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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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kannte, der schon manchem den Teufel aus¬
getrieben hatte und zu dem wollte er Fran¬
coeur bald hinführen; er hatte eine rechte
Freude am Quacksalbern und freute sich ein¬
mal wieder: einen Teufel austreiben zu se¬
hen. Rosalie hatte, sehr befriedigt über den
Erfolg ihres Besuchs, gut geschlafen; sie kaufte
am Morgen eine neue Schürze und trat
mit dieser ihrem Manne entgegen, der mit
entsetzlichem Gesange seine müden Invaliden
in die Stadt führte. Er küßte sie; hob sie
in die Luft und sagte ihr: Du riechst nach
dem trojanischen Brande, ich habe dich
wieder, schöne Helena! -- Rosalie entfärbte
sich und hielt es für nöthig, als er fragte,
ihm zu eröffnen: daß sie wegen der Woh¬
nung beim Obersten gewesen, daß diesem
gerade das Bein in Flammen gestanden,
und daß ihre Schürze verbrannt. Ihm war
es nicht recht, daß sie nicht bis zu seiner
Ankunft gewartet habe, doch vergaß er das
in tausend Späßen über die brennende
Schürze. Er stellte darauf seine Leute dem
Kommandanten vor, rühmte alle ihre leib¬

kannte, der ſchon manchem den Teufel aus¬
getrieben hatte und zu dem wollte er Fran¬
coeur bald hinführen; er hatte eine rechte
Freude am Quackſalbern und freute ſich ein¬
mal wieder: einen Teufel austreiben zu ſe¬
hen. Roſalie hatte, ſehr befriedigt über den
Erfolg ihres Beſuchs, gut geſchlafen; ſie kaufte
am Morgen eine neue Schürze und trat
mit dieſer ihrem Manne entgegen, der mit
entſetzlichem Geſange ſeine müden Invaliden
in die Stadt führte. Er küßte ſie; hob ſie
in die Luft und ſagte ihr: Du riechſt nach
dem trojaniſchen Brande, ich habe dich
wieder, ſchöne Helena! — Roſalie entfärbte
ſich und hielt es für nöthig, als er fragte,
ihm zu eröffnen: daß ſie wegen der Woh¬
nung beim Oberſten geweſen, daß dieſem
gerade das Bein in Flammen geſtanden,
und daß ihre Schürze verbrannt. Ihm war
es nicht recht, daß ſie nicht bis zu ſeiner
Ankunft gewartet habe, doch vergaß er das
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Schürze. Er ſtellte darauf ſeine Leute dem
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[91/0023] kannte, der ſchon manchem den Teufel aus¬ getrieben hatte und zu dem wollte er Fran¬ coeur bald hinführen; er hatte eine rechte Freude am Quackſalbern und freute ſich ein¬ mal wieder: einen Teufel austreiben zu ſe¬ hen. Roſalie hatte, ſehr befriedigt über den Erfolg ihres Beſuchs, gut geſchlafen; ſie kaufte am Morgen eine neue Schürze und trat mit dieſer ihrem Manne entgegen, der mit entſetzlichem Geſange ſeine müden Invaliden in die Stadt führte. Er küßte ſie; hob ſie in die Luft und ſagte ihr: Du riechſt nach dem trojaniſchen Brande, ich habe dich wieder, ſchöne Helena! — Roſalie entfärbte ſich und hielt es für nöthig, als er fragte, ihm zu eröffnen: daß ſie wegen der Woh¬ nung beim Oberſten geweſen, daß dieſem gerade das Bein in Flammen geſtanden, und daß ihre Schürze verbrannt. Ihm war es nicht recht, daß ſie nicht bis zu ſeiner Ankunft gewartet habe, doch vergaß er das in tauſend Späßen über die brennende Schürze. Er ſtellte darauf ſeine Leute dem Kommandanten vor, rühmte alle ihre leib¬

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/23>, abgerufen am 21.11.2024.