Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Gott Vater schaut vom Himmel, Ich darf ihn ja nicht schlagen, Es ist ein jung frisch Blut, Ein Weib muß ich ihm schaffen, Sonst thut er mir kein gut. Dann kommt er hergeschlichen, Daß mans konnt merken schier, Fein geschwind nahm er ein Rippe, Aus Adams Seit herfür. Adam, der thut erwachen, Und hat das Ding gespürt, Es war ihm nicht ums Lachen, Drum er so heftig schrie: O Herr! Wo ist mein Rippen? Ich bin kein ganzer Mann, Wann ich daran will dippen, So ist kein Ripp mehr da. Adam sey nur zufrieden, Schlaf fort in guter Ruh, Vor Schaden dich will b'hüten, Ich stell dirs wiedrum zu. Ein Weib will ich draus machen, Ein wunderliches Thier, Du sollst mir drüber lachen, Schau gschwind, da stehts schon hier! Gott Vater ſchaut vom Himmel, Ich darf ihn ja nicht ſchlagen, Es iſt ein jung friſch Blut, Ein Weib muß ich ihm ſchaffen, Sonſt thut er mir kein gut. Dann kommt er hergeſchlichen, Daß mans konnt merken ſchier, Fein geſchwind nahm er ein Rippe, Aus Adams Seit herfuͤr. Adam, der thut erwachen, Und hat das Ding geſpuͤrt, Es war ihm nicht ums Lachen, Drum er ſo heftig ſchrie: O Herr! Wo iſt mein Rippen? Ich bin kein ganzer Mann, Wann ich daran will dippen, So iſt kein Ripp mehr da. Adam ſey nur zufrieden, Schlaf fort in guter Ruh, Vor Schaden dich will b'huͤten, Ich ſtell dirs wiedrum zu. Ein Weib will ich draus machen, Ein wunderliches Thier, Du ſollſt mir druͤber lachen, Schau gſchwind, da ſtehts ſchon hier! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0412" n="400"/> <l>Gott Vater ſchaut vom Himmel,</l><lb/> <l>Und ſchaut dem Adam zu,</l><lb/> <l>Gedacht bey ſich ſchon immer:</l><lb/> <l>Was macht mein groſſer Bu?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich darf ihn ja nicht ſchlagen,</l><lb/> <l>Es iſt ein jung friſch Blut,</l><lb/> <l>Ein Weib muß ich ihm ſchaffen,</l><lb/> <l>Sonſt thut er mir kein gut.</l><lb/> <l>Dann kommt er hergeſchlichen,</l><lb/> <l>Daß mans konnt merken ſchier,</l><lb/> <l>Fein geſchwind nahm er ein Rippe,</l><lb/> <l>Aus Adams Seit herfuͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Adam, der thut erwachen,</l><lb/> <l>Und hat das Ding geſpuͤrt,</l><lb/> <l>Es war ihm nicht ums Lachen,</l><lb/> <l>Drum er ſo heftig ſchrie:</l><lb/> <l>O Herr! Wo iſt mein Rippen?</l><lb/> <l>Ich bin kein ganzer Mann,</l><lb/> <l>Wann ich daran will dippen,</l><lb/> <l>So iſt kein Ripp mehr da.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Adam ſey nur zufrieden,</l><lb/> <l>Schlaf fort in guter Ruh,</l><lb/> <l>Vor Schaden dich will b'huͤten,</l><lb/> <l>Ich ſtell dirs wiedrum zu.</l><lb/> <l>Ein Weib will ich draus machen,</l><lb/> <l>Ein wunderliches Thier,</l><lb/> <l>Du ſollſt mir druͤber lachen,</l><lb/> <l>Schau gſchwind, da ſtehts ſchon hier!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [400/0412]
Gott Vater ſchaut vom Himmel,
Und ſchaut dem Adam zu,
Gedacht bey ſich ſchon immer:
Was macht mein groſſer Bu?
Ich darf ihn ja nicht ſchlagen,
Es iſt ein jung friſch Blut,
Ein Weib muß ich ihm ſchaffen,
Sonſt thut er mir kein gut.
Dann kommt er hergeſchlichen,
Daß mans konnt merken ſchier,
Fein geſchwind nahm er ein Rippe,
Aus Adams Seit herfuͤr.
Adam, der thut erwachen,
Und hat das Ding geſpuͤrt,
Es war ihm nicht ums Lachen,
Drum er ſo heftig ſchrie:
O Herr! Wo iſt mein Rippen?
Ich bin kein ganzer Mann,
Wann ich daran will dippen,
So iſt kein Ripp mehr da.
Adam ſey nur zufrieden,
Schlaf fort in guter Ruh,
Vor Schaden dich will b'huͤten,
Ich ſtell dirs wiedrum zu.
Ein Weib will ich draus machen,
Ein wunderliches Thier,
Du ſollſt mir druͤber lachen,
Schau gſchwind, da ſtehts ſchon hier!
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