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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Der Jungfrau Sohn, nahm an die Kron,
Hats der aufs Haupt gesetzet,
Die würdig wird geschätzet.

"Herbei Johann, bist gut Gespann,
"Komm her zu lieben Kindchen;
"Mit uns verbleib, da Kurzweil treib,
"Wie bald entweicht ein Stündchen.
"Dein Lämmlein laß im grünen Gras,
"Nur neben uns, da weiden;
"Bringst auch mit dir ein Mayenzier,
"Und bist noch so bescheiden?
"Bringst Rosen von der Haiden."
Die Rosen dein, hoch Leibfarb seyn,
Bedeuten schmerzlich Leben;
Was machst damit, was bringt sie mit,
Will zwar nicht widerstreben.
O Rosenroth! O Pein! O Noth,
Johannes mein verschone;
Mach mir nicht neu, die Prophezey,
Vermeldt von Simeone,
Bis ich des Leids gewohne.
"Ey ja so seys, so roth und weiß,
"Ist des Geliebten Zeichen;
"Hab Lust hiezu, mein Jesus fruh,
"Thu selber danach reichen;
"Theil auch mit mir, ich bitt dafür,
"Ich nehm von dir mit Freuden
"Die Rosen roth, ja gar den Tod,

Der Jungfrau Sohn, nahm an die Kron,
Hats der aufs Haupt geſetzet,
Die wuͤrdig wird geſchaͤtzet.

„Herbei Johann, biſt gut Geſpann,
„Komm her zu lieben Kindchen;
„Mit uns verbleib, da Kurzweil treib,
„Wie bald entweicht ein Stuͤndchen.
„Dein Laͤmmlein laß im gruͤnen Gras,
„Nur neben uns, da weiden;
„Bringſt auch mit dir ein Mayenzier,
„Und biſt noch ſo beſcheiden?
„Bringſt Roſen von der Haiden.“
Die Roſen dein, hoch Leibfarb ſeyn,
Bedeuten ſchmerzlich Leben;
Was machſt damit, was bringt ſie mit,
Will zwar nicht widerſtreben.
O Roſenroth! O Pein! O Noth,
Johannes mein verſchone;
Mach mir nicht neu, die Prophezey,
Vermeldt von Simeone,
Bis ich des Leids gewohne.
„Ey ja ſo ſeys, ſo roth und weiß,
„Iſt des Geliebten Zeichen;
„Hab Luſt hiezu, mein Jeſus fruh,
„Thu ſelber danach reichen;
„Theil auch mit mir, ich bitt dafuͤr,
„Ich nehm von dir mit Freuden
„Die Roſen roth, ja gar den Tod,
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[192/0202] Der Jungfrau Sohn, nahm an die Kron, Hats der aufs Haupt geſetzet, Die wuͤrdig wird geſchaͤtzet. „Herbei Johann, biſt gut Geſpann, „Komm her zu lieben Kindchen; „Mit uns verbleib, da Kurzweil treib, „Wie bald entweicht ein Stuͤndchen. „Dein Laͤmmlein laß im gruͤnen Gras, „Nur neben uns, da weiden; „Bringſt auch mit dir ein Mayenzier, „Und biſt noch ſo beſcheiden? „Bringſt Roſen von der Haiden.“ Die Roſen dein, hoch Leibfarb ſeyn, Bedeuten ſchmerzlich Leben; Was machſt damit, was bringt ſie mit, Will zwar nicht widerſtreben. O Roſenroth! O Pein! O Noth, Johannes mein verſchone; Mach mir nicht neu, die Prophezey, Vermeldt von Simeone, Bis ich des Leids gewohne. „Ey ja ſo ſeys, ſo roth und weiß, „Iſt des Geliebten Zeichen; „Hab Luſt hiezu, mein Jeſus fruh, „Thu ſelber danach reichen; „Theil auch mit mir, ich bitt dafuͤr, „Ich nehm von dir mit Freuden „Die Roſen roth, ja gar den Tod,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/202>, abgerufen am 18.05.2024.