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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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der geben, es entschwebt, wie der Ton der Musik ent-
schwebt, und für sich besteht in dem Augenblick da sie
aufgeführt wird.

Jeder Anekdote die ich hinschreibe, möchte ich ein
Lebewohl zu rufen; -- die Blumen sollen abgebrochen
werden, damit sie noch in ihrer Blüthe in's Herbarium
kommen. So hab ich mir's nicht gedacht, da ich Dir in
meinem vorletzten Brief meinen Garten so freundlich an-
bot, lächelst Du? -- Du wirst doch als überflüssiges
Laub absondern und des Thau's noch des Sonnenscheins
nicht mehr achten, der außer meinem Territorium nicht
mehr drauf ruht. -- Der Schütze wird nicht müde tau-
send und tausend Pfeile zu versenden, der nach der Liebe
zielt. Er spannt abermal und zieht die Senne bis an's
Aug heran, und blickt scharf, und zielt scharf; und Du!
sieh diese verschossnen Pfeile die zu deinen Füßen hin-
sinken gnädig an, und denke daß ich mich nicht zurück-
halten kann -- Dir ewig dasselbe zu sagen. -- Und be-
rührt Dich ein solcher Pfeil niemals, auch nur ein klei-
nes wenig? --

Dein Großvater war ein träumender und Traum-
deuter es ward ihm vieles über seine Familie durch
Träume offenbar, einmal sagte er einen großen Brand,
dann die unvermuthete Ankunft des Kaisers voraus;

die-

der geben, es entſchwebt, wie der Ton der Muſik ent-
ſchwebt, und für ſich beſteht in dem Augenblick da ſie
aufgeführt wird.

Jeder Anekdote die ich hinſchreibe, möchte ich ein
Lebewohl zu rufen; — die Blumen ſollen abgebrochen
werden, damit ſie noch in ihrer Blüthe in's Herbarium
kommen. So hab ich mir's nicht gedacht, da ich Dir in
meinem vorletzten Brief meinen Garten ſo freundlich an-
bot, lächelſt Du? — Du wirſt doch als überflüſſiges
Laub abſondern und des Thau's noch des Sonnenſcheins
nicht mehr achten, der außer meinem Territorium nicht
mehr drauf ruht. — Der Schütze wird nicht müde tau-
ſend und tauſend Pfeile zu verſenden, der nach der Liebe
zielt. Er ſpannt abermal und zieht die Senne bis an's
Aug heran, und blickt ſcharf, und zielt ſcharf; und Du!
ſieh dieſe verſchoſſnen Pfeile die zu deinen Füßen hin-
ſinken gnädig an, und denke daß ich mich nicht zurück-
halten kann — Dir ewig daſſelbe zu ſagen. — Und be-
rührt Dich ein ſolcher Pfeil niemals, auch nur ein klei-
nes wenig? —

Dein Großvater war ein träumender und Traum-
deuter es ward ihm vieles über ſeine Familie durch
Träume offenbar, einmal ſagte er einen großen Brand,
dann die unvermuthete Ankunft des Kaiſers voraus;

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[264/0274] der geben, es entſchwebt, wie der Ton der Muſik ent- ſchwebt, und für ſich beſteht in dem Augenblick da ſie aufgeführt wird. Jeder Anekdote die ich hinſchreibe, möchte ich ein Lebewohl zu rufen; — die Blumen ſollen abgebrochen werden, damit ſie noch in ihrer Blüthe in's Herbarium kommen. So hab ich mir's nicht gedacht, da ich Dir in meinem vorletzten Brief meinen Garten ſo freundlich an- bot, lächelſt Du? — Du wirſt doch als überflüſſiges Laub abſondern und des Thau's noch des Sonnenſcheins nicht mehr achten, der außer meinem Territorium nicht mehr drauf ruht. — Der Schütze wird nicht müde tau- ſend und tauſend Pfeile zu verſenden, der nach der Liebe zielt. Er ſpannt abermal und zieht die Senne bis an's Aug heran, und blickt ſcharf, und zielt ſcharf; und Du! ſieh dieſe verſchoſſnen Pfeile die zu deinen Füßen hin- ſinken gnädig an, und denke daß ich mich nicht zurück- halten kann — Dir ewig daſſelbe zu ſagen. — Und be- rührt Dich ein ſolcher Pfeil niemals, auch nur ein klei- nes wenig? — Dein Großvater war ein träumender und Traum- deuter es ward ihm vieles über ſeine Familie durch Träume offenbar, einmal ſagte er einen großen Brand, dann die unvermuthete Ankunft des Kaiſers voraus; die-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/274>, abgerufen am 25.11.2024.