die längst verschollen der geschäftigen Eile des Tags sind. Dort fällt der Thau auf die Seele ihm, die hier nicht Feuchtung in der Kehle mehr hatte zum Seufzen. Dort grünen die Saaten und blühen, die hier der Dumm¬ heit Pflug -- die Wurzel umstürzend, wie Unkraut der Luft preis gab, und die thauvolle Blüthe rein vom Staube, stürzt in der Erde Grab. -- Denn irgendwie muß die Saat der Götter lebendig werden, sie können Ewiges nicht verdorren lassen. Seine Seele wächst, die hier unten schläft und verwirrte Träume hat, hinauf als himmlisches Grün, die schwebende Ferse der Götterjüng¬ linge umspielend, wie der frische Rasen hier seine tanzenden Blumen an meinem flüchtigen Lauf hinbewegt. -- Ach Poesie! heilig Grabmal, das still den Staub des Gei¬ stes sammelt und ihn birgt vor Verletzung. -- O du läßt ihn auferstehen wieder, laß mich hinabsteigen zu ihm und die Hand ihm reichen im Traum, daß er mit heiligem Finger die goldnen Saatkörner mir auf die offne Lippe streue und mich anblase mit dem Odem, den er nach dem Willen der Götter aus ihrem Busen trinkt. Denn ich begehr sehnsüchtig, mit zu tragen gemeinsam Weh des Tags, und gemeinsam Tröstung zu empfangen in den Träumen der Nacht. --
Was willst Du? halte mirs zu gut Günderode,
die längſt verſchollen der geſchäftigen Eile des Tags ſind. Dort fällt der Thau auf die Seele ihm, die hier nicht Feuchtung in der Kehle mehr hatte zum Seufzen. Dort grünen die Saaten und blühen, die hier der Dumm¬ heit Pflug — die Wurzel umſtürzend, wie Unkraut der Luft preis gab, und die thauvolle Blüthe rein vom Staube, ſtürzt in der Erde Grab. — Denn irgendwie muß die Saat der Götter lebendig werden, ſie können Ewiges nicht verdorren laſſen. Seine Seele wächſt, die hier unten ſchläft und verwirrte Träume hat, hinauf als himmliſches Grün, die ſchwebende Ferſe der Götterjüng¬ linge umſpielend, wie der friſche Raſen hier ſeine tanzenden Blumen an meinem flüchtigen Lauf hinbewegt. — Ach Poeſie! heilig Grabmal, das ſtill den Staub des Gei¬ ſtes ſammelt und ihn birgt vor Verletzung. — O du läßt ihn auferſtehen wieder, laß mich hinabſteigen zu ihm und die Hand ihm reichen im Traum, daß er mit heiligem Finger die goldnen Saatkörner mir auf die offne Lippe ſtreue und mich anblaſe mit dem Odem, den er nach dem Willen der Götter aus ihrem Buſen trinkt. Denn ich begehr ſehnſüchtig, mit zu tragen gemeinſam Weh des Tags, und gemeinſam Tröſtung zu empfangen in den Träumen der Nacht. —
Was willſt Du? halte mirs zu gut Günderode,
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die längſt verſchollen der geſchäftigen Eile des Tags
ſind. Dort fällt der Thau auf die Seele ihm, die hier
nicht Feuchtung in der Kehle mehr hatte zum Seufzen.
Dort grünen die Saaten und blühen, die hier der Dumm¬
heit Pflug — die Wurzel umſtürzend, wie Unkraut der Luft
preis gab, und die thauvolle Blüthe rein vom Staube,
ſtürzt in der Erde Grab. — Denn irgendwie muß die
Saat der Götter lebendig werden, ſie können Ewiges
nicht verdorren laſſen. Seine Seele wächſt, die hier
unten ſchläft und verwirrte Träume hat, hinauf als
himmliſches Grün, die ſchwebende Ferſe der Götterjüng¬
linge umſpielend, wie der friſche Raſen hier ſeine tanzenden
Blumen an meinem flüchtigen Lauf hinbewegt. — Ach
Poeſie! heilig Grabmal, das ſtill den Staub des Gei¬
ſtes ſammelt und ihn birgt vor Verletzung. — O du
läßt ihn auferſtehen wieder, laß mich hinabſteigen zu
ihm und die Hand ihm reichen im Traum, daß er mit
heiligem Finger die goldnen Saatkörner mir auf die
offne Lippe ſtreue und mich anblaſe mit dem Odem, den
er nach dem Willen der Götter aus ihrem Buſen trinkt.
Denn ich begehr ſehnſüchtig, mit zu tragen gemeinſam
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/245>, abgerufen am 23.11.2024.
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