er wohl nicht zu eigener Erbauung aus den hohen Ze¬ dern des Libanon zurecht zimmern; so verbindet und versetzt, und verändert, und überlegt, und vereinigt der Philosoph also nur sein Denkwerk, nicht um sich selbst zu verstehen, da würde er nicht solchen Aufwand machen, sondern um den andern von oben herab, den ersten Gedanken beizubringen wie hoch er geklettert sei, und er will auch nicht die Weisheit seinen untenste¬ henden Gefährten mittheilen, er will nur das Hokuspo¬ kus seiner Maschine Superlativa vortragen, das Dreieck, das alle Parallelkreise verbindet, die gleichschenklichen und verschobenen Winkel, wie die in einander greifen und seinen Geist nun auf jener Höhe schwebend tragen, das will er, es ist aber nur der müßige Mensch, der noch sich selber unempfundne, der davon gefangen wird; ein andrer lügt, wenn er die Natur verleugnet und die¬ sem Sparrwerk anhängt und auch hinaufklettert, es ist Eitelkeit, und oben wirds Hoffart, und der haucht Schwefeldampf auf den Geist herab, da kriegen die Menschen in dem blauen Dunst eine Eingebildtheit als nähmen sie den hohen Beweggrund des Seins wahr; ich bin aber um dies Wissen gar nicht bang, daß es mir entgehen könnt, denn in der Natur ist nichts, aus dem der Funke der Unsterblichkeit nicht in Dich hinein¬
er wohl nicht zu eigener Erbauung aus den hohen Ze¬ dern des Libanon zurecht zimmern; ſo verbindet und verſetzt, und verändert, und überlegt, und vereinigt der Philoſoph alſo nur ſein Denkwerk, nicht um ſich ſelbſt zu verſtehen, da würde er nicht ſolchen Aufwand machen, ſondern um den andern von oben herab, den erſten Gedanken beizubringen wie hoch er geklettert ſei, und er will auch nicht die Weisheit ſeinen untenſte¬ henden Gefährten mittheilen, er will nur das Hokuspo¬ kus ſeiner Maſchine Superlativa vortragen, das Dreieck, das alle Parallelkreiſe verbindet, die gleichſchenklichen und verſchobenen Winkel, wie die in einander greifen und ſeinen Geiſt nun auf jener Höhe ſchwebend tragen, das will er, es iſt aber nur der müßige Menſch, der noch ſich ſelber unempfundne, der davon gefangen wird; ein andrer lügt, wenn er die Natur verleugnet und die¬ ſem Sparrwerk anhängt und auch hinaufklettert, es iſt Eitelkeit, und oben wirds Hoffart, und der haucht Schwefeldampf auf den Geiſt herab, da kriegen die Menſchen in dem blauen Dunſt eine Eingebildtheit als nähmen ſie den hohen Beweggrund des Seins wahr; ich bin aber um dies Wiſſen gar nicht bang, daß es mir entgehen könnt, denn in der Natur iſt nichts, aus dem der Funke der Unſterblichkeit nicht in Dich hinein¬
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er wohl nicht zu eigener Erbauung aus den hohen Ze¬
dern des Libanon zurecht zimmern; ſo verbindet und
verſetzt, und verändert, und überlegt, und vereinigt der
Philoſoph alſo nur ſein Denkwerk, nicht um ſich ſelbſt
zu verſtehen, da würde er nicht ſolchen Aufwand
machen, ſondern um den andern von oben herab, den
erſten Gedanken beizubringen wie hoch er geklettert ſei,
und er will auch nicht die Weisheit ſeinen untenſte¬
henden Gefährten mittheilen, er will nur das Hokuspo¬
kus ſeiner Maſchine Superlativa vortragen, das Dreieck,
das alle Parallelkreiſe verbindet, die gleichſchenklichen
und verſchobenen Winkel, wie die in einander greifen
und ſeinen Geiſt nun auf jener Höhe ſchwebend tragen,
das will er, es iſt aber nur der müßige Menſch, der
noch ſich ſelber unempfundne, der davon gefangen wird;
ein andrer lügt, wenn er die Natur verleugnet und die¬
ſem Sparrwerk anhängt und auch hinaufklettert, es iſt
Eitelkeit, und oben wirds Hoffart, und der haucht
Schwefeldampf auf den Geiſt herab, da kriegen die
Menſchen in dem blauen Dunſt eine Eingebildtheit als
nähmen ſie den hohen Beweggrund des Seins wahr;
ich bin aber um dies Wiſſen gar nicht bang, daß es
mir entgehen könnt, denn in der Natur iſt nichts, aus
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/162>, abgerufen am 27.11.2024.
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