Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

die dann viel schöner singen, süßer und wärmer plau-
dern als vorher, und die Brust, an die ich mich verber-
gen kann, wenn ich zu viel geschwätzt habe, die werd
ich doch nie mißverstehen, die werden mir nie fremd
sein. -- Gute Nacht hierüber.

Beiliegende Kupfer sind von unserm Grimm, die
beiden Bubenköpfchen machte er nur flüchtig auf einer
Reise nach dem Staremberger See, die Zeichnung davon
ist noch besser, sie ist mit sammt der Gegend, die Bu-
ben, der braune auf einer Bank in der Sonne sitzend,
der blonde auf die Brunnenmauer gelehnt, alles ganz
lieblich nach der Natur. Das Mädchen ist ein früherer
Versuch seiner Nadel, dein Lob hat ihm großen Eifer
gegeben, sein Lehrer ist der Kupferstecher Heß, dem ich
manchmal mit stillem Staunen bei seinen großen ern-
sten Arbeiten zusehe.

Marcello's Psalmen werden hier in Landshut zu
schlecht abgeschrieben, es ist alter Kirchenstyl, ich muß
Geduld haben bis ich einen Abschreiber finde.

Lebe wohl, alles grüße herzlich von mir was dein ist.

Meine Adresse ist in Graf Jomers Hause in Lands-
hut.

Bettine.

die dann viel ſchöner ſingen, ſüßer und wärmer plau-
dern als vorher, und die Bruſt, an die ich mich verber-
gen kann, wenn ich zu viel geſchwätzt habe, die werd
ich doch nie mißverſtehen, die werden mir nie fremd
ſein. — Gute Nacht hierüber.

Beiliegende Kupfer ſind von unſerm Grimm, die
beiden Bubenköpfchen machte er nur flüchtig auf einer
Reiſe nach dem Staremberger See, die Zeichnung davon
iſt noch beſſer, ſie iſt mit ſammt der Gegend, die Bu-
ben, der braune auf einer Bank in der Sonne ſitzend,
der blonde auf die Brunnenmauer gelehnt, alles ganz
lieblich nach der Natur. Das Mädchen iſt ein früherer
Verſuch ſeiner Nadel, dein Lob hat ihm großen Eifer
gegeben, ſein Lehrer iſt der Kupferſtecher Heß, dem ich
manchmal mit ſtillem Staunen bei ſeinen großen ern-
ſten Arbeiten zuſehe.

Marcello's Pſalmen werden hier in Landshut zu
ſchlecht abgeſchrieben, es iſt alter Kirchenſtyl, ich muß
Geduld haben bis ich einen Abſchreiber finde.

Lebe wohl, alles grüße herzlich von mir was dein iſt.

Meine Adreſſe iſt in Graf Jomers Hauſe in Lands-
hut.

Bettine.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="152"/>
die dann viel &#x017F;chöner &#x017F;ingen, &#x017F;üßer und wärmer plau-<lb/>
dern als vorher, und die Bru&#x017F;t, an die ich mich verber-<lb/>
gen kann, wenn ich zu viel ge&#x017F;chwätzt habe, <hi rendition="#g">die</hi> werd<lb/>
ich doch nie mißver&#x017F;tehen, <hi rendition="#g">die</hi> werden mir nie fremd<lb/>
&#x017F;ein. &#x2014; Gute Nacht hierüber.</p><lb/>
          <p>Beiliegende Kupfer &#x017F;ind von un&#x017F;erm Grimm, die<lb/>
beiden Bubenköpfchen machte er nur flüchtig auf einer<lb/>
Rei&#x017F;e nach dem Staremberger See, die Zeichnung davon<lb/>
i&#x017F;t noch be&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ie i&#x017F;t mit &#x017F;ammt der Gegend, die Bu-<lb/>
ben, der braune auf einer Bank in der Sonne &#x017F;itzend,<lb/>
der blonde auf die Brunnenmauer gelehnt, alles ganz<lb/>
lieblich nach der Natur. Das Mädchen i&#x017F;t ein früherer<lb/>
Ver&#x017F;uch &#x017F;einer Nadel, dein Lob hat ihm großen Eifer<lb/>
gegeben, &#x017F;ein Lehrer i&#x017F;t der Kupfer&#x017F;techer Heß, dem ich<lb/>
manchmal mit &#x017F;tillem Staunen bei &#x017F;einen großen ern-<lb/>
&#x017F;ten Arbeiten zu&#x017F;ehe.</p><lb/>
          <p>Marcello's P&#x017F;almen werden hier in Landshut zu<lb/>
&#x017F;chlecht abge&#x017F;chrieben, es i&#x017F;t alter Kirchen&#x017F;tyl, ich muß<lb/>
Geduld haben bis ich einen Ab&#x017F;chreiber finde.</p><lb/>
          <p>Lebe wohl, alles grüße herzlich von mir was dein i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Meine Adre&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t in Graf Jomers Hau&#x017F;e in Lands-<lb/>
hut.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Bettine.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0162] die dann viel ſchöner ſingen, ſüßer und wärmer plau- dern als vorher, und die Bruſt, an die ich mich verber- gen kann, wenn ich zu viel geſchwätzt habe, die werd ich doch nie mißverſtehen, die werden mir nie fremd ſein. — Gute Nacht hierüber. Beiliegende Kupfer ſind von unſerm Grimm, die beiden Bubenköpfchen machte er nur flüchtig auf einer Reiſe nach dem Staremberger See, die Zeichnung davon iſt noch beſſer, ſie iſt mit ſammt der Gegend, die Bu- ben, der braune auf einer Bank in der Sonne ſitzend, der blonde auf die Brunnenmauer gelehnt, alles ganz lieblich nach der Natur. Das Mädchen iſt ein früherer Verſuch ſeiner Nadel, dein Lob hat ihm großen Eifer gegeben, ſein Lehrer iſt der Kupferſtecher Heß, dem ich manchmal mit ſtillem Staunen bei ſeinen großen ern- ſten Arbeiten zuſehe. Marcello's Pſalmen werden hier in Landshut zu ſchlecht abgeſchrieben, es iſt alter Kirchenſtyl, ich muß Geduld haben bis ich einen Abſchreiber finde. Lebe wohl, alles grüße herzlich von mir was dein iſt. Meine Adreſſe iſt in Graf Jomers Hauſe in Lands- hut. Bettine.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/162
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/162>, abgerufen am 21.11.2024.