Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.werdet nicht sagen: dies ist das Bild eines Mannes der In der Musik ist die Erzeugung selbst ein Wan- Jede Erregung wird Sprache, Aufforderung an den werdet nicht ſagen: dies iſt das Bild eines Mannes der In der Muſik iſt die Erzeugung ſelbſt ein Wan- Jede Erregung wird Sprache, Aufforderung an den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0306" n="296"/> werdet nicht ſagen: dies iſt das Bild eines Mannes der<lb/> ein Held war, ſondern: dies iſt die Offenbarung des<lb/> Heldenthums das ſich in dieſem Kunſtwerk verkörperte.<lb/> Zu ſolcher Aufgabe gehört nicht Berechnung ſondern Lei-<lb/> denſchaft oder vielmehr Erleiden einer göttlichen Gewalt.<lb/> Und welcher Künſtler das Heldenthum (ich nehme es<lb/> als Repräſentant jeder Tugend, denn jede Tugend iſt<lb/> lediglich Sieg) ſo darſtellt, daß es die Begeiſtrung die<lb/> ſeine Erſcheinung iſt, mittheilt: der iſt dieſer Tugend<lb/> nicht allein fähig ſondern ſie iſt ſchon in ihm wieder-<lb/> geboren. In der bildenden Kunſt ſteht der Gegenſtand<lb/> feſt wie der Glaube, der Geiſt des Menſchen umwandelt<lb/> ihn wie der Begriff; Erkenntniß im Glauben bildet das<lb/> Kunſtwerk welches erleuchtet.</p><lb/> <p>In der Muſik iſt die Erzeugung ſelbſt ein Wan-<lb/> deln der göttlichen Erkenntniß die in den Menſchen her-<lb/> einleuchtet ohne Gegenſtand, und der Menſch ſelbſt iſt<lb/> die Empfängniß. — In allem iſt ein Verein der Liebe,<lb/> ein Ineinanderfügen geiſtiger Kräfte.</p><lb/> <p>Jede Erregung wird Sprache, Aufforderung an den<lb/> Geiſt; — er antwortet: und dies iſt Erfindung. — Dies<lb/> alſo iſt die geheime Grundlage der Erfindung: das<lb/> Vermögen des Geiſtes auf eine Frage zu antworten,<lb/> die nicht einen beſtimmten Gegenſtand zur Aufgabe hat,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [296/0306]
werdet nicht ſagen: dies iſt das Bild eines Mannes der
ein Held war, ſondern: dies iſt die Offenbarung des
Heldenthums das ſich in dieſem Kunſtwerk verkörperte.
Zu ſolcher Aufgabe gehört nicht Berechnung ſondern Lei-
denſchaft oder vielmehr Erleiden einer göttlichen Gewalt.
Und welcher Künſtler das Heldenthum (ich nehme es
als Repräſentant jeder Tugend, denn jede Tugend iſt
lediglich Sieg) ſo darſtellt, daß es die Begeiſtrung die
ſeine Erſcheinung iſt, mittheilt: der iſt dieſer Tugend
nicht allein fähig ſondern ſie iſt ſchon in ihm wieder-
geboren. In der bildenden Kunſt ſteht der Gegenſtand
feſt wie der Glaube, der Geiſt des Menſchen umwandelt
ihn wie der Begriff; Erkenntniß im Glauben bildet das
Kunſtwerk welches erleuchtet.
In der Muſik iſt die Erzeugung ſelbſt ein Wan-
deln der göttlichen Erkenntniß die in den Menſchen her-
einleuchtet ohne Gegenſtand, und der Menſch ſelbſt iſt
die Empfängniß. — In allem iſt ein Verein der Liebe,
ein Ineinanderfügen geiſtiger Kräfte.
Jede Erregung wird Sprache, Aufforderung an den
Geiſt; — er antwortet: und dies iſt Erfindung. — Dies
alſo iſt die geheime Grundlage der Erfindung: das
Vermögen des Geiſtes auf eine Frage zu antworten,
die nicht einen beſtimmten Gegenſtand zur Aufgabe hat,
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