Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Im Fall es würd begehret; "O schön Geschenk! die Anfrau denks, "Ein Apfel reich dem Kinde; "Sieh ob ein Freud, könnt seyn der Zeit, "Die meine überwinde? "Hab in dem Schooß, den Herren groß, "Der Himmel wird erfüllen; "Die Weisheit hoch, in Kindheit noch, "Seh ich nach meinem Willen, "Wie doch die Kinder spielen! Der Engel Kreis, stand rings so leis, Und war doch ganz zugegen; Der ungespart, in Gegenwart Sein Schuld auch wollt ablegen. Das Kind sich wendt, streckt seine Händ, Als wär ihm Leid geschehen; Wendt hin und her, und in die Fern, Und dann auch in die Nähen, Bis es die Recht ersehen. Der Lilienstamm, schier wieder kam, Maria brachte Blumen; Hat Mayengab gebrochen ab, Als reines Weiß zu ruhmen. Bald Anna bund ein Kränzlein rund. So war das Kind ergötzet; Im Fall es wuͤrd begehret; „O ſchoͤn Geſchenk! die Anfrau denks, „Ein Apfel reich dem Kinde; „Sieh ob ein Freud, koͤnnt ſeyn der Zeit, „Die meine uͤberwinde? „Hab in dem Schooß, den Herren groß, „Der Himmel wird erfuͤllen; „Die Weisheit hoch, in Kindheit noch, „Seh ich nach meinem Willen, „Wie doch die Kinder ſpielen! Der Engel Kreis, ſtand rings ſo leis, Und war doch ganz zugegen; Der ungeſpart, in Gegenwart Sein Schuld auch wollt ablegen. Das Kind ſich wendt, ſtreckt ſeine Haͤnd, Als waͤr ihm Leid geſchehen; Wendt hin und her, und in die Fern, Und dann auch in die Naͤhen, Bis es die Recht erſehen. Der Lilienſtamm, ſchier wieder kam, Maria brachte Blumen; Hat Mayengab gebrochen ab, Als reines Weiß zu ruhmen. Bald Anna bund ein Kraͤnzlein rund. So war das Kind ergoͤtzet; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0201" n="191"/> <l>Im Fall es wuͤrd begehret;</l><lb/> <l>Wo nicht nach Guſt, jedoch zur Luſt,</l><lb/> <l>Was haͤtt davon verzehret,</l><lb/> <l>Dem Kind hat ers verehret.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>„O ſchoͤn Geſchenk! die Anfrau denks,</l><lb/> <l>„Ein Apfel reich dem Kinde;</l><lb/> <l>„Sieh ob ein Freud, koͤnnt ſeyn der Zeit,</l><lb/> <l>„Die meine uͤberwinde?</l><lb/> <l>„Hab in dem Schooß, den Herren groß,</l><lb/> <l>„Der Himmel wird erfuͤllen;</l><lb/> <l>„Die Weisheit hoch, in Kindheit noch,</l><lb/> <l>„Seh ich nach meinem Willen,</l><lb/> <l>„Wie doch die Kinder ſpielen!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Der Engel Kreis, ſtand rings ſo leis,</l><lb/> <l>Und war doch ganz zugegen;</l><lb/> <l>Der ungeſpart, in Gegenwart</l><lb/> <l>Sein Schuld auch wollt ablegen.</l><lb/> <l>Das Kind ſich wendt, ſtreckt ſeine Haͤnd,</l><lb/> <l>Als waͤr ihm Leid geſchehen;</l><lb/> <l>Wendt hin und her, und in die Fern,</l><lb/> <l>Und dann auch in die Naͤhen,</l><lb/> <l>Bis es die Recht erſehen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Lilienſtamm, ſchier wieder kam,</l><lb/> <l>Maria brachte Blumen;</l><lb/> <l>Hat Mayengab gebrochen ab,</l><lb/> <l>Als reines Weiß zu ruhmen.</l><lb/> <l>Bald Anna bund ein Kraͤnzlein rund.</l><lb/> <l>So war das Kind ergoͤtzet;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0201]
Im Fall es wuͤrd begehret;
Wo nicht nach Guſt, jedoch zur Luſt,
Was haͤtt davon verzehret,
Dem Kind hat ers verehret.
„O ſchoͤn Geſchenk! die Anfrau denks,
„Ein Apfel reich dem Kinde;
„Sieh ob ein Freud, koͤnnt ſeyn der Zeit,
„Die meine uͤberwinde?
„Hab in dem Schooß, den Herren groß,
„Der Himmel wird erfuͤllen;
„Die Weisheit hoch, in Kindheit noch,
„Seh ich nach meinem Willen,
„Wie doch die Kinder ſpielen!
Der Engel Kreis, ſtand rings ſo leis,
Und war doch ganz zugegen;
Der ungeſpart, in Gegenwart
Sein Schuld auch wollt ablegen.
Das Kind ſich wendt, ſtreckt ſeine Haͤnd,
Als waͤr ihm Leid geſchehen;
Wendt hin und her, und in die Fern,
Und dann auch in die Naͤhen,
Bis es die Recht erſehen.
Der Lilienſtamm, ſchier wieder kam,
Maria brachte Blumen;
Hat Mayengab gebrochen ab,
Als reines Weiß zu ruhmen.
Bald Anna bund ein Kraͤnzlein rund.
So war das Kind ergoͤtzet;
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