daß ich so spreche, verfolg den Faden meiner Gedanken, so wirst Du sehen es geht nicht anders. Du trägst ja auch mit mir, daß sie Dich meiner Narrheit beschuldigen. Mangel an historischem Sinn -- ist es doch, das Weh was in der Fabelwelt begraben liegt, mit dem zu mi¬ schen des heutigen Tages. -- Sie haben Recht mir keine Logik zuzusprechen, da müßt ich ja den dort verlassen, der aufgegeben ist, da müßt ich mich aufgeben, was doch nichts fruchtet. -- Sei nicht bang um mich, ich bin nicht alle Tage so, aber ich komm eben vom Tauben¬ schlag, wo die Sonne mir die blauen Berge anglänzte, wo Hölderlin schläft über dem Grabe des Oedipus, und hab ihnen den Gesang gesungen, mit Tönen unzurech¬ nungsfähig der Kunst, auffassend was sie vermochten an scharfem Wehe und es besänftigend mit dem Schmelz der Liebe, den ich durch die Stimme hinzugoß aus dem Herzen, daß der durch die Wolken dringe,-- hinab am Ho¬ rizont, hinauf,-- wo die gewaltigen Geschicke immer auch weilen, -- und sich mische mit ihren bitteren, salzigen Fluthen. Was wären doch die Dichter, wären sie es nicht, die das schauervolle ins Göttliche verwandlen. -- Wo der Gesang doch allein aus meinen Sinnen hervor¬ dringt, nicht aus dem Bewußtsein, da sprichts nachher so aus mir, daß Stimmen aus mir reden die mit kei¬
daß ich ſo ſpreche, verfolg den Faden meiner Gedanken, ſo wirſt Du ſehen es geht nicht anders. Du trägſt ja auch mit mir, daß ſie Dich meiner Narrheit beſchuldigen. Mangel an hiſtoriſchem Sinn — iſt es doch, das Weh was in der Fabelwelt begraben liegt, mit dem zu mi¬ ſchen des heutigen Tages. — Sie haben Recht mir keine Logik zuzuſprechen, da müßt ich ja den dort verlaſſen, der aufgegeben iſt, da müßt ich mich aufgeben, was doch nichts fruchtet. — Sei nicht bang um mich, ich bin nicht alle Tage ſo, aber ich komm eben vom Tauben¬ ſchlag, wo die Sonne mir die blauen Berge anglänzte, wo Hölderlin ſchläft über dem Grabe des Oedipus, und hab ihnen den Geſang geſungen, mit Tönen unzurech¬ nungsfähig der Kunſt, auffaſſend was ſie vermochten an ſcharfem Wehe und es beſänftigend mit dem Schmelz der Liebe, den ich durch die Stimme hinzugoß aus dem Herzen, daß der durch die Wolken dringe,— hinab am Ho¬ rizont, hinauf,— wo die gewaltigen Geſchicke immer auch weilen, — und ſich miſche mit ihren bitteren, ſalzigen Fluthen. Was wären doch die Dichter, wären ſie es nicht, die das ſchauervolle ins Göttliche verwandlen. — Wo der Geſang doch allein aus meinen Sinnen hervor¬ dringt, nicht aus dem Bewußtſein, da ſprichts nachher ſo aus mir, daß Stimmen aus mir reden die mit kei¬
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daß ich ſo ſpreche, verfolg den Faden meiner Gedanken,
ſo wirſt Du ſehen es geht nicht anders. Du trägſt ja
auch mit mir, daß ſie Dich meiner Narrheit beſchuldigen.
Mangel an hiſtoriſchem Sinn — iſt es doch, das Weh
was in der Fabelwelt begraben liegt, mit dem zu mi¬
ſchen des heutigen Tages. — Sie haben Recht mir keine
Logik zuzuſprechen, da müßt ich ja den dort verlaſſen,
der aufgegeben iſt, da müßt ich mich aufgeben, was doch
nichts fruchtet. — Sei nicht bang um mich, ich bin
nicht alle Tage ſo, aber ich komm eben vom Tauben¬
ſchlag, wo die Sonne mir die blauen Berge anglänzte,
wo Hölderlin ſchläft über dem Grabe des Oedipus, und
hab ihnen den Geſang geſungen, mit Tönen unzurech¬
nungsfähig der Kunſt, auffaſſend was ſie vermochten
an ſcharfem Wehe und es beſänftigend mit dem Schmelz
der Liebe, den ich durch die Stimme hinzugoß aus dem
Herzen, daß der durch die Wolken dringe,— hinab am Ho¬
rizont, hinauf,— wo die gewaltigen Geſchicke immer auch
weilen, — und ſich miſche mit ihren bitteren, ſalzigen
Fluthen. Was wären doch die Dichter, wären ſie es
nicht, die das ſchauervolle ins Göttliche verwandlen. —
Wo der Geſang doch allein aus meinen Sinnen hervor¬
dringt, nicht aus dem Bewußtſein, da ſprichts nachher
ſo aus mir, daß Stimmen aus mir reden die mit kei¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/246>, abgerufen am 23.11.2024.
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