Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.Und lebend ist nur jene Stunde, Sie spricht mir mit so süßem Munde Von dir, von dir, und stets von dir." Er liest das Blatt mit leisem Beben Und liebt's und drückt es an sein Herz. Gewaltsam theilet sich sein Leben In große Wonne -- tiefen Schmerz. Sollt er die Theuerste nun meiden? Kann sie dies Trauern ihm bereiten! Soll er sie nimmer wieder sehn? Er geht nun, wie sie ihm geboten; Da trifft ein Mörderdolch die Brust. Doch steigt er freudig zu den Todten, Denn der Erinnerung süße Lust Ruft ihm herauf die schönste Stunde, Er hänget noch an ihrem Munde -- Entschlummert sanft in ihrem Arm. Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn in Berlin. Und lebend iſt nur jene Stunde, Sie ſpricht mir mit ſo ſüßem Munde Von dir, von dir, und ſtets von dir.“ Er lieſt das Blatt mit leiſem Beben Und liebt's und drückt es an ſein Herz. Gewaltſam theilet ſich ſein Leben In große Wonne — tiefen Schmerz. Sollt er die Theuerſte nun meiden? Kann ſie dies Trauern ihm bereiten! Soll er ſie nimmer wieder ſehn? Er geht nun, wie ſie ihm geboten; Da trifft ein Mörderdolch die Bruſt. Doch ſteigt er freudig zu den Todten, Denn der Erinnerung ſüße Luſt Ruft ihm herauf die ſchönſte Stunde, Er hänget noch an ihrem Munde — Entſchlummert ſanft in ihrem Arm. Gedruckt bei Trowitzſch und Sohn in Berlin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0456" n="440"/> <lg n="6"> <l>Und lebend iſt nur jene Stunde,</l><lb/> <l>Sie ſpricht mir mit ſo ſüßem Munde</l><lb/> <l>Von dir, von dir, und ſtets von dir.“</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Er lieſt das Blatt mit leiſem Beben</l><lb/> <l>Und liebt's und drückt es an ſein Herz.</l><lb/> <l>Gewaltſam theilet ſich ſein Leben</l><lb/> <l>In große Wonne — tiefen Schmerz.</l><lb/> <l>Sollt er die Theuerſte nun meiden?</l><lb/> <l>Kann ſie dies Trauern ihm bereiten!</l><lb/> <l>Soll er ſie nimmer wieder ſehn?</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Er geht nun, wie ſie ihm geboten;</l><lb/> <l>Da trifft ein Mörderdolch die Bruſt.</l><lb/> <l>Doch ſteigt er freudig zu den Todten,</l><lb/> <l>Denn der Erinnerung ſüße Luſt</l><lb/> <l>Ruft ihm herauf die ſchönſte Stunde,</l><lb/> <l>Er hänget noch an ihrem Munde —</l><lb/> <l>Entſchlummert ſanft in ihrem Arm.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </div> </body> <back> <div type="imprint"> <p rendition="#c">Gedruckt bei <hi rendition="#g">Trowitzſch</hi> und <hi rendition="#g">Sohn</hi> in Berlin.</p> </div><lb/> </back> </text> </TEI> [440/0456]
Und lebend iſt nur jene Stunde,
Sie ſpricht mir mit ſo ſüßem Munde
Von dir, von dir, und ſtets von dir.“
Er lieſt das Blatt mit leiſem Beben
Und liebt's und drückt es an ſein Herz.
Gewaltſam theilet ſich ſein Leben
In große Wonne — tiefen Schmerz.
Sollt er die Theuerſte nun meiden?
Kann ſie dies Trauern ihm bereiten!
Soll er ſie nimmer wieder ſehn?
Er geht nun, wie ſie ihm geboten;
Da trifft ein Mörderdolch die Bruſt.
Doch ſteigt er freudig zu den Todten,
Denn der Erinnerung ſüße Luſt
Ruft ihm herauf die ſchönſte Stunde,
Er hänget noch an ihrem Munde —
Entſchlummert ſanft in ihrem Arm.
Gedruckt bei Trowitzſch und Sohn in Berlin.
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