Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

Bild:
<< vorherige Seite

queme Wohnung, er hat da wenig Veran¬
lassung zu Thorheiten, und die er begeht
bleiben verschwiegen. Die Frau dankte für
diese gütige Vorsorge, küßte dem alten Herrn
die Hand und er leuchtete ihr dafür, als sie
mit vielen Knixen die Treppe hinunter ging.
Das verwunderte den alten Kammerdiener
Basset, und es fuhr ihm durch den Kopf,
was seinem Alten ankomme: ob der wohl
gar mit der brennenden Frau eine Liebschaft
gestiftet habe, die seinem Einflusse nachthei¬
lig werden könne. Nun hatte der alte Herr
die Gewohnheit, Abends im Bette, wenn er
nicht schlafen konnte, alles was am Tage
geschehen, laut zu überdenken, als ob er
dem Bette seine Beichte hätte abstatten müs¬
sen. Und während nun die Wagen vom Balle
zurück rollten und ihn wach erhielten, lau¬
erte Basset im andern Zimmer, und hörte
die ganze Unterredung, die ihm um so wich¬
tiger schien, weil Francoeur sein Landsmann
und Regimentskammerad gewesen, obgleich
er viel älter als Francoeur war. Und nun
dachte er gleich an einen Mönch den er

queme Wohnung, er hat da wenig Veran¬
laſſung zu Thorheiten, und die er begeht
bleiben verſchwiegen. Die Frau dankte für
dieſe gütige Vorſorge, küßte dem alten Herrn
die Hand und er leuchtete ihr dafür, als ſie
mit vielen Knixen die Treppe hinunter ging.
Das verwunderte den alten Kammerdiener
Baſſet, und es fuhr ihm durch den Kopf,
was ſeinem Alten ankomme: ob der wohl
gar mit der brennenden Frau eine Liebſchaft
geſtiftet habe, die ſeinem Einfluſſe nachthei¬
lig werden könne. Nun hatte der alte Herr
die Gewohnheit, Abends im Bette, wenn er
nicht ſchlafen konnte, alles was am Tage
geſchehen, laut zu überdenken, als ob er
dem Bette ſeine Beichte hätte abſtatten müſ¬
ſen. Und während nun die Wagen vom Balle
zurück rollten und ihn wach erhielten, lau¬
erte Baſſet im andern Zimmer, und hörte
die ganze Unterredung, die ihm um ſo wich¬
tiger ſchien, weil Francoeur ſein Landsmann
und Regimentskammerad geweſen, obgleich
er viel älter als Francoeur war. Und nun
dachte er gleich an einen Mönch den er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="90"/>
queme Wohnung, er hat da wenig Veran¬<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung zu Thorheiten, und die er begeht<lb/>
bleiben ver&#x017F;chwiegen. Die Frau dankte für<lb/>
die&#x017F;e gütige Vor&#x017F;orge, küßte dem alten Herrn<lb/>
die Hand und er leuchtete ihr dafür, als &#x017F;ie<lb/>
mit vielen Knixen die Treppe hinunter ging.<lb/>
Das verwunderte den alten Kammerdiener<lb/>
Ba&#x017F;&#x017F;et, und es fuhr ihm durch den Kopf,<lb/>
was &#x017F;einem Alten ankomme: ob der wohl<lb/>
gar mit der brennenden Frau eine Lieb&#x017F;chaft<lb/>
ge&#x017F;tiftet habe, die &#x017F;einem Einflu&#x017F;&#x017F;e nachthei¬<lb/>
lig werden könne. Nun hatte der alte Herr<lb/>
die Gewohnheit, Abends im Bette, wenn er<lb/>
nicht &#x017F;chlafen konnte, alles was am Tage<lb/>
ge&#x017F;chehen, laut zu überdenken, als ob er<lb/>
dem Bette &#x017F;eine Beichte hätte ab&#x017F;tatten mü&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en. Und während nun die Wagen vom Balle<lb/>
zurück rollten und ihn wach erhielten, lau¬<lb/>
erte Ba&#x017F;&#x017F;et im andern Zimmer, und hörte<lb/>
die ganze Unterredung, die ihm um &#x017F;o wich¬<lb/>
tiger &#x017F;chien, weil Francoeur &#x017F;ein Landsmann<lb/>
und Regimentskammerad gewe&#x017F;en, obgleich<lb/>
er viel älter als Francoeur war. Und nun<lb/>
dachte er gleich an einen Mönch den er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0022] queme Wohnung, er hat da wenig Veran¬ laſſung zu Thorheiten, und die er begeht bleiben verſchwiegen. Die Frau dankte für dieſe gütige Vorſorge, küßte dem alten Herrn die Hand und er leuchtete ihr dafür, als ſie mit vielen Knixen die Treppe hinunter ging. Das verwunderte den alten Kammerdiener Baſſet, und es fuhr ihm durch den Kopf, was ſeinem Alten ankomme: ob der wohl gar mit der brennenden Frau eine Liebſchaft geſtiftet habe, die ſeinem Einfluſſe nachthei¬ lig werden könne. Nun hatte der alte Herr die Gewohnheit, Abends im Bette, wenn er nicht ſchlafen konnte, alles was am Tage geſchehen, laut zu überdenken, als ob er dem Bette ſeine Beichte hätte abſtatten müſ¬ ſen. Und während nun die Wagen vom Balle zurück rollten und ihn wach erhielten, lau¬ erte Baſſet im andern Zimmer, und hörte die ganze Unterredung, die ihm um ſo wich¬ tiger ſchien, weil Francoeur ſein Landsmann und Regimentskammerad geweſen, obgleich er viel älter als Francoeur war. Und nun dachte er gleich an einen Mönch den er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Achim von Arnims Erzählung „Der tolle Invalide au… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/22
Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/22>, abgerufen am 03.12.2024.