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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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vom Regimente. Ich bat mir das Schrei¬
ben vom Obersten aus, ich beschloß ihnen
zutraulich alles zu eröffnen, damit er nicht
nach der Strenge des Gesetzes, sondern nach
seinem Unglück, dessen einzige Ursache meine
Liebe war, beurtheilt werde, und daß sie ihn zu
seinem Besten in eine kleine abgelegene Ort¬
schaft legen, damit er hier in der großen
Stadt nicht zum Gerede der Leute wird.
Aber, gnädiger Herr, ihr Ehrenwort darf
eine Frau schon fordern, die ihnen heut einen
kleinen Dienst erwiesen, daß Sie dies Ge¬
heimniß seiner Krankheit, welches er selbst
nicht ahnet, und das seinen Stolz empö¬
ren würde, unverbrüchlich bewahren. Hier
meine Hand, rief der Kommandant, der die
eifrige Frau mit Wohlgefallen angehört
hatte, noch mehr, ich will ihre Vorbitte
dreimal erhören, wenn Francoeur dumme
Streiche macht. Das Beste aber ist, diese
zu vermeiden, und darum schicke ich ihn
gleich zur Ablösung nach einem Fort, das
nur drei Mann Besatzung braucht; sie fin¬
den da für sich und für ihr Kind eine be¬

vom Regimente. Ich bat mir das Schrei¬
ben vom Oberſten aus, ich beſchloß ihnen
zutraulich alles zu eröffnen, damit er nicht
nach der Strenge des Geſetzes, ſondern nach
ſeinem Unglück, deſſen einzige Urſache meine
Liebe war, beurtheilt werde, und daß ſie ihn zu
ſeinem Beſten in eine kleine abgelegene Ort¬
ſchaft legen, damit er hier in der großen
Stadt nicht zum Gerede der Leute wird.
Aber, gnädiger Herr, ihr Ehrenwort darf
eine Frau ſchon fordern, die ihnen heut einen
kleinen Dienſt erwieſen, daß Sie dies Ge¬
heimniß ſeiner Krankheit, welches er ſelbſt
nicht ahnet, und das ſeinen Stolz empö¬
ren würde, unverbrüchlich bewahren. Hier
meine Hand, rief der Kommandant, der die
eifrige Frau mit Wohlgefallen angehört
hatte, noch mehr, ich will ihre Vorbitte
dreimal erhören, wenn Francoeur dumme
Streiche macht. Das Beſte aber iſt, dieſe
zu vermeiden, und darum ſchicke ich ihn
gleich zur Ablöſung nach einem Fort, das
nur drei Mann Beſatzung braucht; ſie fin¬
den da für ſich und für ihr Kind eine be¬

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[89/0021] vom Regimente. Ich bat mir das Schrei¬ ben vom Oberſten aus, ich beſchloß ihnen zutraulich alles zu eröffnen, damit er nicht nach der Strenge des Geſetzes, ſondern nach ſeinem Unglück, deſſen einzige Urſache meine Liebe war, beurtheilt werde, und daß ſie ihn zu ſeinem Beſten in eine kleine abgelegene Ort¬ ſchaft legen, damit er hier in der großen Stadt nicht zum Gerede der Leute wird. Aber, gnädiger Herr, ihr Ehrenwort darf eine Frau ſchon fordern, die ihnen heut einen kleinen Dienſt erwieſen, daß Sie dies Ge¬ heimniß ſeiner Krankheit, welches er ſelbſt nicht ahnet, und das ſeinen Stolz empö¬ ren würde, unverbrüchlich bewahren. Hier meine Hand, rief der Kommandant, der die eifrige Frau mit Wohlgefallen angehört hatte, noch mehr, ich will ihre Vorbitte dreimal erhören, wenn Francoeur dumme Streiche macht. Das Beſte aber iſt, dieſe zu vermeiden, und darum ſchicke ich ihn gleich zur Ablöſung nach einem Fort, das nur drei Mann Beſatzung braucht; ſie fin¬ den da für ſich und für ihr Kind eine be¬

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/21>, abgerufen am 29.03.2024.