Zeichen seiner Absonderung von dem Unreinen, Unge¬ messnen, Ungeistigen! -- und diese stille Hieroglyphen sind Deine Gedichte, die bald in den Wellen der Zeiten ein¬ schmelzen, aber es ist segenwallender Geist der sie durch¬ geistigt, und es wird einst Thau niederregnen der auf¬ stieg von Deinem Geist. Ja ich seh Dich Schwan, ruhig Zwiesprache haltend mit den flüsternden Schilfen am Gestade, und dem lauen Wind Deine ahnungsvolle Seufzer hingebend, und ihnen nachsehend wie er hin¬ zieht weit, weit über den Wassern -- und kein Bote kommt zurück ob er je landete. -- Aber keinen Geist tragen die Schwingen so hoch daß er die Weite erfasse mit einem Feuerblick, es sei denn, er fache das heilige Schö¬ pfungsfeuer mit seinem Athem an; und so werden Flam¬ men aufsteigen, bewegt vom Gesetz Deines Hauchs aus Deiner Seele, und zünden im Herzen jugendlicher Ge¬ schlechter, die knabenhaft männlich sich deuchtend, nim¬ mer es ahnen daß der Jünglingshauch der ihre Brust erglüht niemals erstieg aus Männergeist. -- Was denk ich doch? -- Der Geist athmet, denk ich? -- ihn nähren die Elemente, er trinkt die Luft, dies feine Beben und Trei¬ ben in ihr. Auch in und unter der Erde zeugen Gesetze, sittliche und bürgerliche, der Natur. -- Die Luft vermählt sich mit der Erde als Geist mit dem Wort; und daß
Zeichen ſeiner Abſonderung von dem Unreinen, Unge¬ meſſnen, Ungeiſtigen! — und dieſe ſtille Hieroglyphen ſind Deine Gedichte, die bald in den Wellen der Zeiten ein¬ ſchmelzen, aber es iſt ſegenwallender Geiſt der ſie durch¬ geiſtigt, und es wird einſt Thau niederregnen der auf¬ ſtieg von Deinem Geiſt. Ja ich ſeh Dich Schwan, ruhig Zwieſprache haltend mit den flüſternden Schilfen am Geſtade, und dem lauen Wind Deine ahnungsvolle Seufzer hingebend, und ihnen nachſehend wie er hin¬ zieht weit, weit über den Waſſern — und kein Bote kommt zurück ob er je landete. — Aber keinen Geiſt tragen die Schwingen ſo hoch daß er die Weite erfaſſe mit einem Feuerblick, es ſei denn, er fache das heilige Schö¬ pfungsfeuer mit ſeinem Athem an; und ſo werden Flam¬ men aufſteigen, bewegt vom Geſetz Deines Hauchs aus Deiner Seele, und zünden im Herzen jugendlicher Ge¬ ſchlechter, die knabenhaft männlich ſich deuchtend, nim¬ mer es ahnen daß der Jünglingshauch der ihre Bruſt erglüht niemals erſtieg aus Männergeiſt. — Was denk ich doch? — Der Geiſt athmet, denk ich? — ihn nähren die Elemente, er trinkt die Luft, dies feine Beben und Trei¬ ben in ihr. Auch in und unter der Erde zeugen Geſetze, ſittliche und bürgerliche, der Natur. — Die Luft vermählt ſich mit der Erde als Geiſt mit dem Wort; und daß
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Zeichen ſeiner Abſonderung von dem Unreinen, Unge¬
meſſnen, Ungeiſtigen! — und dieſe ſtille Hieroglyphen ſind
Deine Gedichte, die bald in den Wellen der Zeiten ein¬
ſchmelzen, aber es iſt ſegenwallender Geiſt der ſie durch¬
geiſtigt, und es wird einſt Thau niederregnen der auf¬
ſtieg von Deinem Geiſt. Ja ich ſeh Dich Schwan, ruhig
Zwieſprache haltend mit den flüſternden Schilfen am
Geſtade, und dem lauen Wind Deine ahnungsvolle
Seufzer hingebend, und ihnen nachſehend wie er hin¬
zieht weit, weit über den Waſſern — und kein Bote kommt
zurück ob er je landete. — Aber keinen Geiſt tragen
die Schwingen ſo hoch daß er die Weite erfaſſe mit
einem Feuerblick, es ſei denn, er fache das heilige Schö¬
pfungsfeuer mit ſeinem Athem an; und ſo werden Flam¬
men aufſteigen, bewegt vom Geſetz Deines Hauchs aus
Deiner Seele, und zünden im Herzen jugendlicher Ge¬
ſchlechter, die knabenhaft männlich ſich deuchtend, nim¬
mer es ahnen daß der Jünglingshauch der ihre Bruſt
erglüht niemals erſtieg aus Männergeiſt. — Was denk
ich doch? — Der Geiſt athmet, denk ich? — ihn nähren die
Elemente, er trinkt die Luft, dies feine Beben und Trei¬
ben in ihr. Auch in und unter der Erde zeugen Geſetze,
ſittliche und bürgerliche, der Natur. — Die Luft vermählt
ſich mit der Erde als Geiſt mit dem Wort; und daß
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/107>, abgerufen am 24.11.2024.
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