Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein Trünklein nur vorm Tode spät,
Soll ich nun ein halb Mäßlein trinken,
Es thut mir sehr im Seckel sinken,
Trink ich ein Achttheil nur der Maaß,
So machts mir kaum die Zunge naß.
Ich glaub, es sey ein rechte Straf
Die Gott über uns Menschen schaff,
Es sey doch Gott ewig geklagt,
Daß er uns mit der Theure plagt,
Wir han doch leider oft getrunken,
Daß wir sind unter die Bänk gesunken,
Und wenn die Zech nun hat ein End,
So gieng es heim dicht an die Wänd,
Je einer dann des andern lacht,
Wie hab ich ihn so voll gemacht;
Jetzt macht der Wein sich gar zu kraus,
Man säuft ihn nicht im Ganzen aus

Der Wein.

Ihr lieben Herrn, ihr fehlet weit,
Die Herren und die Edelleut,
Die saufen noch, als wärens wild,
Wenn schon das Maaß ein Gulden gilt,
Wärt ihr bei mir, in mancher Zech,
Ihr säht wie man mir recht zuspräch.
Kriegsmann.

Sagst recht davon, wers Geld nur hätt',
Hätt ich das Geld, ichs wagen thät,
Ich hab jetzund daran gedacht,
Du hast mich um viel Pfenning bracht,

Ein Truͤnklein nur vorm Tode ſpaͤt,
Soll ich nun ein halb Maͤßlein trinken,
Es thut mir ſehr im Seckel ſinken,
Trink ich ein Achttheil nur der Maaß,
So machts mir kaum die Zunge naß.
Ich glaub, es ſey ein rechte Straf
Die Gott uͤber uns Menſchen ſchaff,
Es ſey doch Gott ewig geklagt,
Daß er uns mit der Theure plagt,
Wir han doch leider oft getrunken,
Daß wir ſind unter die Baͤnk geſunken,
Und wenn die Zech nun hat ein End,
So gieng es heim dicht an die Waͤnd,
Je einer dann des andern lacht,
Wie hab ich ihn ſo voll gemacht;
Jetzt macht der Wein ſich gar zu kraus,
Man ſaͤuft ihn nicht im Ganzen aus

Der Wein.

Ihr lieben Herrn, ihr fehlet weit,
Die Herren und die Edelleut,
Die ſaufen noch, als waͤrens wild,
Wenn ſchon das Maaß ein Gulden gilt,
Waͤrt ihr bei mir, in mancher Zech,
Ihr ſaͤht wie man mir recht zuſpraͤch.
Kriegsmann.

Sagſt recht davon, wers Geld nur haͤtt',
Haͤtt ich das Geld, ichs wagen thaͤt,
Ich hab jetzund daran gedacht,
Du haſt mich um viel Pfenning bracht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0055" n="43"/>
              <l>Ein Tru&#x0364;nklein nur vorm Tode &#x017F;pa&#x0364;t,</l><lb/>
              <l>Soll ich nun ein halb Ma&#x0364;ßlein trinken,</l><lb/>
              <l>Es thut mir &#x017F;ehr im Seckel &#x017F;inken,</l><lb/>
              <l>Trink ich ein Achttheil nur der Maaß,</l><lb/>
              <l>So machts mir kaum die Zunge naß.</l><lb/>
              <l>Ich glaub, es &#x017F;ey ein rechte Straf</l><lb/>
              <l>Die Gott u&#x0364;ber uns Men&#x017F;chen &#x017F;chaff,</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;ey doch Gott ewig geklagt,</l><lb/>
              <l>Daß er uns mit der Theure plagt,</l><lb/>
              <l>Wir han doch leider oft getrunken,</l><lb/>
              <l>Daß wir &#x017F;ind unter die Ba&#x0364;nk ge&#x017F;unken,</l><lb/>
              <l>Und wenn die Zech nun hat ein End,</l><lb/>
              <l>So gieng es heim dicht an die Wa&#x0364;nd,</l><lb/>
              <l>Je einer dann des andern lacht,</l><lb/>
              <l>Wie hab ich ihn &#x017F;o voll gemacht;</l><lb/>
              <l>Jetzt macht der Wein &#x017F;ich gar zu kraus,</l><lb/>
              <l>Man &#x017F;a&#x0364;uft ihn nicht im Ganzen aus</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <head><hi rendition="#g">Der Wein</hi>.</head><lb/>
              <l>Ihr lieben Herrn, ihr fehlet weit,</l><lb/>
              <l>Die Herren und die Edelleut,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;aufen noch, als wa&#x0364;rens wild,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;chon das Maaß ein Gulden gilt,</l><lb/>
              <l>Wa&#x0364;rt ihr bei mir, in mancher Zech,</l><lb/>
              <l>Ihr &#x017F;a&#x0364;ht wie man mir recht zu&#x017F;pra&#x0364;ch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <head><hi rendition="#g">Kriegsmann</hi>.</head><lb/>
              <l>Sag&#x017F;t recht davon, wers Geld nur ha&#x0364;tt',</l><lb/>
              <l>Ha&#x0364;tt ich das Geld, ichs wagen tha&#x0364;t,</l><lb/>
              <l>Ich hab jetzund daran gedacht,</l><lb/>
              <l>Du ha&#x017F;t mich um viel Pfenning bracht,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0055] Ein Truͤnklein nur vorm Tode ſpaͤt, Soll ich nun ein halb Maͤßlein trinken, Es thut mir ſehr im Seckel ſinken, Trink ich ein Achttheil nur der Maaß, So machts mir kaum die Zunge naß. Ich glaub, es ſey ein rechte Straf Die Gott uͤber uns Menſchen ſchaff, Es ſey doch Gott ewig geklagt, Daß er uns mit der Theure plagt, Wir han doch leider oft getrunken, Daß wir ſind unter die Baͤnk geſunken, Und wenn die Zech nun hat ein End, So gieng es heim dicht an die Waͤnd, Je einer dann des andern lacht, Wie hab ich ihn ſo voll gemacht; Jetzt macht der Wein ſich gar zu kraus, Man ſaͤuft ihn nicht im Ganzen aus Der Wein. Ihr lieben Herrn, ihr fehlet weit, Die Herren und die Edelleut, Die ſaufen noch, als waͤrens wild, Wenn ſchon das Maaß ein Gulden gilt, Waͤrt ihr bei mir, in mancher Zech, Ihr ſaͤht wie man mir recht zuſpraͤch. Kriegsmann. Sagſt recht davon, wers Geld nur haͤtt', Haͤtt ich das Geld, ichs wagen thaͤt, Ich hab jetzund daran gedacht, Du haſt mich um viel Pfenning bracht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/55
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/55>, abgerufen am 18.12.2024.