Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.haben als nur mit mir, daß ich mich so anstrengen Will ich Dir alles schreiben, so verträume ich die 19. April. Ich bin hellsehend, Goethe, -- ich seh das vergoßne Der Hund, der keinen Witz hat, nur Instinkt, und 20. April. In all diesen Tagen der Unruh, glaub's Goethe, haben als nur mit mir, daß ich mich ſo anſtrengen Will ich Dir alles ſchreiben, ſo verträume ich die 19. April. Ich bin hellſehend, Goethe, — ich ſeh das vergoßne Der Hund, der keinen Witz hat, nur Inſtinkt, und 20. April. In all dieſen Tagen der Unruh, glaub's Goethe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="43"/> haben als nur mit mir, daß ich mich ſo anſtrengen<lb/> muß es auszuhalten.</p><lb/> <p>Will ich Dir alles ſchreiben, ſo verträume ich die<lb/> Zeit — die Zeit, die auf glühenden Sohlen durch's Tyrol<lb/> wandert; ſo bittere Betrübniß hat mich durchdrungen,<lb/> daß ich's nicht wage die Papiere, die in jenen Stunden<lb/> geſchrieben ſind, an Dich abzuſchicken.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#et">19. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich bin hellſehend, Goethe, — ich ſeh das vergoßne<lb/> Blut der Tyroler triumphirend in den Buſen der Gott-<lb/> heit zurückſtrömen. Die hohen gewaltigen Eichen, die<lb/> Wohnungen der Menſchen, die grünen Matten, die<lb/> glücklichen Heerden, der geliebte gepflegte Reichthum<lb/> des Heldenvolks, die den Opfertod in den Flammen<lb/> fanden, das alles ſeh ich verklärt mit ihnen gen Him-<lb/> mel fahren, bis auf den treuen Hund, der ſeinen Herrn<lb/> beſchützend, den Tod verachtet wie er.</p><lb/> <p>Der Hund, der keinen Witz hat, nur Inſtinkt, und<lb/> heiter in jedem Geſchick das rechte thut. — Ach, hätte<lb/> der Menſch nur ſo viel Witz den eignen Inſtinkt nicht<lb/> zu verläugnen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#et">20. April.</hi> </dateline><lb/> <p>In all dieſen Tagen der Unruh, glaub's Goethe,<lb/> vergeht keiner, den ich nicht mit dem Gedanken an Dich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0053]
haben als nur mit mir, daß ich mich ſo anſtrengen
muß es auszuhalten.
Will ich Dir alles ſchreiben, ſo verträume ich die
Zeit — die Zeit, die auf glühenden Sohlen durch's Tyrol
wandert; ſo bittere Betrübniß hat mich durchdrungen,
daß ich's nicht wage die Papiere, die in jenen Stunden
geſchrieben ſind, an Dich abzuſchicken.
19. April.
Ich bin hellſehend, Goethe, — ich ſeh das vergoßne
Blut der Tyroler triumphirend in den Buſen der Gott-
heit zurückſtrömen. Die hohen gewaltigen Eichen, die
Wohnungen der Menſchen, die grünen Matten, die
glücklichen Heerden, der geliebte gepflegte Reichthum
des Heldenvolks, die den Opfertod in den Flammen
fanden, das alles ſeh ich verklärt mit ihnen gen Him-
mel fahren, bis auf den treuen Hund, der ſeinen Herrn
beſchützend, den Tod verachtet wie er.
Der Hund, der keinen Witz hat, nur Inſtinkt, und
heiter in jedem Geſchick das rechte thut. — Ach, hätte
der Menſch nur ſo viel Witz den eignen Inſtinkt nicht
zu verläugnen.
20. April.
In all dieſen Tagen der Unruh, glaub's Goethe,
vergeht keiner, den ich nicht mit dem Gedanken an Dich
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