Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

vor Ermüdung des Genießens ein. -- So hab ich
geschlafen bis Mittag, da brachten sie mir einen Strauß
der war mir aus dem Bosket geschickt worden. -- Hör
nur was das für ein Strauß war, und wie witzig der
Gärtner ist; und wie gebunden, und was das bedeuten
mag, -- in der Mitte eine Moosrosenknospe, da her¬
um Vergißmeinnicht und Heidekraut die einen Kranz bil¬
den, dann rund herum höher herauf Wachholderzweige
und Nesseln, die schirmt wieder allerlei Dornwerk und
Laub was höher steigt, so zierlich gebunden wie ein
Kelch in dessen tiefster Mitte die Moosrose glüht. Das
lese ich so: Die Moosrose ist mein Geschenk, der Kranz;
das Heidekraut was die Rose schirmt das ist der be¬
scheidne Gärtner, eine Blume wie sie unzählig sich auf
dem Feld ausbreitet, die Vergißmeinnicht, das ist das
ewige Andenken; er wirds nimmer vergessen daß ich
ihm den Kranz geschenkt hab, der Wachholder ist der
schlichte Weihrauch den er meiner Gabe als Opferrauch
duftet, die Nesseln bedeuten daß es ihm im Herzen
brennt und schmerzt, das Dornwerk und das Laub was
rundum in Kelchform aufsteigt die Rose zu verbergen,
die sagen daß es in seinem Herzen soll geheim blei¬
ben, und daß er es im Herzenskelch vor aller Au¬
gen still bewahren wolle. -- Der St. Clair ist wieder

vor Ermüdung des Genießens ein. — So hab ich
geſchlafen bis Mittag, da brachten ſie mir einen Strauß
der war mir aus dem Bosket geſchickt worden. — Hör
nur was das für ein Strauß war, und wie witzig der
Gärtner iſt; und wie gebunden, und was das bedeuten
mag, — in der Mitte eine Moosroſenknospe, da her¬
um Vergißmeinnicht und Heidekraut die einen Kranz bil¬
den, dann rund herum höher herauf Wachholderzweige
und Neſſeln, die ſchirmt wieder allerlei Dornwerk und
Laub was höher ſteigt, ſo zierlich gebunden wie ein
Kelch in deſſen tiefſter Mitte die Moosroſe glüht. Das
leſe ich ſo: Die Moosroſe iſt mein Geſchenk, der Kranz;
das Heidekraut was die Roſe ſchirmt das iſt der be¬
ſcheidne Gärtner, eine Blume wie ſie unzählig ſich auf
dem Feld ausbreitet, die Vergißmeinnicht, das iſt das
ewige Andenken; er wirds nimmer vergeſſen daß ich
ihm den Kranz geſchenkt hab, der Wachholder iſt der
ſchlichte Weihrauch den er meiner Gabe als Opferrauch
duftet, die Neſſeln bedeuten daß es ihm im Herzen
brennt und ſchmerzt, das Dornwerk und das Laub was
rundum in Kelchform aufſteigt die Roſe zu verbergen,
die ſagen daß es in ſeinem Herzen ſoll geheim blei¬
ben, und daß er es im Herzenskelch vor aller Au¬
gen ſtill bewahren wolle. — Der St. Clair iſt wieder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0354" n="338"/>
vor Ermüdung des Genießens ein. &#x2014; So hab ich<lb/>
ge&#x017F;chlafen bis Mittag, da brachten &#x017F;ie mir einen Strauß<lb/>
der war mir aus dem Bosket ge&#x017F;chickt worden. &#x2014; Hör<lb/>
nur was das für ein Strauß war, und wie witzig der<lb/>
Gärtner i&#x017F;t; und wie gebunden, und was das bedeuten<lb/>
mag, &#x2014; in der Mitte eine Moosro&#x017F;enknospe, da her¬<lb/>
um Vergißmeinnicht und Heidekraut die einen Kranz bil¬<lb/>
den, dann rund herum höher herauf Wachholderzweige<lb/>
und Ne&#x017F;&#x017F;eln, die &#x017F;chirmt wieder allerlei Dornwerk und<lb/>
Laub was höher &#x017F;teigt, &#x017F;o zierlich gebunden wie ein<lb/>
Kelch in de&#x017F;&#x017F;en tief&#x017F;ter Mitte die Moosro&#x017F;e glüht. Das<lb/>
le&#x017F;e ich &#x017F;o: Die Moosro&#x017F;e i&#x017F;t mein Ge&#x017F;chenk, der Kranz;<lb/>
das Heidekraut was die Ro&#x017F;e &#x017F;chirmt das i&#x017F;t der be¬<lb/>
&#x017F;cheidne Gärtner, eine Blume wie &#x017F;ie unzählig &#x017F;ich auf<lb/>
dem Feld ausbreitet, die Vergißmeinnicht, das i&#x017F;t das<lb/>
ewige Andenken; er wirds nimmer verge&#x017F;&#x017F;en daß ich<lb/>
ihm den Kranz ge&#x017F;chenkt hab, der Wachholder i&#x017F;t der<lb/>
&#x017F;chlichte Weihrauch den er meiner Gabe als Opferrauch<lb/>
duftet, die Ne&#x017F;&#x017F;eln bedeuten daß es ihm im Herzen<lb/>
brennt und &#x017F;chmerzt, das Dornwerk und das Laub was<lb/>
rundum in Kelchform auf&#x017F;teigt die Ro&#x017F;e zu verbergen,<lb/>
die &#x017F;agen daß es in &#x017F;einem Herzen &#x017F;oll geheim blei¬<lb/>
ben, und daß er es im Herzenskelch vor aller Au¬<lb/>
gen &#x017F;till bewahren wolle. &#x2014; Der St. Clair i&#x017F;t wieder<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0354] vor Ermüdung des Genießens ein. — So hab ich geſchlafen bis Mittag, da brachten ſie mir einen Strauß der war mir aus dem Bosket geſchickt worden. — Hör nur was das für ein Strauß war, und wie witzig der Gärtner iſt; und wie gebunden, und was das bedeuten mag, — in der Mitte eine Moosroſenknospe, da her¬ um Vergißmeinnicht und Heidekraut die einen Kranz bil¬ den, dann rund herum höher herauf Wachholderzweige und Neſſeln, die ſchirmt wieder allerlei Dornwerk und Laub was höher ſteigt, ſo zierlich gebunden wie ein Kelch in deſſen tiefſter Mitte die Moosroſe glüht. Das leſe ich ſo: Die Moosroſe iſt mein Geſchenk, der Kranz; das Heidekraut was die Roſe ſchirmt das iſt der be¬ ſcheidne Gärtner, eine Blume wie ſie unzählig ſich auf dem Feld ausbreitet, die Vergißmeinnicht, das iſt das ewige Andenken; er wirds nimmer vergeſſen daß ich ihm den Kranz geſchenkt hab, der Wachholder iſt der ſchlichte Weihrauch den er meiner Gabe als Opferrauch duftet, die Neſſeln bedeuten daß es ihm im Herzen brennt und ſchmerzt, das Dornwerk und das Laub was rundum in Kelchform aufſteigt die Roſe zu verbergen, die ſagen daß es in ſeinem Herzen ſoll geheim blei¬ ben, und daß er es im Herzenskelch vor aller Au¬ gen ſtill bewahren wolle. — Der St. Clair iſt wieder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/354
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/354>, abgerufen am 23.11.2024.