[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.heimlich regieren sie Dich auch daß Du mir geneigt bist. Weißt Du wie ich Dich mir denke heute an Dei- heimlich regieren ſie Dich auch daß Du mir geneigt biſt. Weißt Du wie ich Dich mir denke heute an Dei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0191" n="181"/> heimlich regieren ſie Dich auch daß Du mir geneigt biſt.<lb/> Ich ſeh's an Deinem Blick Du biſt mit mir zufrieden.<lb/> Du ſagſt nichts, Du ſchließeſt Deine Lippen ſo feſt als<lb/> habeſt Du Furcht ſie mögen gegen Deinen Willen plau-<lb/> dern. Goethe! es iſt mir genügend was Dein Blick<lb/> ſagt, auch wenn er nicht auf mir weilt. Geſtern wie<lb/> ich hinter Dir ſtand und mit dem Papier rauſchte, da<lb/> ſahſt Du Dich um, ich merkte es wohl; ich ging leiſe<lb/> hinaus und ſchob die Thür nicht ganz zu, da ſah ich<lb/> Dich raſch den Brief ergreifen, dann ging ich weg, ich<lb/> wollte Dich nicht länger belauſchen, mich überlief ein<lb/> leiſes Fröſteln wie ich mir vorſtellte, daß Du jetzt leſen<lb/> werdeſt was ich zu Dir gedacht hatte in letzter Mitter-<lb/> nacht. — Wie ſeelig Goethe! — denken: jetzt nimmt er<lb/> dieſe Schmeicheleien auf, jetzt ſpricht ſein Geiſt freund-<lb/> lich nach was ich für ihn erdacht habe. Es iſt ſchön<lb/> was ich Dir ſage, es ſind die Liebesgeiſter, die mit Dir<lb/> ſprechen, ſie umkreiſen jubelnd Dein Haupt.</p><lb/> <p>Weißt Du wie ich Dich mir denke heute an Dei-<lb/> nem Geburts-Tag? — Am Meeresſtrand, auf goldnem<lb/> Thronſeſſel im weißen wollnen Gewand, den Purpur<lb/> untergebreitet; in der Ferne die weißen Segel auf ho-<lb/> her See geſchwellt vom Wind raſch an einander vor-<lb/> überfliehend, und Du ruhend im Morgenlicht gekrönt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0191]
heimlich regieren ſie Dich auch daß Du mir geneigt biſt.
Ich ſeh's an Deinem Blick Du biſt mit mir zufrieden.
Du ſagſt nichts, Du ſchließeſt Deine Lippen ſo feſt als
habeſt Du Furcht ſie mögen gegen Deinen Willen plau-
dern. Goethe! es iſt mir genügend was Dein Blick
ſagt, auch wenn er nicht auf mir weilt. Geſtern wie
ich hinter Dir ſtand und mit dem Papier rauſchte, da
ſahſt Du Dich um, ich merkte es wohl; ich ging leiſe
hinaus und ſchob die Thür nicht ganz zu, da ſah ich
Dich raſch den Brief ergreifen, dann ging ich weg, ich
wollte Dich nicht länger belauſchen, mich überlief ein
leiſes Fröſteln wie ich mir vorſtellte, daß Du jetzt leſen
werdeſt was ich zu Dir gedacht hatte in letzter Mitter-
nacht. — Wie ſeelig Goethe! — denken: jetzt nimmt er
dieſe Schmeicheleien auf, jetzt ſpricht ſein Geiſt freund-
lich nach was ich für ihn erdacht habe. Es iſt ſchön
was ich Dir ſage, es ſind die Liebesgeiſter, die mit Dir
ſprechen, ſie umkreiſen jubelnd Dein Haupt.
Weißt Du wie ich Dich mir denke heute an Dei-
nem Geburts-Tag? — Am Meeresſtrand, auf goldnem
Thronſeſſel im weißen wollnen Gewand, den Purpur
untergebreitet; in der Ferne die weißen Segel auf ho-
her See geſchwellt vom Wind raſch an einander vor-
überfliehend, und Du ruhend im Morgenlicht gekrönt
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