gleichgültiges das tödet das flüchtige Salz des Geistes und macht die Liebe scheu. Schreibe bald und mache wieder gut.
Bettine.
An Bettine.
Deinen Vorwürfen, liebste Bettine, ist nicht auszu- weichen, da bleibt nichts übrig als die Schuld zu bekennen und Besserung zu versprechen, um so mehr da Du mit den geringen Beweisen von Liebe die ich Dir geben kann zufrieden bist; auch bin ich nicht im Stande Dir das von mir zu schreiben was Dir am interessantesten sein möchte, dagegen deine lieben Briefe so viel erfreuliches gewähren, daß sie billig allem andern vorgehen; sie be- scheeren mir eine Reihe von Festtagen, deren Wiederkehr mich immer auf's neue erfreut.
Gern geb ich Dir zu, daß Du ein weit liebenswür- digeres Kind bist, wie alle die man Dir als Geschwister an die Seite zu stellen versucht wird; eben darum er- wart ich von Dir, daß Du ihnen zu gute halten wer- dest was Du vor ihnen voraus hast. Verbinde nun mit solchen schönen Eigenschaften auch die, immer zu wissen wie Du mit mir dran bist; schreibe mir was Dir
gleichgültiges das tödet das flüchtige Salz des Geiſtes und macht die Liebe ſcheu. Schreibe bald und mache wieder gut.
Bettine.
An Bettine.
Deinen Vorwürfen, liebſte Bettine, iſt nicht auszu- weichen, da bleibt nichts übrig als die Schuld zu bekennen und Beſſerung zu verſprechen, um ſo mehr da Du mit den geringen Beweiſen von Liebe die ich Dir geben kann zufrieden biſt; auch bin ich nicht im Stande Dir das von mir zu ſchreiben was Dir am intereſſanteſten ſein möchte, dagegen deine lieben Briefe ſo viel erfreuliches gewähren, daß ſie billig allem andern vorgehen; ſie be- ſcheeren mir eine Reihe von Feſttagen, deren Wiederkehr mich immer auf's neue erfreut.
Gern geb ich Dir zu, daß Du ein weit liebenswür- digeres Kind biſt, wie alle die man Dir als Geſchwiſter an die Seite zu ſtellen verſucht wird; eben darum er- wart ich von Dir, daß Du ihnen zu gute halten wer- deſt was Du vor ihnen voraus haſt. Verbinde nun mit ſolchen ſchönen Eigenſchaften auch die, immer zu wiſſen wie Du mit mir dran biſt; ſchreibe mir was Dir
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gleichgültiges das tödet das flüchtige Salz des Geiſtes
und macht die Liebe ſcheu. Schreibe bald und mache
wieder gut.
Bettine.
An Bettine.
Deinen Vorwürfen, liebſte Bettine, iſt nicht auszu-
weichen, da bleibt nichts übrig als die Schuld zu bekennen
und Beſſerung zu verſprechen, um ſo mehr da Du mit
den geringen Beweiſen von Liebe die ich Dir geben kann
zufrieden biſt; auch bin ich nicht im Stande Dir das
von mir zu ſchreiben was Dir am intereſſanteſten ſein
möchte, dagegen deine lieben Briefe ſo viel erfreuliches
gewähren, daß ſie billig allem andern vorgehen; ſie be-
ſcheeren mir eine Reihe von Feſttagen, deren Wiederkehr
mich immer auf's neue erfreut.
Gern geb ich Dir zu, daß Du ein weit liebenswür-
digeres Kind biſt, wie alle die man Dir als Geſchwiſter
an die Seite zu ſtellen verſucht wird; eben darum er-
wart ich von Dir, daß Du ihnen zu gute halten wer-
deſt was Du vor ihnen voraus haſt. Verbinde nun
mit ſolchen ſchönen Eigenſchaften auch die, immer zu
wiſſen wie Du mit mir dran biſt; ſchreibe mir was Dir
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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