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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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stets jedem Würdigen gegenüber verschmäht habe."Diese
Worte hab ich oft hingestellt wie vor einen Spiegel
Deiner Seele und da hab ich immer ein Gebet empfun¬
den, daß Gott einen so großen Instinkt in Dich gelegt
hat, der einem aus den Angeln der Gemeinheit heraus¬
hebt, wo alles klappt und schließt; und wenns sich nicht
passen wollt, zurecht gerichtet wird fürs Leben, ach nein,
Du bist ein Geist ohne Thür und Riegel, und wenn ich
zu Dir mein Sehnen ausspreche nach etwas Großem
und Wahrem, da siehst Du Dich nicht scheu um, Du
sagst: Nun ich hoff es zu finden mit Dir.

Am Montag.

So ernsthaft hab ich geschrieben, ich weiß selbst
nicht wie ich darzu komme, doch ists der Nachklang von
vor Mitternacht. Ich weiß selbst nicht, wenn ichs an¬
sehe, warums dasteht. Du gehst weit über mich hinaus
im reinen Schauen, denn Du bist ein Seher, ich be¬
trachte nur die Schatten des Geistertanzes in den Lüf¬
ten, die Dich umschweben. Was soll das alles vor Dir,
ich fühl, daß ich von einer viel niederen Stufe, zu Dir
hinanrufe, ob dies und das so ist; ich ahne auch, daß
Du mit einem leisen Zauberschlag mich strafen kannst,
daß ich bei solchen Nachgedanken mich aufhalte. Ich

ſtets jedem Würdigen gegenüber verſchmäht habe.„Dieſe
Worte hab ich oft hingeſtellt wie vor einen Spiegel
Deiner Seele und da hab ich immer ein Gebet empfun¬
den, daß Gott einen ſo großen Inſtinkt in Dich gelegt
hat, der einem aus den Angeln der Gemeinheit heraus¬
hebt, wo alles klappt und ſchließt; und wenns ſich nicht
paſſen wollt, zurecht gerichtet wird fürs Leben, ach nein,
Du biſt ein Geiſt ohne Thür und Riegel, und wenn ich
zu Dir mein Sehnen ausſpreche nach etwas Großem
und Wahrem, da ſiehſt Du Dich nicht ſcheu um, Du
ſagſt: Nun ich hoff es zu finden mit Dir.

Am Montag.

So ernſthaft hab ich geſchrieben, ich weiß ſelbſt
nicht wie ich darzu komme, doch iſts der Nachklang von
vor Mitternacht. Ich weiß ſelbſt nicht, wenn ichs an¬
ſehe, warums daſteht. Du gehſt weit über mich hinaus
im reinen Schauen, denn Du biſt ein Seher, ich be¬
trachte nur die Schatten des Geiſtertanzes in den Lüf¬
ten, die Dich umſchweben. Was ſoll das alles vor Dir,
ich fühl, daß ich von einer viel niederen Stufe, zu Dir
hinanrufe, ob dies und das ſo iſt; ich ahne auch, daß
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[149/0165] ſtets jedem Würdigen gegenüber verſchmäht habe.„Dieſe Worte hab ich oft hingeſtellt wie vor einen Spiegel Deiner Seele und da hab ich immer ein Gebet empfun¬ den, daß Gott einen ſo großen Inſtinkt in Dich gelegt hat, der einem aus den Angeln der Gemeinheit heraus¬ hebt, wo alles klappt und ſchließt; und wenns ſich nicht paſſen wollt, zurecht gerichtet wird fürs Leben, ach nein, Du biſt ein Geiſt ohne Thür und Riegel, und wenn ich zu Dir mein Sehnen ausſpreche nach etwas Großem und Wahrem, da ſiehſt Du Dich nicht ſcheu um, Du ſagſt: Nun ich hoff es zu finden mit Dir. Am Montag. So ernſthaft hab ich geſchrieben, ich weiß ſelbſt nicht wie ich darzu komme, doch iſts der Nachklang von vor Mitternacht. Ich weiß ſelbſt nicht, wenn ichs an¬ ſehe, warums daſteht. Du gehſt weit über mich hinaus im reinen Schauen, denn Du biſt ein Seher, ich be¬ trachte nur die Schatten des Geiſtertanzes in den Lüf¬ ten, die Dich umſchweben. Was ſoll das alles vor Dir, ich fühl, daß ich von einer viel niederen Stufe, zu Dir hinanrufe, ob dies und das ſo iſt; ich ahne auch, daß Du mit einem leiſen Zauberſchlag mich ſtrafen kannſt, daß ich bei ſolchen Nachgedanken mich aufhalte. Ich

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/165>, abgerufen am 15.05.2024.