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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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wäre? -- Siehst Du, das ist ein sehr einfaches Rechen-
exempel, warum man nicht verzagen soll, weil das ewige
keine Grenze hat. Wer will der Liebe, wer kann dem
Geist Grenzen setzen! -- Wer hat je geliebt der sich et-
was vorbehalten habe? Vorbehalt ist Selbstliebe. Das
irdische Leben ist Gefängniß, der Schlüssel zur Freiheit
ist Liebe, sie führt aus dem irdische Leben in's himm-
lische. -- Wer kann aus sich selbst erlöst werden ohne
die Liebe? die Flamme verzehrt das irdische um dem
Geist grenzenlosen Raum zu gewinnen, der auffliegt
zum Äther; der Seufzer der sich in der Gottheit auflöst
hat keine Grenze. Nur der Geist hat ewige Wirkung,
ewiges Leben, alles andre stirbt. Gute Nacht, gute Nacht,
es ist um die Geisterstunde.

Dein Kind das sich an Dich drängt
aus Furcht vor seinen eignen Gedanken.
An Bettine.

Da Du in der Fülle interessanter Begebenheiten
und Zerstreuungen der volkreichsten Stadt nicht versäumt
hast mir so reichhaltige Berichte zu senden, so wäre es
unbillig wenn ich jetzt in deinen verborgnen Schlupf-

II. 10

wäre? — Siehſt Du, das iſt ein ſehr einfaches Rechen-
exempel, warum man nicht verzagen ſoll, weil das ewige
keine Grenze hat. Wer will der Liebe, wer kann dem
Geiſt Grenzen ſetzen! — Wer hat je geliebt der ſich et-
was vorbehalten habe? Vorbehalt iſt Selbſtliebe. Das
irdiſche Leben iſt Gefängniß, der Schlüſſel zur Freiheit
iſt Liebe, ſie führt aus dem irdiſche Leben in's himm-
liſche. — Wer kann aus ſich ſelbſt erlöſt werden ohne
die Liebe? die Flamme verzehrt das irdiſche um dem
Geiſt grenzenloſen Raum zu gewinnen, der auffliegt
zum Äther; der Seufzer der ſich in der Gottheit auflöſt
hat keine Grenze. Nur der Geiſt hat ewige Wirkung,
ewiges Leben, alles andre ſtirbt. Gute Nacht, gute Nacht,
es iſt um die Geiſterſtunde.

Dein Kind das ſich an Dich drängt
aus Furcht vor ſeinen eignen Gedanken.
An Bettine.

Da Du in der Fülle intereſſanter Begebenheiten
und Zerſtreuungen der volkreichſten Stadt nicht verſäumt
haſt mir ſo reichhaltige Berichte zu ſenden, ſo wäre es
unbillig wenn ich jetzt in deinen verborgnen Schlupf-

II. 10
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[217/0227] wäre? — Siehſt Du, das iſt ein ſehr einfaches Rechen- exempel, warum man nicht verzagen ſoll, weil das ewige keine Grenze hat. Wer will der Liebe, wer kann dem Geiſt Grenzen ſetzen! — Wer hat je geliebt der ſich et- was vorbehalten habe? Vorbehalt iſt Selbſtliebe. Das irdiſche Leben iſt Gefängniß, der Schlüſſel zur Freiheit iſt Liebe, ſie führt aus dem irdiſche Leben in's himm- liſche. — Wer kann aus ſich ſelbſt erlöſt werden ohne die Liebe? die Flamme verzehrt das irdiſche um dem Geiſt grenzenloſen Raum zu gewinnen, der auffliegt zum Äther; der Seufzer der ſich in der Gottheit auflöſt hat keine Grenze. Nur der Geiſt hat ewige Wirkung, ewiges Leben, alles andre ſtirbt. Gute Nacht, gute Nacht, es iſt um die Geiſterſtunde. Dein Kind das ſich an Dich drängt aus Furcht vor ſeinen eignen Gedanken. An Bettine. Da Du in der Fülle intereſſanter Begebenheiten und Zerſtreuungen der volkreichſten Stadt nicht verſäumt haſt mir ſo reichhaltige Berichte zu ſenden, ſo wäre es unbillig wenn ich jetzt in deinen verborgnen Schlupf- II. 10

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/227>, abgerufen am 24.11.2024.