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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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In Einem Bild sie beide zu erblicken,
In Einem Wesen beide zu umfangen.

Wer sind die beide? wer ist mein Nebenbuhler? in wel-
chen Bild soll ich mich spieglen? -- und mit wem soll
ich in deinen Armen verschmelzen? -- ach wie viele
Räthsel in einem verborgen, und wie brennt mir der
Kopf! -- Nein, ich kann es nicht rathen; es will nicht
gelingen, mich von deinem Herzen loszureißen und zu
spekulieren.

Es thut gar wohl, an schön beschlossnen Tagen
Eins an dem andern kecklich zu verbrennen.
Und kann man sie vereint zusammen nennen,
So drückt man aus ein seliges Behagen.

Das thut Dir wohl, daß ich an Dir verglühe, an schön
beschlossnen Tagen, wo ich den Abend in deiner Nähe
zubringe, und mir auch.

Und kann man uns vereint zusammen nennen
so drückt man aus mein seligstes Behagen.

Du siehst, Freund, wie Du mich hinüberrathen läßt in
die Ewigkeit; aber das irdische Wort, was der Schlüs-
sel zu allem ist, das kann ich nicht finden.

Aber deinen Zweck hast Du erlangt, daß ich mich

In Einem Bild ſie beide zu erblicken,
In Einem Weſen beide zu umfangen.

Wer ſind die beide? wer iſt mein Nebenbuhler? in wel-
chen Bild ſoll ich mich ſpieglen? — und mit wem ſoll
ich in deinen Armen verſchmelzen? — ach wie viele
Räthſel in einem verborgen, und wie brennt mir der
Kopf! — Nein, ich kann es nicht rathen; es will nicht
gelingen, mich von deinem Herzen loszureißen und zu
ſpekulieren.

Es thut gar wohl, an ſchön beſchloſſnen Tagen
Eins an dem andern kecklich zu verbrennen.
Und kann man ſie vereint zuſammen nennen,
So drückt man aus ein ſeliges Behagen.

Das thut Dir wohl, daß ich an Dir verglühe, an ſchön
beſchloſſnen Tagen, wo ich den Abend in deiner Nähe
zubringe, und mir auch.

Und kann man uns vereint zuſammen nennen
ſo drückt man aus mein ſeligſtes Behagen.

Du ſiehſt, Freund, wie Du mich hinüberrathen läßt in
die Ewigkeit; aber das irdiſche Wort, was der Schlüſ-
ſel zu allem iſt, das kann ich nicht finden.

Aber deinen Zweck haſt Du erlangt, daß ich mich

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[353/0385] In Einem Bild ſie beide zu erblicken, In Einem Weſen beide zu umfangen. Wer ſind die beide? wer iſt mein Nebenbuhler? in wel- chen Bild ſoll ich mich ſpieglen? — und mit wem ſoll ich in deinen Armen verſchmelzen? — ach wie viele Räthſel in einem verborgen, und wie brennt mir der Kopf! — Nein, ich kann es nicht rathen; es will nicht gelingen, mich von deinem Herzen loszureißen und zu ſpekulieren. Es thut gar wohl, an ſchön beſchloſſnen Tagen Eins an dem andern kecklich zu verbrennen. Und kann man ſie vereint zuſammen nennen, So drückt man aus ein ſeliges Behagen. Das thut Dir wohl, daß ich an Dir verglühe, an ſchön beſchloſſnen Tagen, wo ich den Abend in deiner Nähe zubringe, und mir auch. Und kann man uns vereint zuſammen nennen ſo drückt man aus mein ſeligſtes Behagen. Du ſiehſt, Freund, wie Du mich hinüberrathen läßt in die Ewigkeit; aber das irdiſche Wort, was der Schlüſ- ſel zu allem iſt, das kann ich nicht finden. Aber deinen Zweck haſt Du erlangt, daß ich mich

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/385>, abgerufen am 21.11.2024.