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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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denken; Du wirst Dich der heiteren Aussichten des wim-
melnden Lebens auf dem Fluß am Tag, seiner ruheflü-
sternden Schilfgestade in warmen Sommernächten und
seiner ringsum blühenden Gärten, zwischen denen sich
die reinlichen Straßen vertheilen, noch gar wohl erin-
nern und auch seiner Bequemheit für Deine Liebesan-
gelegenheiten. Seitdem hat sich die Gegend wie die
Lebensweise, und auch die Bevölkerung in's wunderbare
gespielt, und keiner würde es glauben, der's nicht ge-
sehen hat, und jeder, der mit seinem Reisejournal in der
Tasche von seiner Reise um die Welt hier durchkäm',
würde glauben in die Stadt der Mährchen versetzt zu
sein*); eine mystische Nation wandelt in bunter, wun-
derbarer Kleidung zwischen den andern durch; die Greise
und Männer mit langen Bärten in Purpur und grün
und gelben Talaren, die Hälfte des Gewandes immer
von verschiedener Farbe, die wunderschönen Jünglinge
und Knaben in eng anliegendem Wams, mit Gold ver-
brämt, die eine Hose grün, die andre gelb oder roth,
dahersprengend auf muthigen Rossen mit silbernen Glöck-
chen am Hals, oder am Abend durch die Straße auf
der Guitarre und Flöte präludirend, bis sie vor Lieb-

*) Hierher gehört eine Note.

denken; Du wirſt Dich der heiteren Ausſichten des wim-
melnden Lebens auf dem Fluß am Tag, ſeiner ruheflü-
ſternden Schilfgeſtade in warmen Sommernächten und
ſeiner ringsum blühenden Gärten, zwiſchen denen ſich
die reinlichen Straßen vertheilen, noch gar wohl erin-
nern und auch ſeiner Bequemheit für Deine Liebesan-
gelegenheiten. Seitdem hat ſich die Gegend wie die
Lebensweiſe, und auch die Bevölkerung in's wunderbare
geſpielt, und keiner würde es glauben, der's nicht ge-
ſehen hat, und jeder, der mit ſeinem Reiſejournal in der
Taſche von ſeiner Reiſe um die Welt hier durchkäm',
würde glauben in die Stadt der Mährchen verſetzt zu
ſein*); eine myſtiſche Nation wandelt in bunter, wun-
derbarer Kleidung zwiſchen den andern durch; die Greiſe
und Männer mit langen Bärten in Purpur und grün
und gelben Talaren, die Hälfte des Gewandes immer
von verſchiedener Farbe, die wunderſchönen Jünglinge
und Knaben in eng anliegendem Wams, mit Gold ver-
brämt, die eine Hoſe grün, die andre gelb oder roth,
daherſprengend auf muthigen Roſſen mit ſilbernen Glöck-
chen am Hals, oder am Abend durch die Straße auf
der Guitarre und Flöte präludirend, bis ſie vor Lieb-

*) Hierher gehört eine Note.
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[126/0136] denken; Du wirſt Dich der heiteren Ausſichten des wim- melnden Lebens auf dem Fluß am Tag, ſeiner ruheflü- ſternden Schilfgeſtade in warmen Sommernächten und ſeiner ringsum blühenden Gärten, zwiſchen denen ſich die reinlichen Straßen vertheilen, noch gar wohl erin- nern und auch ſeiner Bequemheit für Deine Liebesan- gelegenheiten. Seitdem hat ſich die Gegend wie die Lebensweiſe, und auch die Bevölkerung in's wunderbare geſpielt, und keiner würde es glauben, der's nicht ge- ſehen hat, und jeder, der mit ſeinem Reiſejournal in der Taſche von ſeiner Reiſe um die Welt hier durchkäm', würde glauben in die Stadt der Mährchen verſetzt zu ſein *); eine myſtiſche Nation wandelt in bunter, wun- derbarer Kleidung zwiſchen den andern durch; die Greiſe und Männer mit langen Bärten in Purpur und grün und gelben Talaren, die Hälfte des Gewandes immer von verſchiedener Farbe, die wunderſchönen Jünglinge und Knaben in eng anliegendem Wams, mit Gold ver- brämt, die eine Hoſe grün, die andre gelb oder roth, daherſprengend auf muthigen Roſſen mit ſilbernen Glöck- chen am Hals, oder am Abend durch die Straße auf der Guitarre und Flöte präludirend, bis ſie vor Lieb- *) Hierher gehört eine Note.

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/136>, abgerufen am 25.11.2024.