Nur die Todten sollen sie mir ruhen lassen, und den Beethoven, der gleich bei seiner Geburt auf ihr Erbtheil Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts ..... Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der singt Dich im tiefsten Herzen, das kann aber keiner mit so breiten Knochen und so langer Weste.
Schreib bald, schreib gleich, wenn Du wüßtest wie in einem einzigen Wort von Dir oft ein schwerer Traum gelöst wird! -- ruf mir nur zu: "Kind ich bin ja bei Dir!" dann ist alles gut. Thu es.
Würde es Dich nicht interessiren Briefe, die Du an Jugendfreunde geschrieben, wieder zu bekommen? -- schreib darüber, sie könnten Dich doch wohl um so leb- hafter in die damalige Zeit versetzen, und derselben zum Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög- lich, antworte mir lieber Freund, unterdessen will ich keinen Tag vergehen lassen, ohne an deiner Aufgabe zu arbeiten.
Nur die Todten ſollen ſie mir ruhen laſſen, und den Beethoven, der gleich bei ſeiner Geburt auf ihr Erbtheil Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts ..... Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der ſingt Dich im tiefſten Herzen, das kann aber keiner mit ſo breiten Knochen und ſo langer Weſte.
Schreib bald, ſchreib gleich, wenn Du wüßteſt wie in einem einzigen Wort von Dir oft ein ſchwerer Traum gelöſt wird! — ruf mir nur zu: „Kind ich bin ja bei Dir!“ dann iſt alles gut. Thu es.
Würde es Dich nicht intereſſiren Briefe, die Du an Jugendfreunde geſchrieben, wieder zu bekommen? — ſchreib darüber, ſie könnten Dich doch wohl um ſo leb- hafter in die damalige Zeit verſetzen, und derſelben zum Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög- lich, antworte mir lieber Freund, unterdeſſen will ich keinen Tag vergehen laſſen, ohne an deiner Aufgabe zu arbeiten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><postscript><p><pbfacs="#f0254"n="244"/>
Nur die Todten ſollen ſie mir ruhen laſſen, und den<lb/>
Beethoven, der gleich bei ſeiner Geburt auf ihr Erbtheil<lb/>
Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts .....<lb/>
Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der ſingt Dich<lb/>
im tiefſten Herzen, das kann aber keiner mit ſo breiten<lb/>
Knochen und ſo langer Weſte.</p><lb/><p>Schreib bald, ſchreib gleich, wenn Du wüßteſt wie<lb/>
in einem einzigen Wort von Dir oft ein ſchwerer Traum<lb/>
gelöſt wird! — ruf mir nur zu: „Kind ich bin ja bei<lb/>
Dir!“ dann iſt alles gut. Thu es.</p><lb/><p>Würde es Dich nicht intereſſiren Briefe, die Du an<lb/>
Jugendfreunde geſchrieben, wieder zu bekommen? —<lb/>ſchreib darüber, ſie könnten Dich doch wohl um ſo leb-<lb/>
hafter in die damalige Zeit verſetzen, und derſelben zum<lb/>
Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög-<lb/>
lich, antworte mir lieber Freund, unterdeſſen will ich<lb/>
keinen Tag vergehen laſſen, ohne an deiner Aufgabe zu<lb/>
arbeiten.</p></postscript></div><lb/></div></body></text></TEI>
[244/0254]
Nur die Todten ſollen ſie mir ruhen laſſen, und den
Beethoven, der gleich bei ſeiner Geburt auf ihr Erbtheil
Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts .....
Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der ſingt Dich
im tiefſten Herzen, das kann aber keiner mit ſo breiten
Knochen und ſo langer Weſte.
Schreib bald, ſchreib gleich, wenn Du wüßteſt wie
in einem einzigen Wort von Dir oft ein ſchwerer Traum
gelöſt wird! — ruf mir nur zu: „Kind ich bin ja bei
Dir!“ dann iſt alles gut. Thu es.
Würde es Dich nicht intereſſiren Briefe, die Du an
Jugendfreunde geſchrieben, wieder zu bekommen? —
ſchreib darüber, ſie könnten Dich doch wohl um ſo leb-
hafter in die damalige Zeit verſetzen, und derſelben zum
Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög-
lich, antworte mir lieber Freund, unterdeſſen will ich
keinen Tag vergehen laſſen, ohne an deiner Aufgabe zu
arbeiten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/254>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.