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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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langen Ohren mit lautem Gestöhn den Geist aufgab.
Die Moral und große weise Lehre von dieser Fabel ist:
Brüste dich nicht vor deinem Ende; wenn das falsche
Glück dir den Bauch voll der schönsten Blumen stopft,
so zwingt Dich oft die Nothdurft, alles worauf Du einst
so stolz sein konntest, als stinkenden Mist wieder von
dir zu geben, und jene so dir früher schmeichelten um
deiner seltnen Gaben willen, sind dann grade die, welche
dich am unbarmherzigsten verfolgen. Hättest du Esel, dich
nicht von ein paar überspannten hochtrabenden Gelehr¬
ten verführen lassen, deine Blumenschönheit in der Stadt
Frankfurt, als eine bewundernswürdige Seltenheit zu
zeigen, sondern wärst du ruhig in deinen Stall gewan¬
dert, so konntest du ruhig deine Verdauung abwarten,
und jeden Tag in der Blumenzeit aufs neue deinen
Bauch mit lieblichen würzigen Speisen füllen, und dein
Ruhm würde auch nicht ausgeblieben sein, denn man
würde zu dir hinausgekommen sein ins Feld um dich
zu bewundern. Die dritte Moral ist die, daß doch ein
hochweiser Rath es sich zur warnenden Lehre nehme,
alles womit ein Esel in seinem Bauche prahlt, ja nicht
hoch anzuschlagen, da es nach kurzer Zeit doch immer
zu Mist werden muß. --

Den Savigny und alle hat die Geschichte des An¬

langen Ohren mit lautem Geſtöhn den Geiſt aufgab.
Die Moral und große weiſe Lehre von dieſer Fabel iſt:
Brüſte dich nicht vor deinem Ende; wenn das falſche
Glück dir den Bauch voll der ſchönſten Blumen ſtopft,
ſo zwingt Dich oft die Nothdurft, alles worauf Du einſt
ſo ſtolz ſein konnteſt, als ſtinkenden Miſt wieder von
dir zu geben, und jene ſo dir früher ſchmeichelten um
deiner ſeltnen Gaben willen, ſind dann grade die, welche
dich am unbarmherzigſten verfolgen. Hätteſt du Eſel, dich
nicht von ein paar überſpannten hochtrabenden Gelehr¬
ten verführen laſſen, deine Blumenſchönheit in der Stadt
Frankfurt, als eine bewundernswürdige Seltenheit zu
zeigen, ſondern wärſt du ruhig in deinen Stall gewan¬
dert, ſo konnteſt du ruhig deine Verdauung abwarten,
und jeden Tag in der Blumenzeit aufs neue deinen
Bauch mit lieblichen würzigen Speiſen füllen, und dein
Ruhm würde auch nicht ausgeblieben ſein, denn man
würde zu dir hinausgekommen ſein ins Feld um dich
zu bewundern. Die dritte Moral iſt die, daß doch ein
hochweiſer Rath es ſich zur warnenden Lehre nehme,
alles womit ein Eſel in ſeinem Bauche prahlt, ja nicht
hoch anzuſchlagen, da es nach kurzer Zeit doch immer
zu Miſt werden muß. —

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[37/0053] langen Ohren mit lautem Geſtöhn den Geiſt aufgab. Die Moral und große weiſe Lehre von dieſer Fabel iſt: Brüſte dich nicht vor deinem Ende; wenn das falſche Glück dir den Bauch voll der ſchönſten Blumen ſtopft, ſo zwingt Dich oft die Nothdurft, alles worauf Du einſt ſo ſtolz ſein konnteſt, als ſtinkenden Miſt wieder von dir zu geben, und jene ſo dir früher ſchmeichelten um deiner ſeltnen Gaben willen, ſind dann grade die, welche dich am unbarmherzigſten verfolgen. Hätteſt du Eſel, dich nicht von ein paar überſpannten hochtrabenden Gelehr¬ ten verführen laſſen, deine Blumenſchönheit in der Stadt Frankfurt, als eine bewundernswürdige Seltenheit zu zeigen, ſondern wärſt du ruhig in deinen Stall gewan¬ dert, ſo konnteſt du ruhig deine Verdauung abwarten, und jeden Tag in der Blumenzeit aufs neue deinen Bauch mit lieblichen würzigen Speiſen füllen, und dein Ruhm würde auch nicht ausgeblieben ſein, denn man würde zu dir hinausgekommen ſein ins Feld um dich zu bewundern. Die dritte Moral iſt die, daß doch ein hochweiſer Rath es ſich zur warnenden Lehre nehme, alles womit ein Eſel in ſeinem Bauche prahlt, ja nicht hoch anzuſchlagen, da es nach kurzer Zeit doch immer zu Miſt werden muß. — Den Savigny und alle hat die Geſchichte des An¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/53>, abgerufen am 22.11.2024.