Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

hat der Wolfgang gesagt, wie er den Werther geschrie-
ben hat; thues ihm zu Lieb' und schreib's auf.

Ich will Dir gern schreiben, was meine arme Fe-
der vermag, weil ich Dir Dank schuldig bin; eine Frau
in meinem Alter, und ein junges feuriges Mädchen, das
lieber bei mir bleibt und nach nichts anderm frägt, ja
das ist Dankenswerth; ich hab's nach Weimar geschrie-
ben. Wann ich ihm von Dir schreib', da antwortet er
immer auf der Stell'; er sagt, daß Du bei mir aus-
hältst, das sei ihm ein Trost. -- Adieu, bleib' nicht zu
lang' im Rheingau; die schwarzen Felswände, an de-
nen die Sonne abprallt, und die alten Mauern die ma-
chen Dich melancholisch.

Deine Freundin Elisabeth.

Der Moritz Bethmann hat mir gesagt, daß die
Stael mich besuchen will; sie war in Weimar, da wollt',
ich, Du wärst hier, da werd' ich mein Französisch recht
zusammen nehmen müssen.

An Goethe's Mutter.

Diesmal hat Sie mir's nicht recht gemacht, Frau
Rath; warum schickt Sie mir Goethe's Brief nicht? --

hat der Wolfgang geſagt, wie er den Werther geſchrie-
ben hat; thues ihm zu Lieb' und ſchreib's auf.

Ich will Dir gern ſchreiben, was meine arme Fe-
der vermag, weil ich Dir Dank ſchuldig bin; eine Frau
in meinem Alter, und ein junges feuriges Mädchen, das
lieber bei mir bleibt und nach nichts anderm frägt, ja
das iſt Dankenswerth; ich hab's nach Weimar geſchrie-
ben. Wann ich ihm von Dir ſchreib', da antwortet er
immer auf der Stell'; er ſagt, daß Du bei mir aus-
hältſt, das ſei ihm ein Troſt. — Adieu, bleib' nicht zu
lang' im Rheingau; die ſchwarzen Felswände, an de-
nen die Sonne abprallt, und die alten Mauern die ma-
chen Dich melancholiſch.

Deine Freundin Eliſabeth.

Der Moritz Bethmann hat mir geſagt, daß die
Staël mich beſuchen will; ſie war in Weimar, da wollt',
ich, Du wärſt hier, da werd' ich mein Franzöſiſch recht
zuſammen nehmen müſſen.

An Goethe's Mutter.

Diesmal hat Sie mir's nicht recht gemacht, Frau
Rath; warum ſchickt Sie mir Goethe's Brief nicht? —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="54"/>
hat der Wolfgang ge&#x017F;agt, wie er den Werther ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben hat; thues ihm zu Lieb' und &#x017F;chreib's auf.</p><lb/>
          <p>Ich will Dir gern &#x017F;chreiben, was meine arme Fe-<lb/>
der vermag, weil ich Dir Dank &#x017F;chuldig bin; eine Frau<lb/>
in meinem Alter, und ein junges feuriges Mädchen, das<lb/>
lieber bei mir bleibt und nach nichts anderm frägt, ja<lb/>
das i&#x017F;t Dankenswerth; ich hab's nach Weimar ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben. Wann ich ihm von Dir &#x017F;chreib', da antwortet er<lb/>
immer auf der Stell'; er &#x017F;agt, daß Du bei mir aus-<lb/>
hält&#x017F;t, das &#x017F;ei ihm ein Tro&#x017F;t. &#x2014; Adieu, bleib' nicht zu<lb/>
lang' im Rheingau; die &#x017F;chwarzen Felswände, an de-<lb/>
nen die Sonne abprallt, und die alten Mauern die ma-<lb/>
chen Dich melancholi&#x017F;ch.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Deine Freundin Eli&#x017F;abeth.</hi> </salute>
          </closer><lb/>
          <postscript>
            <p>Der Moritz Bethmann hat mir ge&#x017F;agt, daß die<lb/>
Sta<hi rendition="#aq">ë</hi>l mich be&#x017F;uchen will; &#x017F;ie war in Weimar, da wollt',<lb/>
ich, Du wär&#x017F;t hier, da werd' ich mein Franzö&#x017F;i&#x017F;ch recht<lb/>
zu&#x017F;ammen nehmen mü&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </postscript>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <opener>
            <salute>An Goethe's Mutter.</salute>
          </opener><lb/>
          <p>Diesmal hat Sie mir's nicht recht gemacht, Frau<lb/>
Rath; warum &#x017F;chickt Sie mir Goethe's Brief nicht? &#x2014;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0086] hat der Wolfgang geſagt, wie er den Werther geſchrie- ben hat; thues ihm zu Lieb' und ſchreib's auf. Ich will Dir gern ſchreiben, was meine arme Fe- der vermag, weil ich Dir Dank ſchuldig bin; eine Frau in meinem Alter, und ein junges feuriges Mädchen, das lieber bei mir bleibt und nach nichts anderm frägt, ja das iſt Dankenswerth; ich hab's nach Weimar geſchrie- ben. Wann ich ihm von Dir ſchreib', da antwortet er immer auf der Stell'; er ſagt, daß Du bei mir aus- hältſt, das ſei ihm ein Troſt. — Adieu, bleib' nicht zu lang' im Rheingau; die ſchwarzen Felswände, an de- nen die Sonne abprallt, und die alten Mauern die ma- chen Dich melancholiſch. Deine Freundin Eliſabeth. Der Moritz Bethmann hat mir geſagt, daß die Staël mich beſuchen will; ſie war in Weimar, da wollt', ich, Du wärſt hier, da werd' ich mein Franzöſiſch recht zuſammen nehmen müſſen. An Goethe's Mutter. Diesmal hat Sie mir's nicht recht gemacht, Frau Rath; warum ſchickt Sie mir Goethe's Brief nicht? —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/86
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/86>, abgerufen am 21.11.2024.