Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Der alt Mann schwach Weihnachten, ach Weihnachten, Du warst der Kinder Trost, Die noch im Schlafe lachten, Du Schlaf mir bald entflohst, Die Stunden hell mir schlagen. Wem sagen Sie an den Tag so schnell, Mein Wächter ist da drüben, Er sagt mir an den Tag, In Schmerzen vorzuüben, Was hohe Lust vermag. Zur Kirch bin ich gegangen, Vergangen War mir Verzweiflung schnell, Es bleibt zurück Ein säumend Glück, Und in den Traum ein tiefer Blick, Wie in der Kinder Aug entzückt, Wie ich sie halb noch schlafend drück, Süß springt der Augen Quell. Des Traumes deutend Summen Ich nun ermessen kann: Der alt Mann ſchwach Weihnachten, ach Weihnachten, Du warſt der Kinder Troſt, Die noch im Schlafe lachten, Du Schlaf mir bald entflohſt, Die Stunden hell mir ſchlagen. Wem ſagen Sie an den Tag ſo ſchnell, Mein Waͤchter iſt da druͤben, Er ſagt mir an den Tag, In Schmerzen vorzuuͤben, Was hohe Luſt vermag. Zur Kirch bin ich gegangen, Vergangen War mir Verzweiflung ſchnell, Es bleibt zuruͤck Ein ſaͤumend Gluͤck, Und in den Traum ein tiefer Blick, Wie in der Kinder Aug entzuͤckt, Wie ich ſie halb noch ſchlafend druͤck, Suͤß ſpringt der Augen Quell. Des Traumes deutend Summen Ich nun ermeſſen kann: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0247" n="237"/> <l>Der alt Mann ſchwach</l><lb/> <l>Starb, ihm gab ichs Grabgleit hernach,</l><lb/> <l>Mein Herz mit Weinen laut durchbrach,</l><lb/> <l>Drob mich mein Weib aufweckt ich ſah</l><lb/> <l>Daß ich getraͤumet haͤtt.</l> </lg><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="6"> <l><hi rendition="#in">W</hi>eihnachten, ach Weihnachten,</l><lb/> <l>Du warſt der Kinder Troſt,</l><lb/> <l>Die noch im Schlafe lachten,</l><lb/> <l>Du Schlaf mir bald entflohſt,</l><lb/> <l>Die Stunden hell mir ſchlagen.</l><lb/> <l>Wem ſagen</l><lb/> <l>Sie an den Tag ſo ſchnell,</l><lb/> <l>Mein Waͤchter iſt da druͤben,</l><lb/> <l>Er ſagt mir an den Tag,</l><lb/> <l>In Schmerzen vorzuuͤben,</l><lb/> <l>Was hohe Luſt vermag.</l><lb/> <l>Zur Kirch bin ich gegangen,</l><lb/> <l>Vergangen</l><lb/> <l>War mir Verzweiflung ſchnell,</l><lb/> <l>Es bleibt zuruͤck</l><lb/> <l>Ein ſaͤumend Gluͤck,</l><lb/> <l>Und in den Traum ein tiefer Blick,</l><lb/> <l>Wie in der Kinder Aug entzuͤckt,</l><lb/> <l>Wie ich ſie halb noch ſchlafend druͤck,</l><lb/> <l>Suͤß ſpringt der Augen Quell.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Des Traumes deutend Summen</l><lb/> <l>Ich nun ermeſſen kann:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0247]
Der alt Mann ſchwach
Starb, ihm gab ichs Grabgleit hernach,
Mein Herz mit Weinen laut durchbrach,
Drob mich mein Weib aufweckt ich ſah
Daß ich getraͤumet haͤtt.
Weihnachten, ach Weihnachten,
Du warſt der Kinder Troſt,
Die noch im Schlafe lachten,
Du Schlaf mir bald entflohſt,
Die Stunden hell mir ſchlagen.
Wem ſagen
Sie an den Tag ſo ſchnell,
Mein Waͤchter iſt da druͤben,
Er ſagt mir an den Tag,
In Schmerzen vorzuuͤben,
Was hohe Luſt vermag.
Zur Kirch bin ich gegangen,
Vergangen
War mir Verzweiflung ſchnell,
Es bleibt zuruͤck
Ein ſaͤumend Gluͤck,
Und in den Traum ein tiefer Blick,
Wie in der Kinder Aug entzuͤckt,
Wie ich ſie halb noch ſchlafend druͤck,
Suͤß ſpringt der Augen Quell.
Des Traumes deutend Summen
Ich nun ermeſſen kann:
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