nicht wunderbar, wenn die Nacht einbrach und aus dem Nachbarsgarten die herrlichsten Symphonieen her- überschallten, von einem Orchester der ersten Künstler aufgeführt, wenn die herrlichen, großen Bäume mit so viel bunten Lampen geschmückt waren, als Sterne sich am Himmel blicken ließen; da suchte ich einen einsamen Weg und sah den glühenden Johanniswürmchen zu, wie sich die im Flug durchkreuzten, und ich war über- rascht von dem wunderbaren Leuchten, und ich dachte Nachts an diese Thierchen und freute mich auf den an- dern Abend, um sie wieder zu sehen, auf die Menschen aber freute ich mich nicht, -- sie leuchteten mir nicht ein, ich verstand und ahndete nicht, daß man sich mit ihnen verständigen könne; -- manche Sommernacht auch schwamm die Capelle von blasenden Instrumenten auf dem Main, bald hinab und hinauf, begleitet von vielen Nachen, auf denen sich kaum ein Flüstern hören ließ, so tief ernst hörten sie der Musik zu. Da wurde ich auch mitgeschaukelt auf den sanften Wellen, und sah die wechselnden Schatten und Lichter und Mondstrah- len, und ließ das kühle Wasser über meine Hände lau- fen. So war das Sommerleben, das plötzlich durch die rückkehrenden Kriegsscenen unterbrochen ward. Da war an kein Flüchten zu denken, am Morgen, da wir
nicht wunderbar, wenn die Nacht einbrach und aus dem Nachbarsgarten die herrlichſten Symphonieen her- überſchallten, von einem Orcheſter der erſten Künſtler aufgeführt, wenn die herrlichen, großen Bäume mit ſo viel bunten Lampen geſchmückt waren, als Sterne ſich am Himmel blicken ließen; da ſuchte ich einen einſamen Weg und ſah den glühenden Johanniswürmchen zu, wie ſich die im Flug durchkreuzten, und ich war über- raſcht von dem wunderbaren Leuchten, und ich dachte Nachts an dieſe Thierchen und freute mich auf den an- dern Abend, um ſie wieder zu ſehen, auf die Menſchen aber freute ich mich nicht, — ſie leuchteten mir nicht ein, ich verſtand und ahndete nicht, daß man ſich mit ihnen verſtändigen könne; — manche Sommernacht auch ſchwamm die Capelle von blaſenden Inſtrumenten auf dem Main, bald hinab und hinauf, begleitet von vielen Nachen, auf denen ſich kaum ein Flüſtern hören ließ, ſo tief ernſt hörten ſie der Muſik zu. Da wurde ich auch mitgeſchaukelt auf den ſanften Wellen, und ſah die wechſelnden Schatten und Lichter und Mondſtrah- len, und ließ das kühle Waſſer über meine Hände lau- fen. So war das Sommerleben, das plötzlich durch die rückkehrenden Kriegsſcenen unterbrochen ward. Da war an kein Flüchten zu denken, am Morgen, da wir
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nicht wunderbar, wenn die Nacht einbrach und aus
dem Nachbarsgarten die herrlichſten Symphonieen her-
überſchallten, von einem Orcheſter der erſten Künſtler
aufgeführt, wenn die herrlichen, großen Bäume mit ſo
viel bunten Lampen geſchmückt waren, als Sterne ſich
am Himmel blicken ließen; da ſuchte ich einen einſamen
Weg und ſah den glühenden Johanniswürmchen zu,
wie ſich die im Flug durchkreuzten, und ich war über-
raſcht von dem wunderbaren Leuchten, und ich dachte
Nachts an dieſe Thierchen und freute mich auf den an-
dern Abend, um ſie wieder zu ſehen, auf die Menſchen
aber freute ich mich nicht, — ſie leuchteten mir nicht
ein, ich verſtand und ahndete nicht, daß man ſich mit
ihnen verſtändigen könne; — manche Sommernacht
auch ſchwamm die Capelle von blaſenden Inſtrumenten
auf dem Main, bald hinab und hinauf, begleitet von
vielen Nachen, auf denen ſich kaum ein Flüſtern hören
ließ, ſo tief ernſt hörten ſie der Muſik zu. Da wurde
ich auch mitgeſchaukelt auf den ſanften Wellen, und ſah
die wechſelnden Schatten und Lichter und Mondſtrah-
len, und ließ das kühle Waſſer über meine Hände lau-
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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/138>, abgerufen am 10.05.2024.
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