er ihr abluchsen kann, das vermanscht er in seine ge¬ heime Fabrik, und da hat er seine Noth, daß sie nicht stockt, hier ein Rad, dort ein Gewicht, eine Maschine greift in die andere, und da zeigt er den Schülern, wie sein Perpetuum Mobile geht, und schwitzt sehr da¬ bei, und die Schüler staunen das an und werden sehr dumm davon. -- Verzeih mirs, daß ich so fabelig Zeug red, Du weißt ich Habs mit meinem Abscheu nie weiter gebracht als daß ich erhitzt und schwindelig geworden bin davon, und wenn die großen Gedanken Deines Gesprächs vor mir auftreten, die doch philosophisch sind, so weiß ich wohl das nichts Geist ist als nur Philo¬ sophie, aber wends herum und sag: es ist nichts Phi¬ losophie als nur ewig lebendiger Geist, der sich nicht fangen, nicht beschauen noch überschauen läßt, nur em¬ pfinden, der in jedem neu und ideal wirkt, und kurz; der ist wie der Äther über uns. Du kannst ihn auch nicht fassen mit dem Aug, Du kannst Dich nur von ihm überleuchtet, umfangen fühlen, Du kannst von ihm leben, nicht ihn für Dich erzeugen. Ist denn der Schöpfernatur ihr Geist, nicht gewaltiger als der Philosoph mit seinem Dreieck, wo er die Schöpfungs¬ kraft drinn hin und her stößt, was will er doch? -- meint er diese Gedankenaufführung sei eine unwider¬
er ihr abluchſen kann, das vermanſcht er in ſeine ge¬ heime Fabrik, und da hat er ſeine Noth, daß ſie nicht ſtockt, hier ein Rad, dort ein Gewicht, eine Maſchine greift in die andere, und da zeigt er den Schülern, wie ſein Perpetuum Mobile geht, und ſchwitzt ſehr da¬ bei, und die Schüler ſtaunen das an und werden ſehr dumm davon. — Verzeih mirs, daß ich ſo fabelig Zeug red, Du weißt ich Habs mit meinem Abſcheu nie weiter gebracht als daß ich erhitzt und ſchwindelig geworden bin davon, und wenn die großen Gedanken Deines Geſprächs vor mir auftreten, die doch philoſophiſch ſind, ſo weiß ich wohl das nichts Geiſt iſt als nur Philo¬ ſophie, aber wends herum und ſag: es iſt nichts Phi¬ loſophie als nur ewig lebendiger Geiſt, der ſich nicht fangen, nicht beſchauen noch überſchauen läßt, nur em¬ pfinden, der in jedem neu und ideal wirkt, und kurz; der iſt wie der Äther über uns. Du kannſt ihn auch nicht faſſen mit dem Aug, Du kannſt Dich nur von ihm überleuchtet, umfangen fühlen, Du kannſt von ihm leben, nicht ihn für Dich erzeugen. Iſt denn der Schöpfernatur ihr Geiſt, nicht gewaltiger als der Philoſoph mit ſeinem Dreieck, wo er die Schöpfungs¬ kraft drinn hin und her ſtößt, was will er doch? — meint er dieſe Gedankenaufführung ſei eine unwider¬
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er ihr abluchſen kann, das vermanſcht er in ſeine ge¬
heime Fabrik, und da hat er ſeine Noth, daß ſie nicht
ſtockt, hier ein Rad, dort ein Gewicht, eine Maſchine
greift in die andere, und da zeigt er den Schülern,
wie ſein Perpetuum Mobile geht, und ſchwitzt ſehr da¬
bei, und die Schüler ſtaunen das an und werden ſehr
dumm davon. — Verzeih mirs, daß ich ſo fabelig Zeug
red, Du weißt ich Habs mit meinem Abſcheu nie weiter
gebracht als daß ich erhitzt und ſchwindelig geworden
bin davon, und wenn die großen Gedanken Deines
Geſprächs vor mir auftreten, die doch philoſophiſch ſind,
ſo weiß ich wohl das nichts Geiſt iſt als nur Philo¬
ſophie, aber wends herum und ſag: es iſt nichts Phi¬
loſophie als nur ewig lebendiger Geiſt, der ſich nicht
fangen, nicht beſchauen noch überſchauen läßt, nur em¬
pfinden, der in jedem neu und ideal wirkt, und kurz;
der iſt wie der Äther über uns. Du kannſt ihn auch
nicht faſſen mit dem Aug, Du kannſt Dich nur von
ihm überleuchtet, umfangen fühlen, Du kannſt von ihm
leben, nicht ihn für Dich erzeugen. Iſt denn der
Schöpfernatur ihr Geiſt, nicht gewaltiger als der
Philoſoph mit ſeinem Dreieck, wo er die Schöpfungs¬
kraft drinn hin und her ſtößt, was will er doch? —
meint er dieſe Gedankenaufführung ſei eine unwider¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/33>, abgerufen am 03.12.2024.
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