des Windes Brausen der Fluthen Stürzen, Lebensme¬ lodieen aussprechen; und daß jedes Wesen in sich, auch jede Liebe jede Sehnsucht und jede Befriedigung in sich trage, und die Flamme die Pforte sprenge zu ewiger Ver¬ jüngung, das denk ich. -- Dir mehr wie jedem gehört der goldne Friede, daß Du geschieden seist von aller Störung jener Mächte die Dich bilden; und drum mein ich als, ich müsse Dich einschließen und Wächter vor Dir sein, und daß ich nächtlich möcht an Dein Lager treten und gesammelten Thau auf Deine Stirne tröpfeln, -- ich weiß nicht was Du bist, es schwankt in mir, aber wo ich einsam gehe in der Natur, da ist es immer als suche ich Dich, und wo ich ausruhe, da gedenk ich Deiner. -- Es ist eine alte Warte hier am Ende des Berggartens, eine zer¬ brochne Leiter inwendig die keiner zu ersteigen wagt führt da hinauf, ich kann mich aber hinauf schwingen mit einigen Kunstsprüngen, da bin ich also ganz allein, und sehe wie weit? -- aber ich sehe nicht, ich trage mich hin, wos in der Ferne nur nebelt und schwimmt, und fordere nicht Rechenschaft vom Auge, froh daß ich allein bin, und daß mein gehört so weit ich mich fühle. da oben bin ich mit Dir, da segne ich die Erde in Dei¬ nem Namen. Und leb wohl bald schreib ich mehr und deutlicher, ich fühl in diesem Brief ein elektrisch Beben
des Windes Brauſen der Fluthen Stürzen, Lebensme¬ lodieen ausſprechen; und daß jedes Weſen in ſich, auch jede Liebe jede Sehnſucht und jede Befriedigung in ſich trage, und die Flamme die Pforte ſprenge zu ewiger Ver¬ jüngung, das denk ich. — Dir mehr wie jedem gehört der goldne Friede, daß Du geſchieden ſeiſt von aller Störung jener Mächte die Dich bilden; und drum mein ich als, ich müſſe Dich einſchließen und Wächter vor Dir ſein, und daß ich nächtlich möcht an Dein Lager treten und geſammelten Thau auf Deine Stirne tröpfeln, — ich weiß nicht was Du biſt, es ſchwankt in mir, aber wo ich einſam gehe in der Natur, da iſt es immer als ſuche ich Dich, und wo ich ausruhe, da gedenk ich Deiner. — Es iſt eine alte Warte hier am Ende des Berggartens, eine zer¬ brochne Leiter inwendig die keiner zu erſteigen wagt führt da hinauf, ich kann mich aber hinauf ſchwingen mit einigen Kunſtſprüngen, da bin ich alſo ganz allein, und ſehe wie weit? — aber ich ſehe nicht, ich trage mich hin, wos in der Ferne nur nebelt und ſchwimmt, und fordere nicht Rechenſchaft vom Auge, froh daß ich allein bin, und daß mein gehört ſo weit ich mich fühle. da oben bin ich mit Dir, da ſegne ich die Erde in Dei¬ nem Namen. Und leb wohl bald ſchreib ich mehr und deutlicher, ich fühl in dieſem Brief ein elektriſch Beben
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des Windes Brauſen der Fluthen Stürzen, Lebensme¬
lodieen ausſprechen; und daß jedes Weſen in ſich, auch
jede Liebe jede Sehnſucht und jede Befriedigung in ſich
trage, und die Flamme die Pforte ſprenge zu ewiger Ver¬
jüngung, das denk ich. — Dir mehr wie jedem gehört der
goldne Friede, daß Du geſchieden ſeiſt von aller Störung
jener Mächte die Dich bilden; und drum mein ich als, ich
müſſe Dich einſchließen und Wächter vor Dir ſein, und daß
ich nächtlich möcht an Dein Lager treten und geſammelten
Thau auf Deine Stirne tröpfeln, — ich weiß nicht was
Du biſt, es ſchwankt in mir, aber wo ich einſam gehe
in der Natur, da iſt es immer als ſuche ich Dich, und
wo ich ausruhe, da gedenk ich Deiner. — Es iſt eine
alte Warte hier am Ende des Berggartens, eine zer¬
brochne Leiter inwendig die keiner zu erſteigen wagt
führt da hinauf, ich kann mich aber hinauf ſchwingen
mit einigen Kunſtſprüngen, da bin ich alſo ganz allein,
und ſehe wie weit? — aber ich ſehe nicht, ich trage
mich hin, wos in der Ferne nur nebelt und ſchwimmt,
und fordere nicht Rechenſchaft vom Auge, froh daß ich
allein bin, und daß mein gehört ſo weit ich mich fühle.
da oben bin ich mit Dir, da ſegne ich die Erde in Dei¬
nem Namen. Und leb wohl bald ſchreib ich mehr und
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/108>, abgerufen am 24.11.2024.
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