Und schören sie sich ein Platten, Sie wären seine Knecht. Auch hangen dran die Zotten Einer halben Elle lang. Thut man dann ihrer spotten, So hebens an ein Zank, Und wollen da verfechten Die ungeheuer Gestalt, Als hätten sies zu rechten, Und stünd in ihrer Gewalt. Nach Gott thun sie nicht fragen, Wies ihm gefallen werd; Was er dazu wird sagen, Ist ihnen ohn alles Gefärd. Und wär es ihnen befohlen, Sie thätens nimmermehr! Sollt man den Teufel mahlen, Mit seinem ganzen Heer, Aerger könnt mans nicht machen, Als mit ein solch Gestalt; Doch sind sie freye Hachen, Wer wills ihnen wehren bald. Sie meinen, wenn sie tragen Ein solch Gesperr am Bein; So darf sie niemand schlagen, Kriegsleut sind sie allein. Da doch wird oft gefunden Ein solch verzagtes Herz, So man ihn wollt verwunden, Er gäb die Flucht ohn Scherz.
Und ſchoͤren ſie ſich ein Platten, Sie waͤren ſeine Knecht. Auch hangen dran die Zotten Einer halben Elle lang. Thut man dann ihrer ſpotten, So hebens an ein Zank, Und wollen da verfechten Die ungeheuer Geſtalt, Als haͤtten ſies zu rechten, Und ſtuͤnd in ihrer Gewalt. Nach Gott thun ſie nicht fragen, Wies ihm gefallen werd; Was er dazu wird ſagen, Iſt ihnen ohn alles Gefaͤrd. Und waͤr es ihnen befohlen, Sie thaͤtens nimmermehr! Sollt man den Teufel mahlen, Mit ſeinem ganzen Heer, Aerger koͤnnt mans nicht machen, Als mit ein ſolch Geſtalt; Doch ſind ſie freye Hachen, Wer wills ihnen wehren bald. Sie meinen, wenn ſie tragen Ein ſolch Geſperr am Bein; So darf ſie niemand ſchlagen, Kriegsleut ſind ſie allein. Da doch wird oft gefunden Ein ſolch verzagtes Herz, So man ihn wollt verwunden, Er gaͤb die Flucht ohn Scherz.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0172"n="162"/><l>Und ſchoͤren ſie ſich ein Platten,</l><lb/><l>Sie waͤren ſeine Knecht.</l><lb/><l>Auch hangen dran die Zotten</l><lb/><l>Einer halben Elle lang.</l><lb/><l>Thut man dann ihrer ſpotten,</l><lb/><l>So hebens an ein Zank,</l><lb/><l>Und wollen da verfechten</l><lb/><l>Die ungeheuer Geſtalt,</l><lb/><l>Als haͤtten ſies zu rechten,</l><lb/><l>Und ſtuͤnd in ihrer Gewalt.</l><lb/><l>Nach Gott thun ſie nicht fragen,</l><lb/><l>Wies ihm gefallen werd;</l><lb/><l>Was er dazu wird ſagen,</l><lb/><l>Iſt ihnen ohn alles Gefaͤrd.</l><lb/><l>Und waͤr es ihnen befohlen,</l><lb/><l>Sie thaͤtens nimmermehr!</l><lb/><l>Sollt man den Teufel mahlen,</l><lb/><l>Mit ſeinem ganzen Heer,</l><lb/><l>Aerger koͤnnt mans nicht machen,</l><lb/><l>Als mit ein ſolch Geſtalt;</l><lb/><l>Doch ſind ſie freye Hachen,</l><lb/><l>Wer wills ihnen wehren bald.</l><lb/><l>Sie meinen, wenn ſie tragen</l><lb/><l>Ein ſolch Geſperr am Bein;</l><lb/><l>So darf ſie niemand ſchlagen,</l><lb/><l>Kriegsleut ſind ſie allein.</l><lb/><l>Da doch wird oft gefunden</l><lb/><l>Ein ſolch verzagtes Herz,</l><lb/><l>So man ihn wollt verwunden,</l><lb/><l>Er gaͤb die Flucht ohn Scherz.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[162/0172]
Und ſchoͤren ſie ſich ein Platten,
Sie waͤren ſeine Knecht.
Auch hangen dran die Zotten
Einer halben Elle lang.
Thut man dann ihrer ſpotten,
So hebens an ein Zank,
Und wollen da verfechten
Die ungeheuer Geſtalt,
Als haͤtten ſies zu rechten,
Und ſtuͤnd in ihrer Gewalt.
Nach Gott thun ſie nicht fragen,
Wies ihm gefallen werd;
Was er dazu wird ſagen,
Iſt ihnen ohn alles Gefaͤrd.
Und waͤr es ihnen befohlen,
Sie thaͤtens nimmermehr!
Sollt man den Teufel mahlen,
Mit ſeinem ganzen Heer,
Aerger koͤnnt mans nicht machen,
Als mit ein ſolch Geſtalt;
Doch ſind ſie freye Hachen,
Wer wills ihnen wehren bald.
Sie meinen, wenn ſie tragen
Ein ſolch Geſperr am Bein;
So darf ſie niemand ſchlagen,
Kriegsleut ſind ſie allein.
Da doch wird oft gefunden
Ein ſolch verzagtes Herz,
So man ihn wollt verwunden,
Er gaͤb die Flucht ohn Scherz.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/172>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.