[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.mich hineingedacht, was meine Liebe zu ihm denn wohl mich hineingedacht, was meine Liebe zu ihm denn wohl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0249" n="239"/> mich hineingedacht, was meine Liebe zu ihm denn wohl<lb/> bedeute, und was daraus entſpringen könne, oder ob ſie<lb/> denn ganz umſonſt geweſen ſein ſolle, da fiel mir's in die-<lb/> ſen letzten Tagen ein, daß ich ſo oft ſchon als Kind über-<lb/> legte, wenn er geſtorben wär', was ich da anfangen ſolle,<lb/> was aus mir werden ſolle, und daß ich da immer mir<lb/> dachte, auf ſeinem Grab möchte ich ein Plätzchen ha-<lb/> ben, bei ſeinem Denkmal möchte ich verſteinert ſein wie<lb/> jene Steinbilder, die man zu ſeinem ewigen Nachruhm<lb/> aufſtellen werde; ja ich ſah im Geiſt mich in ein ſol-<lb/> ches Hündchen, das gewöhnlich zu Füßen hoher Män-<lb/> ner und Helden als Sinnbild der Treue ausgehauen<lb/> liegt, darein möcht' ich mich verwandeln. Heute Nacht<lb/> dachte ich daran, daß ich früher öfter in ſolche Viſionen<lb/> verſunken war und da war mir's ſo klar, daß dies der<lb/> Keim ſei zu ſeinem Monument, und daß es mir obliege<lb/> ſeine Entſtehung zu bewirken. Seit ich dieſen Gedan-<lb/> ken erfaßt habe bin ich ganz freudig, und habe große<lb/> Zuverſicht, daß es mir gelingen werde. Goethe ſagte<lb/> mir einmal folgende goldne Worte: „Sei beſtändig und<lb/> was einmal göttlicher Beſchluß in dir bedungen, daran<lb/> ſetze alle Kräfte, daß du es zur Reife bringeſt. Wenn<lb/> die Früchte auch nicht der Art ausfallen, wie du ſie er-<lb/> warteſt, ſo ſind es doch immer Früchte höherer Empfin-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0249]
mich hineingedacht, was meine Liebe zu ihm denn wohl
bedeute, und was daraus entſpringen könne, oder ob ſie
denn ganz umſonſt geweſen ſein ſolle, da fiel mir's in die-
ſen letzten Tagen ein, daß ich ſo oft ſchon als Kind über-
legte, wenn er geſtorben wär', was ich da anfangen ſolle,
was aus mir werden ſolle, und daß ich da immer mir
dachte, auf ſeinem Grab möchte ich ein Plätzchen ha-
ben, bei ſeinem Denkmal möchte ich verſteinert ſein wie
jene Steinbilder, die man zu ſeinem ewigen Nachruhm
aufſtellen werde; ja ich ſah im Geiſt mich in ein ſol-
ches Hündchen, das gewöhnlich zu Füßen hoher Män-
ner und Helden als Sinnbild der Treue ausgehauen
liegt, darein möcht' ich mich verwandeln. Heute Nacht
dachte ich daran, daß ich früher öfter in ſolche Viſionen
verſunken war und da war mir's ſo klar, daß dies der
Keim ſei zu ſeinem Monument, und daß es mir obliege
ſeine Entſtehung zu bewirken. Seit ich dieſen Gedan-
ken erfaßt habe bin ich ganz freudig, und habe große
Zuverſicht, daß es mir gelingen werde. Goethe ſagte
mir einmal folgende goldne Worte: „Sei beſtändig und
was einmal göttlicher Beſchluß in dir bedungen, daran
ſetze alle Kräfte, daß du es zur Reife bringeſt. Wenn
die Früchte auch nicht der Art ausfallen, wie du ſie er-
warteſt, ſo ſind es doch immer Früchte höherer Empfin-
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