lisch Weisheitsschicksal darf gelten. Lautere Güte, das ist der Erfrischungsquell für die Kindernatur aus dem sie Gesundheit trinkt -- und Abends wenns schlummert, da haucht es Segen, wie die schlummernden Sträucher auch Segen duften, an denen man hingeht in der Däm¬ merung. -- Ein Kindchen einwiegen bei Mondenschein, dazu würden mir gewiß schöne Melodieen einfallen, was geht einem die Welt an, die verkehrt ist. Alles was ich seh wie man mit Kindern umgeht, ist Ungerechtigkeit. Nicht Großmuth, nicht Wahrhaftigkeit, nicht freier Wille sind die Nahrung ihrer Seele, es liegt ein Sclavendruck auf ihnen. Ach wenn ein Kind nicht innerlich eine Welt hätte, wo wollt es sich hinretten vor dem Sündenun¬ verstand, der bald den keimenden Wiesenteppich über¬ schwemmt. -- Da sagen die Leute, ein Kind darf nicht alles wissen. -- Wie dumm! -- Was es fassen kann, das darfs auch wissen, für was hätte es die Macht zu begreifen? -- Der Geist langt wie eine Pflanze mit jungen Ranken hinaus in die Lüfte und will was fassen, und da kommt der Unverstand, an den kann er sich freilich nicht ansaugen, da muß der Kindergeist abster¬ ben; sonst, wie bald würde die Weisheit der Unschuld, den Aberwitz der Unverschämtheit beschämen. Ungeduld und Zorn und Mißstimmung werden ihnen wie Autori¬
liſch Weisheitsſchickſal darf gelten. Lautere Güte, das iſt der Erfriſchungsquell für die Kindernatur aus dem ſie Geſundheit trinkt — und Abends wenns ſchlummert, da haucht es Segen, wie die ſchlummernden Sträucher auch Segen duften, an denen man hingeht in der Däm¬ merung. — Ein Kindchen einwiegen bei Mondenſchein, dazu würden mir gewiß ſchöne Melodieen einfallen, was geht einem die Welt an, die verkehrt iſt. Alles was ich ſeh wie man mit Kindern umgeht, iſt Ungerechtigkeit. Nicht Großmuth, nicht Wahrhaftigkeit, nicht freier Wille ſind die Nahrung ihrer Seele, es liegt ein Sclavendruck auf ihnen. Ach wenn ein Kind nicht innerlich eine Welt hätte, wo wollt es ſich hinretten vor dem Sündenun¬ verſtand, der bald den keimenden Wieſenteppich über¬ ſchwemmt. — Da ſagen die Leute, ein Kind darf nicht alles wiſſen. — Wie dumm! — Was es faſſen kann, das darfs auch wiſſen, für was hätte es die Macht zu begreifen? — Der Geiſt langt wie eine Pflanze mit jungen Ranken hinaus in die Lüfte und will was faſſen, und da kommt der Unverſtand, an den kann er ſich freilich nicht anſaugen, da muß der Kindergeiſt abſter¬ ben; ſonſt, wie bald würde die Weisheit der Unſchuld, den Aberwitz der Unverſchämtheit beſchämen. Ungeduld und Zorn und Mißſtimmung werden ihnen wie Autori¬
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liſch Weisheitsſchickſal darf gelten. Lautere Güte, das
iſt der Erfriſchungsquell für die Kindernatur aus dem
ſie Geſundheit trinkt — und Abends wenns ſchlummert,
da haucht es Segen, wie die ſchlummernden Sträucher
auch Segen duften, an denen man hingeht in der Däm¬
merung. — Ein Kindchen einwiegen bei Mondenſchein,
dazu würden mir gewiß ſchöne Melodieen einfallen, was
geht einem die Welt an, die verkehrt iſt. Alles was ich
ſeh wie man mit Kindern umgeht, iſt Ungerechtigkeit.
Nicht Großmuth, nicht Wahrhaftigkeit, nicht freier Wille
ſind die Nahrung ihrer Seele, es liegt ein Sclavendruck
auf ihnen. Ach wenn ein Kind nicht innerlich eine Welt
hätte, wo wollt es ſich hinretten vor dem Sündenun¬
verſtand, der bald den keimenden Wieſenteppich über¬
ſchwemmt. — Da ſagen die Leute, ein Kind darf nicht
alles wiſſen. — Wie dumm! — Was es faſſen kann,
das darfs auch wiſſen, für was hätte es die Macht zu
begreifen? — Der Geiſt langt wie eine Pflanze mit
jungen Ranken hinaus in die Lüfte und will was faſſen,
und da kommt der Unverſtand, an den kann er ſich
freilich nicht anſaugen, da muß der Kindergeiſt abſter¬
ben; ſonſt, wie bald würde die Weisheit der Unſchuld,
den Aberwitz der Unverſchämtheit beſchämen. Ungeduld
und Zorn und Mißſtimmung werden ihnen wie Autori¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/84>, abgerufen am 25.11.2024.
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