[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.weil ich so befreundet war mit der Natur; und so bot Oben im ersten und höchsten Garten stand die Klo- weil ich ſo befreundet war mit der Natur; und ſo bot Oben im erſten und höchſten Garten ſtand die Klo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="47"/> weil ich ſo befreundet war mit der Natur; und ſo bot<lb/> ich allem Trotz was andre fürchteten, und in der Nacht<lb/> in ſchauerlichen Wegen im finſtern Gebüſch, da lockte<lb/> es mich hin da wars überall ſo heimlich und nichts war<lb/> zu fürchten.</p><lb/> <p>Oben im erſten und höchſten Garten ſtand die Klo-<lb/> ſterkirche auf einem Raſenplatz der am felſigen Boden<lb/> hinab grünte und mit einem hohen Gang von Trauben<lb/> umgeben war, er führte zur Thüre der Sacriſtey vor<lb/> dieſer ſaß ich oft wenn ich meine Geſchäfte in der Kirche<lb/> verſehen hatte, denn ich war Sacriſtan, ein Amt, dem<lb/> es oblag den Kelch in dem die geweihten Hoſtien be-<lb/> wahrt wurden zu reinigen und die Kelchtücher zu wa-<lb/> ſchen, dies Amt wurde nur dem Liebling unter den jung-<lb/> fräulichen Kindern vertraut, die Nonnen hatten mich<lb/> einſtimmig dazu erwählt. In dieſer Thürwölbung ſaß<lb/> ich manchen heißen Nachmittag, links in der Ecke des<lb/> Kreuzbaues das Bienenhaus unter hohen Taxusbäumen,<lb/> rechts der kleine Bienengarten, bepflanzt mit duftenden<lb/> Kräutern und Nelken, aus denen die Bienen Honig ſaugten.<lb/> In die Ferne konnte ich von da ſehen; die Ferne die ſo<lb/> wunderliche Gefühle in der Kinderſeele erregt, die ewig eins<lb/> und daſſelbe vor uns liegt, bewegt in Licht und Schat-<lb/> ten, und zuerſt ſchauerliche Ahnungen einer verhüllten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0057]
weil ich ſo befreundet war mit der Natur; und ſo bot
ich allem Trotz was andre fürchteten, und in der Nacht
in ſchauerlichen Wegen im finſtern Gebüſch, da lockte
es mich hin da wars überall ſo heimlich und nichts war
zu fürchten.
Oben im erſten und höchſten Garten ſtand die Klo-
ſterkirche auf einem Raſenplatz der am felſigen Boden
hinab grünte und mit einem hohen Gang von Trauben
umgeben war, er führte zur Thüre der Sacriſtey vor
dieſer ſaß ich oft wenn ich meine Geſchäfte in der Kirche
verſehen hatte, denn ich war Sacriſtan, ein Amt, dem
es oblag den Kelch in dem die geweihten Hoſtien be-
wahrt wurden zu reinigen und die Kelchtücher zu wa-
ſchen, dies Amt wurde nur dem Liebling unter den jung-
fräulichen Kindern vertraut, die Nonnen hatten mich
einſtimmig dazu erwählt. In dieſer Thürwölbung ſaß
ich manchen heißen Nachmittag, links in der Ecke des
Kreuzbaues das Bienenhaus unter hohen Taxusbäumen,
rechts der kleine Bienengarten, bepflanzt mit duftenden
Kräutern und Nelken, aus denen die Bienen Honig ſaugten.
In die Ferne konnte ich von da ſehen; die Ferne die ſo
wunderliche Gefühle in der Kinderſeele erregt, die ewig eins
und daſſelbe vor uns liegt, bewegt in Licht und Schat-
ten, und zuerſt ſchauerliche Ahnungen einer verhüllten
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