[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Rasen begleitete, kegelrunde Bergkuppe aufgemauert. Heute zogen wir nach einer andern Burg. Sie Raſen begleitete, kegelrunde Bergkuppe aufgemauert. Heute zogen wir nach einer andern Burg. Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="165"/> Raſen begleitete, kegelrunde Bergkuppe aufgemauert.<lb/> Vor drei Jahren ſtand ſie noch nicht hier, da war die<lb/> Liebe der einzige Schutz gegen Wind und Wetter, da<lb/> kamen ſie häufig zuſammen vom Frühling bis zum<lb/> Herbſt, von Sonnenuntergang bis zu Sonnenaufgang<lb/> lagen ſie vom Mond belacht auf Blumenraſen zwiſchen<lb/> ſilbernen Bergquellen, im Winter rief ihn die Kriegs-<lb/> trompete, Armide blieb allein, aber nicht lange, da kam<lb/> Amor das Kind, ſie legte ihn in die Wiege, ſie nährte<lb/> es mit der Milch ihrer Brüſte und noch ein anderes<lb/> dazu. Für den Ammenlohn kaufte ſie ſich dieſen Fleck<lb/> und baute das kleine Haus und wohnt jetzt mit ihrem<lb/> goldlockigen Bübchen hier oben, wo ſie weit durch's<lb/> Thal in die Ferne ſieht und bei Windſtille auch hören<lb/> kann, wenn die Trommel ſich rührt oder die Trompete<lb/> zwiſchen den Felswänden ſchmettert. Vielleicht kehrt<lb/> er zurück, und erkennt an dem luſtigen, buntbemalten<lb/> Schornſtein, der auf das Häuschen aufgepflanzt iſt, daß<lb/> das freudige Liebesglück nicht in Reue zerſchmolzen iſt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Heute zogen wir nach einer andern Burg. Sie<lb/> liegt vier Meilen entfernt, ihre ſtolzen, wohlerhaltnen<lb/> Thürme ſtreckt ſie gen Himmel, als ob ſie ſie zum<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0175]
Raſen begleitete, kegelrunde Bergkuppe aufgemauert.
Vor drei Jahren ſtand ſie noch nicht hier, da war die
Liebe der einzige Schutz gegen Wind und Wetter, da
kamen ſie häufig zuſammen vom Frühling bis zum
Herbſt, von Sonnenuntergang bis zu Sonnenaufgang
lagen ſie vom Mond belacht auf Blumenraſen zwiſchen
ſilbernen Bergquellen, im Winter rief ihn die Kriegs-
trompete, Armide blieb allein, aber nicht lange, da kam
Amor das Kind, ſie legte ihn in die Wiege, ſie nährte
es mit der Milch ihrer Brüſte und noch ein anderes
dazu. Für den Ammenlohn kaufte ſie ſich dieſen Fleck
und baute das kleine Haus und wohnt jetzt mit ihrem
goldlockigen Bübchen hier oben, wo ſie weit durch's
Thal in die Ferne ſieht und bei Windſtille auch hören
kann, wenn die Trommel ſich rührt oder die Trompete
zwiſchen den Felswänden ſchmettert. Vielleicht kehrt
er zurück, und erkennt an dem luſtigen, buntbemalten
Schornſtein, der auf das Häuschen aufgepflanzt iſt, daß
das freudige Liebesglück nicht in Reue zerſchmolzen iſt.
Heute zogen wir nach einer andern Burg. Sie
liegt vier Meilen entfernt, ihre ſtolzen, wohlerhaltnen
Thürme ſtreckt ſie gen Himmel, als ob ſie ſie zum
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