Kannst du so schöne Sachen O lieber Gott und Herr! Aus meinen Rippen machen, So nimm der Rippen mehr; Komm her mein liebe Rippe, Sey tausendmal willkomm, Geh hin und nimm die Schippe, Und grab die Erd herum.
Eins will ich euch noch sagen, Den Baum laßt mir mit Fried, Die Frucht so er thut tragen Sollt ihr verkosten nit. Ihr sollt des Tods gleich sterben, Zum Garten naus gejagt, Ins Elend und Verderben, Zum Garten naus gejagt.
Ach Gott, was schöne Aepfel, So roth als wie ein Blut, Sie wär'n recht in mein Kröpfel, Ich glaub sie seynd recht gut! Bräucht nicht lang zu studieren, Könnt bald ein Doktor seyn; Bräucht nicht lang zu studieren, Könnt bald ein Doktor seyn.
Darauf die Schlang sich krümmet An die verbotne Frucht, Anbey ganz lieblich singet: Glaubt nicht daß dieser Fluch An euch erfüllt soll werden,
2 Band. 26.
Kannſt du ſo ſchoͤne Sachen O lieber Gott und Herr! Aus meinen Rippen machen, So nimm der Rippen mehr; Komm her mein liebe Rippe, Sey tauſendmal willkomm, Geh hin und nimm die Schippe, Und grab die Erd herum.
Eins will ich euch noch ſagen, Den Baum laßt mir mit Fried, Die Frucht ſo er thut tragen Sollt ihr verkoſten nit. Ihr ſollt des Tods gleich ſterben, Zum Garten naus gejagt, Ins Elend und Verderben, Zum Garten naus gejagt.
Ach Gott, was ſchoͤne Aepfel, So roth als wie ein Blut, Sie waͤr'n recht in mein Kroͤpfel, Ich glaub ſie ſeynd recht gut! Braͤucht nicht lang zu ſtudieren, Koͤnnt bald ein Doktor ſeyn; Braͤucht nicht lang zu ſtudieren, Koͤnnt bald ein Doktor ſeyn.
Darauf die Schlang ſich kruͤmmet An die verbotne Frucht, Anbey ganz lieblich ſinget: Glaubt nicht daß dieſer Fluch An euch erfuͤllt ſoll werden,
2 Band. 26.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0413"n="401"/><lgn="7"><l>Kannſt du ſo ſchoͤne Sachen</l><lb/><l>O lieber Gott und Herr!</l><lb/><l>Aus meinen Rippen machen,</l><lb/><l>So nimm der Rippen mehr;</l><lb/><l>Komm her mein liebe Rippe,</l><lb/><l>Sey tauſendmal willkomm,</l><lb/><l>Geh hin und nimm die Schippe,</l><lb/><l>Und grab die Erd herum.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Eins will ich euch noch ſagen,</l><lb/><l>Den Baum laßt mir mit Fried,</l><lb/><l>Die Frucht ſo er thut tragen</l><lb/><l>Sollt ihr verkoſten nit.</l><lb/><l>Ihr ſollt des Tods gleich ſterben,</l><lb/><l>Zum Garten naus gejagt,</l><lb/><l>Ins Elend und Verderben,</l><lb/><l>Zum Garten naus gejagt.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Ach Gott, was ſchoͤne Aepfel,</l><lb/><l>So roth als wie ein Blut,</l><lb/><l>Sie waͤr'n recht in mein Kroͤpfel,</l><lb/><l>Ich glaub ſie ſeynd recht gut!</l><lb/><l>Braͤucht nicht lang zu ſtudieren,</l><lb/><l>Koͤnnt bald ein Doktor ſeyn;</l><lb/><l>Braͤucht nicht lang zu ſtudieren,</l><lb/><l>Koͤnnt bald ein Doktor ſeyn.</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Darauf die Schlang ſich kruͤmmet</l><lb/><l>An die verbotne Frucht,</l><lb/><l>Anbey ganz lieblich ſinget:</l><lb/><l>Glaubt nicht daß dieſer Fluch</l><lb/><l>An euch erfuͤllt ſoll werden,</l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">2 <hirendition="#g">Band</hi>. 26.</fw><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[401/0413]
Kannſt du ſo ſchoͤne Sachen
O lieber Gott und Herr!
Aus meinen Rippen machen,
So nimm der Rippen mehr;
Komm her mein liebe Rippe,
Sey tauſendmal willkomm,
Geh hin und nimm die Schippe,
Und grab die Erd herum.
Eins will ich euch noch ſagen,
Den Baum laßt mir mit Fried,
Die Frucht ſo er thut tragen
Sollt ihr verkoſten nit.
Ihr ſollt des Tods gleich ſterben,
Zum Garten naus gejagt,
Ins Elend und Verderben,
Zum Garten naus gejagt.
Ach Gott, was ſchoͤne Aepfel,
So roth als wie ein Blut,
Sie waͤr'n recht in mein Kroͤpfel,
Ich glaub ſie ſeynd recht gut!
Braͤucht nicht lang zu ſtudieren,
Koͤnnt bald ein Doktor ſeyn;
Braͤucht nicht lang zu ſtudieren,
Koͤnnt bald ein Doktor ſeyn.
Darauf die Schlang ſich kruͤmmet
An die verbotne Frucht,
Anbey ganz lieblich ſinget:
Glaubt nicht daß dieſer Fluch
An euch erfuͤllt ſoll werden,
2 Band. 26.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/413>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.