schließt mir den Mund auf ewig. -- Ewig, Günderod. -- Du bist der Widerhall nur, durch den mein irdisch Leben den Geist vernimmt, der in mir lebt, sonst hätt ichs nicht, sonst wüßt ichs nicht, wenn ichs vor Dir nicht ausspräch. -- Dem Clemens sag nichts als daß ich brav studier wies vom Himmel regnet, und daß nichts dabei herauskommt, das sage auch, aber von mir -- von Uns sag nichts. Er brauchts nicht zu wissen, daß wir so himmlische Kerle sind, heimlich mit einander, wo er nicht dabei ist und keiner. Schau auf, Günderod, gleich wird ein himmlischer Tänzer aus den Coulissen hervor schweben. Tanz ist der Schlüssel meiner Ahnun¬ gen von der andern Welt. Er weckt die Seel, sie redt irr wie ein Kind, was in Blumen-Labyrinthen sich verliert, da schwankts Kindchen und die Ärmchen streckts aus, nach blühenden Zweigen, weils taumelt, weils so lang im Kreise sich drehte;-- schauts auf, da steht der Mond über ihm und sänftigt den Schwindel -- mit an¬ gehaltnem, stillem Blick, an dem erholt's sich wieder. -- Was meinst Du was ich Dir da vorschwindel und muß die Thränen verbeißen. -- Ich mein als, ich könnt die ganz Welt auf die Welt bringen mit meinem Mund, wenn der nur sprechen wollt wies Gott ihm auf die Zung legt, aber wenn sie heraus damit soll,
ſchließt mir den Mund auf ewig. — Ewig, Günderod. — Du biſt der Widerhall nur, durch den mein irdiſch Leben den Geiſt vernimmt, der in mir lebt, ſonſt hätt ichs nicht, ſonſt wüßt ichs nicht, wenn ichs vor Dir nicht ausſpräch. — Dem Clemens ſag nichts als daß ich brav ſtudier wies vom Himmel regnet, und daß nichts dabei herauskommt, das ſage auch, aber von mir — von Uns ſag nichts. Er brauchts nicht zu wiſſen, daß wir ſo himmliſche Kerle ſind, heimlich mit einander, wo er nicht dabei iſt und keiner. Schau auf, Günderod, gleich wird ein himmliſcher Tänzer aus den Couliſſen hervor ſchweben. Tanz iſt der Schlüſſel meiner Ahnun¬ gen von der andern Welt. Er weckt die Seel, ſie redt irr wie ein Kind, was in Blumen-Labyrinthen ſich verliert, da ſchwankts Kindchen und die Ärmchen ſtreckts aus, nach blühenden Zweigen, weils taumelt, weils ſo lang im Kreiſe ſich drehte;— ſchauts auf, da ſteht der Mond über ihm und ſänftigt den Schwindel — mit an¬ gehaltnem, ſtillem Blick, an dem erholt's ſich wieder. — Was meinſt Du was ich Dir da vorſchwindel und muß die Thränen verbeißen. — Ich mein als, ich könnt die ganz Welt auf die Welt bringen mit meinem Mund, wenn der nur ſprechen wollt wies Gott ihm auf die Zung legt, aber wenn ſie heraus damit ſoll,
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ſchließt mir den Mund auf ewig. — Ewig, Günderod.
— Du biſt der Widerhall nur, durch den mein irdiſch
Leben den Geiſt vernimmt, der in mir lebt, ſonſt hätt
ichs nicht, ſonſt wüßt ichs nicht, wenn ichs vor Dir
nicht ausſpräch. — Dem Clemens ſag nichts als daß ich
brav ſtudier wies vom Himmel regnet, und daß nichts
dabei herauskommt, das ſage auch, aber von mir —
von Uns ſag nichts. Er brauchts nicht zu wiſſen, daß
wir ſo himmliſche Kerle ſind, heimlich mit einander, wo
er nicht dabei iſt und keiner. Schau auf, Günderod,
gleich wird ein himmliſcher Tänzer aus den Couliſſen
hervor ſchweben. Tanz iſt der Schlüſſel meiner Ahnun¬
gen von der andern Welt. Er weckt die Seel, ſie redt
irr wie ein Kind, was in Blumen-Labyrinthen ſich
verliert, da ſchwankts Kindchen und die Ärmchen ſtreckts
aus, nach blühenden Zweigen, weils taumelt, weils ſo
lang im Kreiſe ſich drehte;— ſchauts auf, da ſteht der
Mond über ihm und ſänftigt den Schwindel — mit an¬
gehaltnem, ſtillem Blick, an dem erholt's ſich wieder. —
Was meinſt Du was ich Dir da vorſchwindel und muß
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/206>, abgerufen am 23.11.2024.
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