Nadel mit dem Gordischen Knoten trag' an deiner Brust, denk daran, daß Du aus der Fülle meiner Liebe keine Wüste des Jammers machen sollst, und sollst den Kno- ten nicht entzwei hauen.
Dem Primas hab' ich geschrieben in deinem Auf- trag, er ist in Aschaffenburg, er hat mich eingeladen, dorthin zu kommen; ich werde auch wahrscheinlich mit der ganzen Familie ihn besuchen, da kann ich ihm alles noch einmal mittheilen. Ich werde Dir Nachricht dar- über geben.
Nun küsse ich Dir zum letztenmal Hand und Mund, um Morgen einen neuen Brief zu beginnen.
Bettine.
An Goethe.
Am 5. Juli.
Wenn ich Dir alle Ausflüge beschreiben sollte, lieb- ster Herr, die wir von unserm Rheinaufenthalt aus ma- chen, so blieb mir keine Minute übrig zum Schmachten und Seufzen. Das wär' mir sehr lieb, denn wenn mein Herz voll ist, so möcht' ich's gerne vor Dir überströmen lassen; aber so geht's nicht: Hat man den ganzen Tag im heißen Sonnenbrand einen Berg um den andern er-
Nadel mit dem Gordiſchen Knoten trag' an deiner Bruſt, denk daran, daß Du aus der Fülle meiner Liebe keine Wüſte des Jammers machen ſollſt, und ſollſt den Kno- ten nicht entzwei hauen.
Dem Primas hab' ich geſchrieben in deinem Auf- trag, er iſt in Aſchaffenburg, er hat mich eingeladen, dorthin zu kommen; ich werde auch wahrſcheinlich mit der ganzen Familie ihn beſuchen, da kann ich ihm alles noch einmal mittheilen. Ich werde Dir Nachricht dar- über geben.
Nun küſſe ich Dir zum letztenmal Hand und Mund, um Morgen einen neuen Brief zu beginnen.
Bettine.
An Goethe.
Am 5. Juli.
Wenn ich Dir alle Ausflüge beſchreiben ſollte, lieb- ſter Herr, die wir von unſerm Rheinaufenthalt aus ma- chen, ſo blieb mir keine Minute übrig zum Schmachten und Seufzen. Das wär' mir ſehr lieb, denn wenn mein Herz voll iſt, ſo möcht' ich's gerne vor Dir überſtrömen laſſen; aber ſo geht's nicht: Hat man den ganzen Tag im heißen Sonnenbrand einen Berg um den andern er-
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Nadel mit dem Gordiſchen Knoten trag' an deiner Bruſt,
denk daran, daß Du aus der Fülle meiner Liebe keine
Wüſte des Jammers machen ſollſt, und ſollſt den Kno-
ten nicht entzwei hauen.
Dem Primas hab' ich geſchrieben in deinem Auf-
trag, er iſt in Aſchaffenburg, er hat mich eingeladen,
dorthin zu kommen; ich werde auch wahrſcheinlich mit
der ganzen Familie ihn beſuchen, da kann ich ihm alles
noch einmal mittheilen. Ich werde Dir Nachricht dar-
über geben.
Nun küſſe ich Dir zum letztenmal Hand und Mund,
um Morgen einen neuen Brief zu beginnen.
Bettine.
An Goethe.
Am 5. Juli.
Wenn ich Dir alle Ausflüge beſchreiben ſollte, lieb-
ſter Herr, die wir von unſerm Rheinaufenthalt aus ma-
chen, ſo blieb mir keine Minute übrig zum Schmachten
und Seufzen. Das wär' mir ſehr lieb, denn wenn mein
Herz voll iſt, ſo möcht' ich's gerne vor Dir überſtrömen
laſſen; aber ſo geht's nicht: Hat man den ganzen Tag
im heißen Sonnenbrand einen Berg um den andern er-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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