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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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funkelnde Augen, pochend Herz, rothe Wangen u. s. w.
-- es ergötzte sie ja noch in ihrer späten Zeit. -- Diese
und die folgende Geschichte haben mir den lebhaftesten
Eindruck gemacht ich seh Dich in beiden vor mir, in
vollem Glanz deiner Jugend. An einem hellen Winter-
tag an dem deine Mutter Gäste hatte machtest Du ihr
den Vorschlag mit den Fremden an den Main zu fah-
ren. Mutter Sie hat mich ja doch noch nicht Schlitt-
schuhe laufen sehen und das Wetter ist heut so schön
u. s. w. -- Ich zog meinen karmoisinrothen Pelz an der
einen langen Schlepp hatte und vorn herunter mit gold-
nen Spangen zugemacht war, und so fahren wir denn
hinaus, da schleift mein Sohn herum wie ein Pfeil zwi-
schen den andern durch, die Luft hatte ihm die Backen
roth gemacht und der Puder war aus seinen braunen
Haaren geflogen, wie er nun den Karmoisinrothen Pelz
sieht, kommt er herbei an die Kutsch; und lacht mich
ganz freundlich an, -- nun was willst Du? sag ich:
Ei Mutter Sie hat ja doch nicht kalt im Wagen, geb
Sie mir ihren Sammetrock -- Du wirst ihn doch nicht
gar anziehen wollen -- freilich will ich ihn anziehen. --
Ich zieh halt mein prächtig warmen Rock aus, er zieht
ihn an, schlägt die Schleppe über den Arm, und da fährt
er hin, wie ein Göttersohn auf dem Eis; Bettine wenn

funkelnde Augen, pochend Herz, rothe Wangen u. ſ. w.
— es ergötzte ſie ja noch in ihrer ſpäten Zeit. — Dieſe
und die folgende Geſchichte haben mir den lebhafteſten
Eindruck gemacht ich ſeh Dich in beiden vor mir, in
vollem Glanz deiner Jugend. An einem hellen Winter-
tag an dem deine Mutter Gäſte hatte machteſt Du ihr
den Vorſchlag mit den Fremden an den Main zu fah-
ren. Mutter Sie hat mich ja doch noch nicht Schlitt-
ſchuhe laufen ſehen und das Wetter iſt heut ſo ſchön
u. ſ. w. — Ich zog meinen karmoiſinrothen Pelz an der
einen langen Schlepp hatte und vorn herunter mit gold-
nen Spangen zugemacht war, und ſo fahren wir denn
hinaus, da ſchleift mein Sohn herum wie ein Pfeil zwi-
ſchen den andern durch, die Luft hatte ihm die Backen
roth gemacht und der Puder war aus ſeinen braunen
Haaren geflogen, wie er nun den Karmoiſinrothen Pelz
ſieht, kommt er herbei an die Kutſch; und lacht mich
ganz freundlich an, — nun was willſt Du? ſag ich:
Ei Mutter Sie hat ja doch nicht kalt im Wagen, geb
Sie mir ihren Sammetrock — Du wirſt ihn doch nicht
gar anziehen wollen — freilich will ich ihn anziehen. —
Ich zieh halt mein prächtig warmen Rock aus, er zieht
ihn an, ſchlägt die Schleppe über den Arm, und da fährt
er hin, wie ein Götterſohn auf dem Eis; Bettine wenn

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[261/0271] funkelnde Augen, pochend Herz, rothe Wangen u. ſ. w. — es ergötzte ſie ja noch in ihrer ſpäten Zeit. — Dieſe und die folgende Geſchichte haben mir den lebhafteſten Eindruck gemacht ich ſeh Dich in beiden vor mir, in vollem Glanz deiner Jugend. An einem hellen Winter- tag an dem deine Mutter Gäſte hatte machteſt Du ihr den Vorſchlag mit den Fremden an den Main zu fah- ren. Mutter Sie hat mich ja doch noch nicht Schlitt- ſchuhe laufen ſehen und das Wetter iſt heut ſo ſchön u. ſ. w. — Ich zog meinen karmoiſinrothen Pelz an der einen langen Schlepp hatte und vorn herunter mit gold- nen Spangen zugemacht war, und ſo fahren wir denn hinaus, da ſchleift mein Sohn herum wie ein Pfeil zwi- ſchen den andern durch, die Luft hatte ihm die Backen roth gemacht und der Puder war aus ſeinen braunen Haaren geflogen, wie er nun den Karmoiſinrothen Pelz ſieht, kommt er herbei an die Kutſch; und lacht mich ganz freundlich an, — nun was willſt Du? ſag ich: Ei Mutter Sie hat ja doch nicht kalt im Wagen, geb Sie mir ihren Sammetrock — Du wirſt ihn doch nicht gar anziehen wollen — freilich will ich ihn anziehen. — Ich zieh halt mein prächtig warmen Rock aus, er zieht ihn an, ſchlägt die Schleppe über den Arm, und da fährt er hin, wie ein Götterſohn auf dem Eis; Bettine wenn

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/271>, abgerufen am 25.11.2024.