Ein Herz doch allzeit liebet das andre, Den Namen will ich nicht nennen, Wenn du mich liebst, wirst du mich wohl kennen.
2. Epistel.
Einen freundlichen Gruß, Der in das Herze soll und muß; Der Gruß liegt begraben, Zwischen zwey goldenen Buchstaben, Der eine heiß: Eine Perle fein, Ich kann nicht Herzallerliebste stets bey dir seyn! Der andre heiß: Sammet und Seiden, Mein Schatz soll andre Junggesellen meiden. Ich habe einen heimlichen Bothen ausgesandt, Der dir und mir ist wohlbekannt, Das Täublein thu ich bitten Mit tugendlichen Sitten, Daß es soll mein Bothe seyn Und sagen zu der Liebsten mein; Ich grüß sie heimlich in der Still Und trau den falschen Zungen nicht viel, Grüße nur ihr Mündlein roth und weiß, Welches ist gezieret mit ganzem Fleiß, Grüße sie durch grasgrünen Klee, Nach ihr thut mir mein Herz so weh. Ich wünsche ihr soviel gute Tage und Augenblick, Als ich des Nachts Sterne am Himmel erblick. Ich wünsche meiner Herzliebsten ein Haus Mich zu ihr immer ein und aus,
Ein Herz doch allzeit liebet das andre, Den Namen will ich nicht nennen, Wenn du mich liebſt, wirſt du mich wohl kennen.
2. Epiſtel.
Einen freundlichen Gruß, Der in das Herze ſoll und muß; Der Gruß liegt begraben, Zwiſchen zwey goldenen Buchſtaben, Der eine heiß: Eine Perle fein, Ich kann nicht Herzallerliebſte ſtets bey dir ſeyn! Der andre heiß: Sammet und Seiden, Mein Schatz ſoll andre Junggeſellen meiden. Ich habe einen heimlichen Bothen ausgeſandt, Der dir und mir iſt wohlbekannt, Das Taͤublein thu ich bitten Mit tugendlichen Sitten, Daß es ſoll mein Bothe ſeyn Und ſagen zu der Liebſten mein; Ich gruͤß ſie heimlich in der Still Und trau den falſchen Zungen nicht viel, Gruͤße nur ihr Muͤndlein roth und weiß, Welches iſt gezieret mit ganzem Fleiß, Gruͤße ſie durch grasgruͤnen Klee, Nach ihr thut mir mein Herz ſo weh. Ich wuͤnſche ihr ſoviel gute Tage und Augenblick, Als ich des Nachts Sterne am Himmel erblick. Ich wuͤnſche meiner Herzliebſten ein Haus Mich zu ihr immer ein und aus,
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[54/0066]
Ein Herz doch allzeit liebet das andre,
Den Namen will ich nicht nennen,
Wenn du mich liebſt, wirſt du mich wohl kennen.
2. Epiſtel.
Einen freundlichen Gruß,
Der in das Herze ſoll und muß;
Der Gruß liegt begraben,
Zwiſchen zwey goldenen Buchſtaben,
Der eine heiß: Eine Perle fein,
Ich kann nicht Herzallerliebſte ſtets bey dir ſeyn!
Der andre heiß: Sammet und Seiden,
Mein Schatz ſoll andre Junggeſellen meiden.
Ich habe einen heimlichen Bothen ausgeſandt,
Der dir und mir iſt wohlbekannt,
Das Taͤublein thu ich bitten
Mit tugendlichen Sitten,
Daß es ſoll mein Bothe ſeyn
Und ſagen zu der Liebſten mein;
Ich gruͤß ſie heimlich in der Still
Und trau den falſchen Zungen nicht viel,
Gruͤße nur ihr Muͤndlein roth und weiß,
Welches iſt gezieret mit ganzem Fleiß,
Gruͤße ſie durch grasgruͤnen Klee,
Nach ihr thut mir mein Herz ſo weh.
Ich wuͤnſche ihr ſoviel gute Tage und Augenblick,
Als ich des Nachts Sterne am Himmel erblick.
Ich wuͤnſche meiner Herzliebſten ein Haus
Mich zu ihr immer ein und aus,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/66>, abgerufen am 17.07.2024.
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