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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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ihm führen, die mich tiefer orientiren in dem was meine
Seele begehrt, ja gewiß weiß ich daß die zerbrochnen
unbesaiteten Tasten seiner Seele dann wieder anklingen
würden. -- Aber ich weiß daß es mir nicht erlaubt
würde. So ist es, das natürliche Gefühl was jedem
aus der Seele tönt, wenn er nur drauf hören wollte
(denn in jeder Brust, auch in der härtesten, ist die
Stimme die ruft hilf Deinem Bruder), diese Stimme
wird nicht allein unterdrückt, sondern auch noch als der
größte Unsinn gestraft, in denen sie sich vernehmlich
macht. Ich mag gar von Religion und von Christen¬
thum nichts mehr hören, sie sind Christen geworden um
die Lehre Christi zu verfälschen. -- Brocken hinwerfen
und den nackten Leib decken, das nennt man Werke der
Barmherzigkeit -- aber Christus in die Wüste folgen
und seine Weisheit lernen, das weiß Keiner anzufan¬
gen. -- Bildungsflicken hängt man einem auf, mit de¬
nen man nichts anzufangen weiß, aber die Tiefe und
Gewalt eines einzigen Seelengrunds zu erforschen, da
hat kein Mensch Zeit dazu, glaubst Du denn nicht
daß ich statt dem Geschichtsgerümpel, wohl mit der
größten Sammlung, mit der tiefsten Andacht hätte Je¬
nem folgen wollen, wenn er mir gelehrt hätte wie er an¬
dern lehren mußte um sein Leben zu gewinnen, und wahn¬

ihm führen, die mich tiefer orientiren in dem was meine
Seele begehrt, ja gewiß weiß ich daß die zerbrochnen
unbeſaiteten Taſten ſeiner Seele dann wieder anklingen
würden. — Aber ich weiß daß es mir nicht erlaubt
würde. So iſt es, das natürliche Gefühl was jedem
aus der Seele tönt, wenn er nur drauf hören wollte
(denn in jeder Bruſt, auch in der härteſten, iſt die
Stimme die ruft hilf Deinem Bruder), dieſe Stimme
wird nicht allein unterdrückt, ſondern auch noch als der
größte Unſinn geſtraft, in denen ſie ſich vernehmlich
macht. Ich mag gar von Religion und von Chriſten¬
thum nichts mehr hören, ſie ſind Chriſten geworden um
die Lehre Chriſti zu verfälſchen. — Brocken hinwerfen
und den nackten Leib decken, das nennt man Werke der
Barmherzigkeit — aber Chriſtus in die Wüſte folgen
und ſeine Weisheit lernen, das weiß Keiner anzufan¬
gen. — Bildungsflicken hängt man einem auf, mit de¬
nen man nichts anzufangen weiß, aber die Tiefe und
Gewalt eines einzigen Seelengrunds zu erforſchen, da
hat kein Menſch Zeit dazu, glaubſt Du denn nicht
daß ich ſtatt dem Geſchichtsgerümpel, wohl mit der
größten Sammlung, mit der tiefſten Andacht hätte Je¬
nem folgen wollen, wenn er mir gelehrt hätte wie er an¬
dern lehren mußte um ſein Leben zu gewinnen, und wahn¬

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[224/0240] ihm führen, die mich tiefer orientiren in dem was meine Seele begehrt, ja gewiß weiß ich daß die zerbrochnen unbeſaiteten Taſten ſeiner Seele dann wieder anklingen würden. — Aber ich weiß daß es mir nicht erlaubt würde. So iſt es, das natürliche Gefühl was jedem aus der Seele tönt, wenn er nur drauf hören wollte (denn in jeder Bruſt, auch in der härteſten, iſt die Stimme die ruft hilf Deinem Bruder), dieſe Stimme wird nicht allein unterdrückt, ſondern auch noch als der größte Unſinn geſtraft, in denen ſie ſich vernehmlich macht. Ich mag gar von Religion und von Chriſten¬ thum nichts mehr hören, ſie ſind Chriſten geworden um die Lehre Chriſti zu verfälſchen. — Brocken hinwerfen und den nackten Leib decken, das nennt man Werke der Barmherzigkeit — aber Chriſtus in die Wüſte folgen und ſeine Weisheit lernen, das weiß Keiner anzufan¬ gen. — Bildungsflicken hängt man einem auf, mit de¬ nen man nichts anzufangen weiß, aber die Tiefe und Gewalt eines einzigen Seelengrunds zu erforſchen, da hat kein Menſch Zeit dazu, glaubſt Du denn nicht daß ich ſtatt dem Geſchichtsgerümpel, wohl mit der größten Sammlung, mit der tiefſten Andacht hätte Je¬ nem folgen wollen, wenn er mir gelehrt hätte wie er an¬ dern lehren mußte um ſein Leben zu gewinnen, und wahn¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/240>, abgerufen am 23.11.2024.