[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Seele mit meinem Geist, und es mag wohl manches Ja Du schläfst! träumst Du? und ist es Dir wahr, Liebster! Gestern war ich tief bewegt, und war Daß dein Dasein nicht zerfalle, sondern daß Alles Seele mit meinem Geiſt, und es mag wohl manches Ja Du ſchläfſt! träumſt Du? und iſt es Dir wahr, Liebſter! Geſtern war ich tief bewegt, und war Daß dein Daſein nicht zerfalle, ſondern daß Alles <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0016" n="6"/> Seele mit meinem Geiſt, und es mag wohl manches<lb/> daraus entſtehen, was keiner ahndet.</p><lb/> <p>Ja Du ſchläfſt! träumſt Du? und iſt es Dir wahr,<lb/> was Du träumſt? — wie mir, wo ich zu Deinen Füßen<lb/> ſitze und ſie im Schoos halte, und der Traum mir ſelbſt<lb/> die Zügel hält, daß ich nichts denke, als nur dies, daß<lb/> ich in Deiner Nähe bin?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Liebſter! Geſtern war ich tief bewegt, und war<lb/> ſehnſüchtig; weil man viel über Dich geſprochen hat<lb/> was nicht wahr iſt, da ich Dich beſſer kenne. Durch<lb/> das Gewebe Deiner Tage zieht ſich ein Faden, der ſie<lb/> mit dem Überirdiſchen verbindet. Nicht durch jedes Da-<lb/> ſein ſchlingt ſich ein ſolcher Faden, und jedes Daſein<lb/> zerfällt ohne dieſen.</p><lb/> <p>Daß dein Daſein nicht zerfalle, ſondern daß Alles<lb/> ewige Wirklichkeit ſei, das iſt wonach ich verlange; Du<lb/> der Du ſchön biſt, und deſſen Gebärden gleichfalls ſchön<lb/> ſind, weil ſie Geiſt ausdrücken: Schönheit begreifen,<lb/> heißt das nicht Dich lieben? — und hat die Liebe nicht<lb/> die Sehnſucht, daß Du ewig ſein mögeſt? — Was kann<lb/> ich vor Dir, als nur Dein geiſtig Bild in mich aufne-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0016]
Seele mit meinem Geiſt, und es mag wohl manches
daraus entſtehen, was keiner ahndet.
Ja Du ſchläfſt! träumſt Du? und iſt es Dir wahr,
was Du träumſt? — wie mir, wo ich zu Deinen Füßen
ſitze und ſie im Schoos halte, und der Traum mir ſelbſt
die Zügel hält, daß ich nichts denke, als nur dies, daß
ich in Deiner Nähe bin?
Liebſter! Geſtern war ich tief bewegt, und war
ſehnſüchtig; weil man viel über Dich geſprochen hat
was nicht wahr iſt, da ich Dich beſſer kenne. Durch
das Gewebe Deiner Tage zieht ſich ein Faden, der ſie
mit dem Überirdiſchen verbindet. Nicht durch jedes Da-
ſein ſchlingt ſich ein ſolcher Faden, und jedes Daſein
zerfällt ohne dieſen.
Daß dein Daſein nicht zerfalle, ſondern daß Alles
ewige Wirklichkeit ſei, das iſt wonach ich verlange; Du
der Du ſchön biſt, und deſſen Gebärden gleichfalls ſchön
ſind, weil ſie Geiſt ausdrücken: Schönheit begreifen,
heißt das nicht Dich lieben? — und hat die Liebe nicht
die Sehnſucht, daß Du ewig ſein mögeſt? — Was kann
ich vor Dir, als nur Dein geiſtig Bild in mich aufne-
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