[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.diese Traumwelt sich hinauf schwingt in den Busen des Bruchstücke aus Briefen in Goethes Gartenhaus geschrieben. Anno 18 Ich habe Dich heute nur wenig Augenblicke gesehen Ich sehne mich nach Offenbarung; Du bist's! -- Deine Gegenwart erschüttert mich weil ich die Mög- dieſe Traumwelt ſich hinauf ſchwingt in den Buſen des Bruchſtücke aus Briefen in Goethes Gartenhaus geſchrieben. Anno 18 Ich habe Dich heute nur wenig Augenblicke geſehen Ich ſehne mich nach Offenbarung; Du biſt's! — Deine Gegenwart erſchüttert mich weil ich die Mög- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="172"/> dieſe Traumwelt ſich hinauf ſchwingt in den Buſen des<lb/> Beſchauenden und in Deinem Geiſt ſich als Offenbarung<lb/> ſpiegelt; ja die ſchöne Blume des Gedankens hat eine<lb/> Wurzel, die ſaugt aus dem warmen, verborgnen Boden<lb/> der Sinne ihre Nahrung, und ſteigt aufwärts zum gött-<lb/> lichen Licht, dem ſie ihr Auge öffnet und es trinkt und<lb/> ihm ihren Duft zuſtrömt; ja die Geiſtesblume erſehnt<lb/> ſich die Natur und die Gottheit, wie jede Erdenblume.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Bruchſtücke</hi><lb/> aus Briefen in Goethes Gartenhaus geſchrieben.</head><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#et">Anno 18</hi> </dateline><lb/> <p>Ich habe Dich heute nur wenig Augenblicke geſehen<lb/> und mir deucht das ganze Leben gehöre dazu um Dir<lb/> alles zu ſagen. Muſik und Kunſt und Sprache alles<lb/> möcht ich beherrſchen um mich drinn auszuſprechen.</p><lb/> <p>Ich ſehne mich nach Offenbarung; Du biſt's! —<lb/> Nach Deinem Innern ſtrebt die Liebe ſie will ſich in<lb/> ſeinen Tiefen empfinden.</p><lb/> <p>Deine Gegenwart erſchüttert mich weil ich die Mög-<lb/> lichkeit empfinde Dir eine Ahnung meiner Sehnſucht<lb/> zu geben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0182]
dieſe Traumwelt ſich hinauf ſchwingt in den Buſen des
Beſchauenden und in Deinem Geiſt ſich als Offenbarung
ſpiegelt; ja die ſchöne Blume des Gedankens hat eine
Wurzel, die ſaugt aus dem warmen, verborgnen Boden
der Sinne ihre Nahrung, und ſteigt aufwärts zum gött-
lichen Licht, dem ſie ihr Auge öffnet und es trinkt und
ihm ihren Duft zuſtrömt; ja die Geiſtesblume erſehnt
ſich die Natur und die Gottheit, wie jede Erdenblume.
Bruchſtücke
aus Briefen in Goethes Gartenhaus geſchrieben.
Anno 18
Ich habe Dich heute nur wenig Augenblicke geſehen
und mir deucht das ganze Leben gehöre dazu um Dir
alles zu ſagen. Muſik und Kunſt und Sprache alles
möcht ich beherrſchen um mich drinn auszuſprechen.
Ich ſehne mich nach Offenbarung; Du biſt's! —
Nach Deinem Innern ſtrebt die Liebe ſie will ſich in
ſeinen Tiefen empfinden.
Deine Gegenwart erſchüttert mich weil ich die Mög-
lichkeit empfinde Dir eine Ahnung meiner Sehnſucht
zu geben.
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