fer hat mich geweckt) da war's Nacht und recht kalt. Am andern Tag sind wir wieder hier eingetroffen.
Adieu Fr. Rath, es ist schon so spät in der Nacht, und ich kann gar nicht schlafen.
Bettine.
An Bettine.
21sten September.
Das kann ich nicht von Dir leiden, daß Du die Nächte verschreibst und nicht verschläfst, das macht dich melancholisch und empfindsam, wollt ich drauf ant- worten, bis mein Brief ankäm', da ist schon wieder an- der Wetter. Mein Sohn hat gesagt: was einem drückt, das muß man verarbeiten, und wenn er ein Leid gehabt hat, da hat er ein Gedicht draus gemacht. -- Ich hab' Dir gesagt, Du sollst die Geschichte von der Günderode aufschreiben, und schick' sie nach Weimar, mein Sohn will es gern haben, der hebt sie auf, dann drückt sie Dich nicht mehr.
Der Mensch wird begraben in geweihter Erd', so soll man auch große und seltne Begebenheiten begraben in einen schönen Sarg der Erinnerung, an den ein je- der hintreten kann und dessen Andenken feiern. Das
fer hat mich geweckt) da war's Nacht und recht kalt. Am andern Tag ſind wir wieder hier eingetroffen.
Adieu Fr. Rath, es iſt ſchon ſo ſpät in der Nacht, und ich kann gar nicht ſchlafen.
Bettine.
An Bettine.
21ſten September.
Das kann ich nicht von Dir leiden, daß Du die Nächte verſchreibſt und nicht verſchläfſt, das macht dich melancholiſch und empfindſam, wollt ich drauf ant- worten, bis mein Brief ankäm', da iſt ſchon wieder an- der Wetter. Mein Sohn hat geſagt: was einem drückt, das muß man verarbeiten, und wenn er ein Leid gehabt hat, da hat er ein Gedicht draus gemacht. — Ich hab' Dir geſagt, Du ſollſt die Geſchichte von der Günderode aufſchreiben, und ſchick' ſie nach Weimar, mein Sohn will es gern haben, der hebt ſie auf, dann drückt ſie Dich nicht mehr.
Der Menſch wird begraben in geweihter Erd', ſo ſoll man auch große und ſeltne Begebenheiten begraben in einen ſchönen Sarg der Erinnerung, an den ein je- der hintreten kann und deſſen Andenken feiern. Das
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fer hat mich geweckt) da war's Nacht und recht kalt.
Am andern Tag ſind wir wieder hier eingetroffen.
Adieu Fr. Rath, es iſt ſchon ſo ſpät in der Nacht,
und ich kann gar nicht ſchlafen.
Bettine.
An Bettine.
21ſten September.
Das kann ich nicht von Dir leiden, daß Du die
Nächte verſchreibſt und nicht verſchläfſt, das macht
dich melancholiſch und empfindſam, wollt ich drauf ant-
worten, bis mein Brief ankäm', da iſt ſchon wieder an-
der Wetter. Mein Sohn hat geſagt: was einem drückt,
das muß man verarbeiten, und wenn er ein Leid gehabt
hat, da hat er ein Gedicht draus gemacht. — Ich hab'
Dir geſagt, Du ſollſt die Geſchichte von der Günderode
aufſchreiben, und ſchick' ſie nach Weimar, mein Sohn
will es gern haben, der hebt ſie auf, dann drückt ſie
Dich nicht mehr.
Der Menſch wird begraben in geweihter Erd', ſo
ſoll man auch große und ſeltne Begebenheiten begraben
in einen ſchönen Sarg der Erinnerung, an den ein je-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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