[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.chens Fenster halt machen. Denke Dir dies alles und chens Fenſter halt machen. Denke Dir dies alles und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0137" n="127"/> chens Fenſter halt machen. Denke Dir dies alles und<lb/> den milden Sommerhimmel, der ſich drüber wölbt, und<lb/> deſſen Gränzen eine blühende, tanzende und muſizirende<lb/> Welt umfließt; denke Dir den Fürſten jenes Volkes<lb/> mit ſilbernem Bart, weißem Gewand, der vor dem Thor<lb/> ſeines Palaſtes auf öffentlicher Straße auf prächtigen<lb/> Teppichen und Polſtern lagert, umgeben von ſeinem<lb/> Hofſtaat, wo jeder einzelne ein abſonderliches Zeichen<lb/> ſeines Amts und Würde an ſeiner fabelhaften Kleidung<lb/> hat. Da ſpeiſ't er unter freiem Himmel, gegenüber den<lb/> luſtigen Gärten, hinter deren zierlichen Gittern hohe Py-<lb/> ramiden blühender Gewächſe aufgeſtellt ſind, und mit<lb/> feinem Drathflor umzogene Volieren, wo der Goldfaſan<lb/> und der Pfau zwiſchen den ruckſenden Haustauben ein-<lb/> herſtolzieren, und die kleinen Singevögel jubeln, alles<lb/> von zartem, grünem Raſen umſchloſſen, wo mancher<lb/> Waſſerſtrahl emporſchießt; die Knaben in verbrämten<lb/> Kleidern goldne Schüſſeln bringen indeſſen aus den off-<lb/> nen Fenſtern des Palaſtes Muſik erſchallt. Wir Kinder<lb/> machten manchmal im Vorübergehen da Halt, und ſa-<lb/> hen und hörten dem Verein ſchöner Jünglinge in Ge-<lb/> ſang, Flöte und Guitarre zu; aber damals wußte ich<lb/> nicht, daß nicht überall die Welt ſo heiter lieblich, ſo<lb/> reinen Genuſſes ſich ausbreite; und ſo fand ich es auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
chens Fenſter halt machen. Denke Dir dies alles und
den milden Sommerhimmel, der ſich drüber wölbt, und
deſſen Gränzen eine blühende, tanzende und muſizirende
Welt umfließt; denke Dir den Fürſten jenes Volkes
mit ſilbernem Bart, weißem Gewand, der vor dem Thor
ſeines Palaſtes auf öffentlicher Straße auf prächtigen
Teppichen und Polſtern lagert, umgeben von ſeinem
Hofſtaat, wo jeder einzelne ein abſonderliches Zeichen
ſeines Amts und Würde an ſeiner fabelhaften Kleidung
hat. Da ſpeiſ't er unter freiem Himmel, gegenüber den
luſtigen Gärten, hinter deren zierlichen Gittern hohe Py-
ramiden blühender Gewächſe aufgeſtellt ſind, und mit
feinem Drathflor umzogene Volieren, wo der Goldfaſan
und der Pfau zwiſchen den ruckſenden Haustauben ein-
herſtolzieren, und die kleinen Singevögel jubeln, alles
von zartem, grünem Raſen umſchloſſen, wo mancher
Waſſerſtrahl emporſchießt; die Knaben in verbrämten
Kleidern goldne Schüſſeln bringen indeſſen aus den off-
nen Fenſtern des Palaſtes Muſik erſchallt. Wir Kinder
machten manchmal im Vorübergehen da Halt, und ſa-
hen und hörten dem Verein ſchöner Jünglinge in Ge-
ſang, Flöte und Guitarre zu; aber damals wußte ich
nicht, daß nicht überall die Welt ſo heiter lieblich, ſo
reinen Genuſſes ſich ausbreite; und ſo fand ich es auch
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