomm ſeyn; Es gab Koͤpf, Bein und Hirnen, Ich mag nicht ſolcher Birnen, Gott helf ihnen all aus Pein! Der Rehbock ſein Gehuͤrne Maͤnnlichen richtet auf, Zerſtieß manch harte Stirne So fern in ſchnellem Lauf. Der Kauz in gruͤner Auen Auf ſeinem Zweiglein ſchoͤn, Thaͤt manchen Vogel krauen, Daß er ſich mußte rauen, Die Federn laſſen gehn. 2. Band. 22.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/349>, abgerufen am 21.11.2024.